12. Juni 2006

"Barockensemble Transylvania" vermittelt Klausenburger Musiktradition

Als Boten siebenbürgischer Musik folgten die vier Musiker des "Barockensemble Transylvania" am 3. Mai einer Einladung der Kulturreferentin des Donauschwäbischen Zentralmuseums, Dr. Swantje Volkmann, nach Ulm, in die Söflinger Klosterkirche, wo sie sich dem Publikum als würdige Überbringer gepflegter Klausenburger Musiktradition vorstellten. Es sollte ein faszinierendes, ein unvergessliches Konzerterlebnis werden.
Erich Türk, Cembalist dieser europaweit etablierten Barockformation, begrüßte das erwartungsvolle Auditorium und führte in angenehmer persönlicher Weise durch den Konzertabend. Seine Moderation rundete das musikalische Erleben ab. So erfuhr man auch von einer durchaus siebenbürgischen Besonderheit, der ethnisch-konfessionellen Zusammensetzung der seit über zehn Jahren gemeinsam musizierenden Formation: zwei Ungarn, ein Rumäne und ein Siebenbürger Sachse, die jeweils vier verschiedenen Glaubensgemeinschaften (der römisch-katholischen, reformierten, orthodoxen und evangelischen) angehören. Die Symbolik dieser seltenen Gegebenheit rückte an dieser sakralen Stätte eindrücklich ins Bewusstsein.

Mit einem vielseitigen, ansprechenden Konzertprogramm zogen die Musiker die Zuhörer in ihren Bann. Eingangs erklang das "Ballet de Village" von Boismortier. Mit spielerischer Leichtigkeit musizierten István Nagy, Zoltán Majó, Ciprian Câmpean und Erich Türk auf ihren barocken Originalinstrumenten. Mit versierter Professionalität gelang es ihnen, die akustischen Eigenwilligkeiten dieser Kirche zu ihren Gunsten auszugleichen. In Antonio Vivaldis g-moll-Sonate für Cello und Cembalo genoss man die geschmeidige Interpretation des Cellisten Ciprian Câmpean, dem ein kreativer Cembalist stilgerecht ausschmückend zur Seite stand. Diskret-verschmitzt und elegant spielten sich die beiden Flötenvirtuosen István Nagy (Traversflöte) und Zoltán Majó (Blockflöte) das beschwingte "Duo galante" von E. Ph. Chédeville zu - ein abwechslungsreicher Farbkontrast. J. M. Leclairs Sonate in F-dur vereinte das Ensemble erneut zum harmonisch musizierenden Klangkörper, ein schönes Beispiel europäischer Musik.

Barockmusik auf modernen Instrumenten vorzuführen ist weit verbreitet, erklärte der Moderator Erich Türk, aber wie wäre es, mal andersherum? J. Haydns Londoner Trio, auf alten Instrumenten vorgetragen, bereichert diese ohnehin köstliche musikalische Delikatesse mit einem besonderen Klangkolorit; der sonst recht eintönige Alberti-Bass erklang, auf der Travers-Flöte intoniert, bezaubernd.

Dann ein Höhepunkt aus der Feder eines zeitgenössischen Komponisten: Adrian Borza glückte mit seiner "Suita Transilvania" eine meisterliche Verbindung traditioneller rumänischer Folklore-Muster mit zeitgenössischen Wendungen, wobei die geschickten Hände der vortragenden Folklore-Kenner eine unbändige Lebendigkeit herüber brachten. Schloss man die Augen, vermeinte man einen waschechten "Taraf " gehobenster Klasse - mit Zimbal- vor sich zu haben.

Siebenbürgen ist ein wahrer Schmelztiegel verschiedener Kulturen. Diesen Eindruck erweckten auch die "Alten Ungarischen Tänze" eines anonymen Verfassers aus dem 17. Jahrhundert. Die raffinierten rhythmischen Kombinationen wurden mit großer Spielfreude aufgezeigt.

Wunderbar auf die Vorzüge seines Ensembles abgestimmt sind die Bearbeitungen der Instrumentalmelodien aus Siebenbürgen, der Moldau und der Walachei des Spezialisten für alte Musik, Zoltán Majó, den wir bereits als souveränen Blockflötisten erleben konnten. Warum sollte man mit diesen Instrumenten nicht auch einen jazzigen Abstecher wagen? Unglaublich, was diese Musiker aus ihren "braven" Instrumenten herauszuholen verstanden. Wen wundert es, dass das begeisterte Publikum bei dieser stilistischen Vielfalt und all den beeindruckenden Zeugnissen höchster Spielkunst sich eine Zugabe nach der anderen regelrecht "erklatschte"?

Marianne Seiwerth-Galbács

Schlagwörter: Konzert, Musik

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