8. Dezember 2024

Siebenbürgisch-sächsische Meistersinger in Nürnberg: Gedenken an Ernst Irtel und Jubiläum der "Līdertrun"

Die Gedenkveranstaltung zu Ehren des begnadeten Musikpädagogen und Komponisten Ernst Irtel und das Jubiläumskonzert des Ensembles „De Līdertrun“ lockten am 10. November 2024 mehr als 130 begeisterte Besucher ins Haus der Heimat in Nürnberg.
Angelika Meltzer, Vorsitzende des Nürnberger Kulturbeirats zugewanderter Deutscher, begrüßte die Gäste, darunter viele ehemalige Irtel-Schüler aus Schäßburg, Hermannstadt und Mediasch, sowie die Mitglieder des Ensembles „De Līdertrun“ aufs Herzlichste. Die Musikgruppe eröffnete die Gedenkfeier mit dem Volkslied „Ich gohn af de Bräck“. Mit diesem alten Lied, das Irtel auch für Chöre bearbeitet hat, verbindet sie ein unvergessliches, emotionales Erlebnis mit dem Musikpädagogen auf Schloss Horneck.

An diesem Nachmittag wollten wir innehalten, um die Erinnerung an Ernst Irtel zu feiern, seine Visionen zu reflektieren und die Werte, die er verkörperte weiterzugeben. Die Moderatorin des Tages, Margit Csiky, führte gekonnt durch das Programm und munterte die Besucher auf, in die Welt der Lieder einzutauchen, die Irtel so geliebt hat.
Sie gestalteten den Kulturnachmittag im Haus der ...
Sie gestalteten den Kulturnachmittag im Haus der Heimat in Nürnberg, von links nach rechts: Angelika Meltzer, Hans Seiwerth, Angela Seiwerth, Georg Ongert, Marlene Mild, Michael Gewölb, Christian Duca, Karl Heinz Piringer, Margrit Csiky, Rolf Binder. Foto: Annette Folkendt
Christian Duca, der Neffe des Komponisten, präsentierte uns anhand eines Bildvortrags das Leben von Ernst Irtel, der 1917 in Mühlbach geboren wurde und im Jahre 2003 in Gundelsheim auf Schloss Horneck verstarb. Irtel hat mit seiner Leidenschaft für die Musik und der Verbundenheit zu der „Līdertrun“ viele Herzen berührt und Generationen inspiriert. Besonders die Förderung junger Musiker lag ihm am Herzen. Seinen Bildvortrag untermalte Christian Duca mit der „Siebenbürgischen Elegie“, einer Aufnahme aus 1986 des Madrigalchors „Cantores Cibiniensis“ unter der Leitung von Kurt Scheiner. Der Text der Elegie weckte die Verbindung zur Heimat, die Schönheit der Landschaft und die kulturellen Wurzeln der Siebenbürger Sachsen.

Mit dem Buch „Der junge siebenbürgische Musiker Carl Filtsch“ sorgte Irtel dafür, dass das „siebenbürgische Wunderkind“ aus Mühlbach nicht in Vergessenheit gerät. Aus diesem Zusammenhang spielte Rolf Binder jun. zwei Filtsch-Kompositionen „Romanze ohne Worte in e-Moll“ und „Barcarole in Ges-Dur“. Sie zeigten die außergewöhnlichen musikalischen Fähigkeiten des jungen Chopin-Schülers Filtsch (1830-1845), der leider bereits im Alter von 15 Jahren verstarb.

Ein weiteres Highlight war der Auftritt des ehemaligen Solo-Cellisten der Staatsphilharmonie Hermannstadt Georg Ongert. An dieser Gedenkveranstaltung erfreute er uns mit drei Miniaturen für Violoncello von Ernst Irtel: „Es ist ein Flüstern in der Nacht“, „Vöglein Schwermut“ und „Albumblatt für Doris“. Begleitet wurde er am Klavier von der Pianistin Angela Seiwerth, die ebenfalls aus Mühlbach stammt und das Glück hatte, mit Irtel zusammenzuarbeiten.

