19. Mai 2022

Neuer Siebenbürgen-Bereich wird im Ungarischen Freilichtmuseum in Szentendre eröffnet

Im Ungarischen Freilichtmuseum Skanzen in Szentendre nördlich von Budapest wird am 19. Mai der erste Siebenbürgen-Gebäudekomplex eröffnet. Interessierte Besucher erhalten im neuen Museumsbereich ab 22. Mai Einblick in die Lebensweise sowohl der Dorfbewohner als auch der bürgerlichen Stadtbevölkerung in Siebenbürgen.
Der Lebensstil im Alltag und die Art und Weise, wie die Feiertage in 20. Jahrhundert erlebt wurden, weisen keine bemerkenswerten Unterschiede zwischen der urbanen und der Provinzbevölkerung auf. Das Ungarische Freilichtmuseum Skanzen versucht eine Premiere in seiner bisherigen Geschichte aufzuzeigen. Das Städtische wird durch sechs Häuser, das Dörfliche durch fünf bäuerliche Anwesen (Porta) sowie durch ein Kulturhaus, ein Schulgebäude und eine unitarische Kirche auf einem Kirchengelände präsentiert.
Sächsisches Anwesen aus Neudorf im Ungarischen ...
Sächsisches Anwesen aus Neudorf im Ungarischen Freilichtmuseum in Szentendre.
Wie das Museum in einem Pressetext mitteilt, sei die Darstellung der Kleinstadt besonders gelungen: Um einen kleinen Stadtplatz reihen sich stimmungsvoll die zeitgemäßen Wohnhäuser, eine von Kós Károly entworfene Anwaltswohnung aus Sankt Georgen (ungarisch Sepsiszentgyörgy, rumänisch Sfântu Gheorghe) sowie eine Druckerei mit einer im Jugendstil entworfenen Fassade und ein Kaffeehaus aus Neumarkt am Mieresch (Marosvásárhely, Târgu Mureș). Ein Postamt aus Oderhellen (Székelyudvarhely, Odorheiu Secuiesc) vom Anfang der 20. Jahrhunderts wird mit zeitgenössischer Einrichtung gezeigt. Nach dem Muster der großen bürgerlichen Bauten dieser Zeit wurde die Apotheke aus Szeklerkreuz (Székelykeresztúr, Cristuru Secuiesc) maßgerecht aufgestellt. Gleich nebenan können die Besucher der Atmosphäre eines früheren Modegeschäftes aus Szekler Neumarkt (Kézdivásárhely, Târgu Secuiesc) erleben. Diese Epoche wird zudem durch zahlreiche Ausstellungstücke in verschiedenen Räumen und Aktionsflächen veranschaulicht. In dem Jargány-Park kann man Dreiräder ausprobieren und in den Erlebnisgarderoben Kleider aus vergangenen Zeiten zum Anziehen ausleihen.

Neben dem Kleinstadtkomplex wurden in der Dorfmitte die unitarische Kirche von Gallendorf (Nyárádgálfalva, Gălești) sowie ein Kulturhaus und eine Schule nachgebaut. Fünf bäuerliche Anwesen ergänzen die ländliche Dorfatmosphäre. Ein sächsisches Anwesen aus Neudorf bei Hermannstadt (Szászújfalu, Nou) steht für die farbenfrohe und reiche Vielfalt der siebenbürgisch-sächsischen Kultur. Das Anwesen aus Langendorf (Hosszúfalú, Săcele) bei Kronstadt vermittelt den Lebensstil der dortigen Tschango (Csángó)-Minderheit. Das Anwesen aus Bladenmarkt (Balavásár, Bălăușeri) thematisiert neben der Bauweise der Häuser an der Kleinkokel auch die Lebensweise der früheren Bewohner und schwerpunktmäßig die traditionelle Küche. Im Fokus steht das damalige Hauptnahrungsmittel, der Mais. Das älteste Anwesen im siebenbürgischen Gebäudekomplex stammt aus Csikszentsimon (rumänisch Sansimion). Anhand des typischen Bauernhofs aus dem Szeklerland wird das traditionelle Tschicker Brauchtum, darunter ein geschnitztes Szeklertor, präsentiert. Das Bauernhaus aus Homoródalmás (Merești) ist mit handbemalten Bauernmöbeln eingerichtet, die Meisterwerke der örtlichen Möbelmalereikunst darstellen.

Das Freilichtmuseum Skanzen verwendet moderne visuelle Elemente, digitale Geräte und Lichteffekte, um die Ausstellung für die Besucher des 21. Jahrhunderts attraktiv zu gestalten. Zudem werden Geschichten, persönliche Schicksale und historische Ereignisse anschaulich präsentiert. Beim Betreten der Häuser aus der Jahrhundertwende wird man von Bewohnern begrüßt, die zeitgetreu und zum Thema passend bekleidet sind.

Anwesen aus Neudorf bei Hermannstadt

Das größte bäuerliche Anwesen im Siebenbürgen-Bereich stammt aus Neudorf bei Hermannstadt (ungarisch Szászújfalu, rumänisch Nou). Es stellt die farbenfrohe Vielfalt und die Reichtümer der siebenbürgisch-sächsischen Kultur dar, die über Jahrhunderte das wirtschaftliche, kulturelle und kirchliche Leben in Siebenbürgen geprägt hat. Das Anwesen besteht aus je zwei Wohnhäusern, Nebengebäuden und Scheunen. Geboten werden ausführliche Informationen über die Einwanderung der Sachsen nach Siebenbürgen, die wichtigsten Ereignisse in ihrer Geschichte und das Zusammenleben mit den anderen Volksgruppen. Die Besucher können hier das Gemeinschaftsleben, die Nachbarschaften, Bräuche und Handwerkkunst kennenlernen. Die Ausstellung zeigt auch eine – in Ungarn weniger bekannte – dramatische Entwicklung der Geschichte der Sachsen in Siebenbürgen. Bis in die 1990er Jahre hinein verschwinden allmählich die ethnischen Strukturen der sächsischen Gemeinschaft in Siebenbürgen. Die Problematik der Auswanderung in die Bundesrepublik Deutsch-land wird im Museum anhand von persönlichen Lebensgeschichten, Dokumenten und Exponaten dargestellt. Im „Haus der Erinnerung“ werden persönliche Interviews gezeigt, die auf folgende Fragen eingehen: Wie das Leben der Gemeinschaft der Siebenbürgen Sachsen heute aussieht und wie diese Volksgruppe ihre Identität weiterhin bewahren kann.

Schlagwörter: Ungarn, Museum, Szentendre, Tradition, Neudorf

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