24. Oktober 2022
Leben ist Kunst: Neuerscheinung zum Werk des Heltauer Künstlers Otmar Stefani
Der Heltauer Maler und Zeichner Otmar Stefani ist ein Kulturträger siebenbürgischer und europäischer Herkunft, der basal-menschliche und haptische Identitätsfiguren wesentlich lebt und zum Ausdruck bringt. Insofern ist seine Kunst auch Lebenskunst und sein Leben, im gesetzlichen und zugleich frei schöpferischen Ganzen seiner Teile, Kunst.

Otmar Hans Stefani wurde am 6. Juli 1945 in Heltau geboren. In der Grundschule bemerkte seine Zeichenlehrerin ein auffälliges Talent des Elfjährigen im Umgang mit Form und Farbe, was z.B. dazu führte, dass Stefani 1956 am „Neuer Weg-Wettbewerb“ in Rumänien teilnahm und landesweit den 5. Platz im Zeichnen belegte. Drei Jahre später zeigte sich eine Signatur, die für das ganze Leben von Stefani charakteristisch bleiben sollte: Er besteht die Aufnahmeprüfung an der Fachschule für Maschinenbau in Hermannstadt und erhält zugleich, 1959, die erste künstlerische Ausbildung an der Kunstschule in Hermannstadt. Diese Parallelität ist etwas ganz Besonderes: Das Werktätige des Lebens und des künstlerischen Schaffens sind zwei Seiten einer ganzmenschlichen Medaille. Davon blieb in den Folgejahren für Stefani zunächst über das technische Zeichnen besonders die Gesetzlichkeit der Zeichensprache im Vordergrund, die freie Kunst trat etwas zurück zugunsten der existenziellen Lebensorientierung des nunmehr ausgebildeten Maschinenbauers. Die unmittelbare familiäre Umgebung förderte neben der praktisch-beruflichen Seite das Künstlerische – allen voran die Eltern und der Großvater (er starb 1960, die Mutter 1962 – was für eine Krisenzeit für den damals Violine spielenden Jugendlichen, der seine wichtigsten seelischen Partner verliert!).

Zum Schluss sei noch ein inneres Bild angefügt, das meine Bemerkungen als Herausgeber des Buches über Otmar Stefani ergänzen möge. Als Jugendlicher hatte ich Ende 70er, Anfang 80er Jahre des letzten Jahrhunderts regelmäßig Ferienaufenthalt bei „Irenchen und Oti“ in Heltau und ließ ihre liebevolle und menschliche Art tief auf mich wirken. Ich konnte zusehen, mit welcher Akribie Oti ein fünfzig Jahre altes Fahrrad bis auf die letzte Schraube zerlegte, um Einzelteile in Stand zu setzten und das Ganze neu aufzubauen. Später fuhren wir mit dem fertigen Fahrrad. Es war ein Traum, sogar auf holprigen Straßen lediglich das weiche Summen der Kette zu hören. Meine kindliche Erfahrung aus diesem Erlebnis war: Dinge brauchen Zeit, Ziele kann man nicht alle wollen – man muss sich ihnen widmen und Geduld haben, die Anwesenheit im Leben hat performative Natur, das Menschliche ist Handwerk und Kunstwerk zugleich. Diesem Motiv widme ich besonders die Fahrradskizze in diesem Bändchen.
Die Bilder, die in der Buch-Neuerscheinung mit dem Titel „Form und Farbe“ gezeigt werden, sind in verschiedenen Ausstellungen in Göttingen und in Ungarn der Öffentlichkeit teilweise präsentiert worden. Sie stellen eine Spur dar, an der eine unausgesprochene Dimension erahnt werden kann, die nur aus dem Verständnis des ganzen Menschen Otmar Stefani entspringen kann. Er wird durch diese Dimension zu einem Kulturträger siebenbürgischer und europäischer Herkunft, der basal-menschliche und haptische Identitätsfiguren wesentlich lebt und zum Ausdruck bringt.
Walter Hutter
„Form und Farbe – Otmar Stefani’s Bilderwelt“, herausgegeben von Walter Hutter, edition arev Tübingen, 136 Seiten, 22,90 Euro, ISBN 978-3-756819119, lieferbar seit dem 3. Oktober 2022 über den BuchhandelSchlagwörter: Neuerscheinung, Künstler, Heltau
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