Die Koloratursopranistin Marlene Mild, die Irtel seit ihrer Kindheit kannte, beeindruckte das Publikum mit ihrer bemerkenswerten Sicherheit und Ausdruckskraft, als sie die gesamte Liederreihe ohne Partitur vortrug. Ihr selbstbewusstes Auftreten und die Fähigkeit, die Zuhörer mit ihrer Stimme zu fesseln, machte diesen Auftritt zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Auch Marlene Mild wurde gekonnt von Angela Seiwerth am Klavier begleitet. Zusammen sangen und spielten sie sechs Kunstlieder, die von Ernst Irtel vertont wurden. Sie interpretierten die Lieder „O süßer Mai“, „Lied des Harfenmädchens“, „Und werden Tage“, „Schließe mir die Augen beide“, „Der alte Brunnen“ und „Wenn die warmen Nächte kommen“ und brachten die Schönheit von Irtels Kompositionen zum Ausdruck. Den musikalischen Abschluss dieser hochkarätigen Irtel-Gedenkfeier lieferte wieder „De Līdertrun“ mit dem alten siebenbürgischen Volkslied „Et säß e klie wäld Vijjeltchen“, mit einem Finale von Ernst Irtel. Diese Gedenkveranstaltung war nicht nur eine Hommage an Ernst Irtel, sondern auch eine Gelegenheit für das Publikum, in die Welt der Musik und Poesie einzutauchen.

Nach der ca. 30-minütigen Pause, in der die Besucher die Möglichkeit hatten, sich mit Getränken, Kaffee und Cremeschnitten der Bäckerei Ludwig zu stärken und sich auszutauschen, folgte im zweiten Teil das Jubiläumskonzert zum 50-jährigen Bestehen der Musikgruppe „De Līdertrun“.
Gruppenbild des Fürther Chors. Foto: Gerlinde ...
Gruppenbild des Fürther Chors. Foto: Gerlinde Zakel
In ihrer Begrüßung sagte Angelika Meltzer: „Die Besucher haben nun das große Vergnügen, den Zauberklängen der Musikgruppe zu lauschen, die aus ihrer Liedertruhe alte Volkslieder mit Hilfe vielfältiger Instrumente zum Leben erwecken.“ Die Gruppe feierte an diesem Tag ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum. Karl Heinz Piringer, Hans Seiwerth und Michael Gewölb, sowie die zeitweise Mitwirkung von Angela Seiwerth lieferten uns einen Nachmittag voller Herzenswärme. Beachtet man die Mimik, die Gesten, die Worte, das Singen, die volle Präsenz dieser Siebenbürger Sachsen, konnte man nicht umhin, ihnen nicht nur Respekt zu zollen, sondern auch Begeisterung auf den Heimweg mitzunehmen. Ihre Darbietung startete die Gruppe mit flotten Klängen, gefolgt von traurigen und zugleich schönen Liedern über unerfüllte Liebe, Musikstücke in siebenbürgisch-sächsischer Mundart sowie jiddisches Liedgut, Csárdás und Hora. Mit ihrer Instrumentenvielfalt und den wunderbaren Tönen aus dem Schmelztiegel Siebenbürgen erfreuten sie das Publikum mit Hochzeitsliedern, Alpenländischen Landlertönen, modernem sächsischem Minnesang oder zur Jahreszeit passenden Herbstliedern. Ein absoluter Genuss für jedermann.

Mit anhaltendem Applaus brachte das Publikum die Wertschätzung für die Darbietungen und die Botschaft, die die Künstler vermitteln wollten, zum Ausdruck. Es war ein wunderschöner Moment, in dem die Energie zwischen Künstlern und Publikum spürbar wurde. Nach dem Konzert bedankte sich Angelika Meltzer mit den Worten: „Wie gut, dass sich die außergewöhnlichen Musiker der Gruppe De Līdertrun vor 22 Jahren musikalisch wieder gemeinsam auf den Weg gemacht haben, obwohl sie in Deutschland hunderte von Kilometern voneinander entfernt leben. Unser Kulturgut wäre um einiges ärmer gewesen.“ Prof. Heinz Acker sagte einmal: „Wenn es die Līdertrun nicht schon gegeben hätte, müsste man sie erfinden.“

Als Dankeschön und zur Erinnerung an ihren Auftritt zum goldenen Jubiläum überreichte Angelika Meltzer den Künstlern je eine personifizierte „Goldene Schalplatte“ mit den Worten: „Mögen diese gerahmten, symbolischen Bilder eure Leidenschaft für unser altes Liedgut weiterhin anregen und inspirieren.“ Die „Goldene Stimmgabel“ wurde Angela Seiwerth überreicht, die seit 2022 dabei ist und immer wieder auch auf der Bühne mitwirkt. Angelika Meltzer sprach ihren Dank der Geschäftsleiterin des Hauses der Heimat (HdH) Natalie Keller und ihrer Assistentin Annette Folkendt, dem Hausmeister des HdH Eugen Vetter, sowie dem gesamten Helferteam aus und dankte auch den zahlreichen Besuchern für ihr Kommen.

CD-Bestellungen oder Einladungen gerne über lidertrun[ät]email.de oder bei Hans Seiwerth, Telefon: (0 74 35) 17 62.

Inge Alzner

Schlagwörter: Irtel, Konzert, Nürnberg, Jubiläum, Lidertrun

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