29. Juni 2022

Literaturkreis auf Schloss Horneck

Am 19. Mai trafen sich 13 Teilnehmer eines Heidelberger Literaturkreises auf Schloss Horneck. Sie wollten an einem authentischen Ort Kultur und insbesondere Literatur der Siebenbürger Sachsen kennenlernen. In Gundelsheim am Neckar auf Schloss Horneck ist mit dem Siebenbürgen-Institut, der Siebenbürgischen Bibliothek und dem Siebenbürgischen Museum das „kulturelle Gedächtnis“ der Siebenbürger Sachsen beheimatet. Marianne und Heinz Acker, Mitglieder dieses Literaturkreises, hatten sich viel vorgenommen.
Wie kann man Literatur von nahezu 900 Jahren einer hoch motivierten Zuhörerschaft nahebringen? Man traf sich bei Kaiserwetter in der Veranda zu Kaffee und Kuchen und sammelte dabei erste Eindrücke zu Siebenbürgen. Die Veranda, auch „Weinland“ genannt, verbindet die mit Bildern ausgestattete Weinkultur der alten Heimat mit dem freien Blick auf das sogenannte „Himmelreich“, den Weinbergen Gundelsheims. Nach einer kurzen Einführung zur Geschichte des Schlosses und Schlossführung mit Musikeinlage durch H. Acker, begab man sich in den Seminarraum (Industriezimmer), um am Konferenztisch zur Sache zu schreiten. Dort konnten die Teilnehmer auch die Raketenpioniere Siebenbürgens bewundern.

Hier nun teilten sich Heinz und Marianne Acker die Aufgaben. Marianne präsentierte einen Abriss der siebenbürgischen Literatur von ihren Anfängen (Minnesänger Klingsor) bis zur rumäniendeutschen Literatur der Jetztzeit. Heinz stellte Hans Bergels Roman „Der Tanz in Ketten“ vor. Dazu wurden Ausschnitte aus dem Roman gelesen. Natürlich war das ein Parforceritt, den unsere Literaturfreunde aber mit großem Interesse aufnahmen. Diese Ausführungen veranlassten unsere Freunde, die allesamt das Leben in einer kommunistischen Diktatur nicht kannten, Parallelen zur Gegenwart in der Ukraine zu ziehen.

Dann traf man sich zum Abendessen im Salon Alzen, wo Familie Pietralla uns trefflich versorgte. Ein Historiker, der sich auch mit Heraldik beschäftigt, erzählte einiges zu dem Wappen am Burgtor, eine Ärztin zeigte sich interessiert am Roemheld-Syndrom, ein Lehrer fand den Aufbau von Bergels Roman faszinierend. Bei all der Schwere des Themas enthält der Roman auch befreiende Sequenzen. Zum Schluss las ich die Kurzgeschichte „Die Pendeluhr“ von Hans Bergel vor. Bei guten Gesprächen klang der Abend aus.

Am nächsten Tag war ein Museumsbesuch angesagt. Dr. Markus Lörz, der leitende Kurator des Museums, führte persönlich durch die Räume und wies darauf hin, dass in Kürze mit der neuen Bildergalerie und der Schatzkammer noch weitere Schätze unserer reichhaltigen Kultur gezeigt werden können.

Unsere Literaturfreunde staunten über den Kulturreichtum dieser Landschaft sowie über die erstaunliche Leistung des Erhalts einer aus dem Mutterland mitgebrachten Kultur so weit weg vom deutschen Binnenland, über so lange Zeit hinweg. Hedda Küttner, die Leiterin unseres Kreises, bedankte sich und trug sich in das Gästebuch des Museums ein.

Wir aber waren froh und dankbar, dass wir diese sehens- und hörenswerten Schätze in dem wundervollen Ambiente des Schlosses unseren Freunden nahe bringen konnten.

Marianne Acker

Schlagwörter: Schloss Horneck, Literaturkreis, Treffen, Siebenbürgisches Museum

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