10. Mai 2025

80 Jahre seit der Evakuierung aus Nordsiebenbürgen: Kriegsende 1945

Im besiegten, besetzten und weitgehend zerstörten Deutschland wie auch weitgehend in Österreich stieß das formale Kriegsende im Mai 1945 auf nur noch wenig Interesse. Für die meisten Deutschen war der Krieg mit der Besetzung ihres Heimatortes durch die Alliierten ab Herbst 1944 weitgehend beendet.
Das verschiedenartige Erlebnis des Kriegsendes hing wesentlich von der individuellen Konfrontation mit dem Feind und von persönlicher Unversehrtheit ab: Vergewaltigung und Raub waren in den östlichen Gebieten an der Tagesordnung. Die Sorgen der Menschen galten dem alltäglichen Überlebenskampf und dem Wohlergehen nächster Angehöriger, zu denen die Verbindung häufig abgebrochen war. Millionen Flüchtlinge, Ausgebombte und elternlose Kinder blickten angesichts von Verlust und Zerstörung einer unsicheren Zukunft entgegen. Enttäuschung, Trauer und Resignation bestimmten die Gefühlslagen 1945 ebenso wie Optimismus und weitgespannte Hoffnung auf eine bessere Zeit. (Arnulf Scriba, © Deutsches Historisches Museum, Berlin, 19. Mai 2015, Text: CC BY NC SA 4.0)

Bericht von Viktor Gondosch 1956 – Textanfang ...
Bericht von Viktor Gondosch 1956 – Textanfang Faksimile, Bundesarchiv Zweigstelle Bayreuth
Dr. Viktor Gondosch aus Bistritz schreibt in seinem Erlebnisbericht 1956: „(…) Die Russen waren mittlerweile bis zur Oder vorgedrungen, so dass in kurzer Zeit auch Chemnitz bedroht war. Wir mussten abermals weiter wandern, und zwar nach Krimml an der italienischen Grenze … Am 28. Februar 1945 traten wir nun diese mit so vielen Hindernissen und Schwierigkeiten erkämpfte und bewilligte Reise zum größten Teil im Güterwagen in der größten Kälte nach Krimml an. Über Landshut, Salzburg, Zell am See, wo wir überall umsteigen mussten, fuhren wir im größten Gedränge weiter. Es war alles schon in Auflösung begriffen; die Bahnen und Bahnhöfe waren mit Flüchtlingen und Militär, die sich alle aus dem Kriegsgebiet im Hinterland in Sicherheit bringen wollten, überfüllt. In Krimml kamen wir nach achttägiger Fahrt an und fanden nach vielen Bemühungen in dem Zollhaus in einem Zimmer Unterkunft. … Hier im Zollhaus erfuhren wir am 8. Mai 1945 die Kunde von der Kapitulation und dem Tode Hitlers. An diesem Wendepunkt ließen wir noch einmal die Ereignisse des grausamsten Krieges der Weltgeschichte, der der Menschheit so viel Leid verursachte, Millionen von Menschen ihre Heimat verlassen mussten, ihr Hab und Gut verloren und blühende Städte und Dörfer in Schutt und Asche verwandelt wurden, im Geiste an uns vorüberziehen. Wir gedachten der Heimat, wo unsere Wiege stand und uns tausend Erinnerungen mit diesem Heimatboden verknüpften und erwogen, ob nun nach Beendigung des Krieges wohl die Möglichkeit bestehen würde, in die Heimat zurückzukehren. (…)“ Quelle: Ost-Dok. 2, Nr. 350 – pag. 139-148

Textauswahl: Horst Göbbel

Schlagwörter: Weltkrieg, Evakuierung, Nordsiebenbürger, Geschichte

Bewerten:

13 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.