13. Juni 2006

"Wat u mengem Wiech gebläht"

Die Brauchtumsveranstaltung beim diesjährigen Heimattag war zwei bekannten siebenbürgischen Künstlern gewidmet. Der 100. Geburtstag der Mundartdichterin und Liederkomponistin Grete Lienert-Zultner (1906-1989) und der 125. Geburtstag des Komponisten, Kapellmeisters und Blasorchestererziehers Martin Thies (1881-1940) waren Anlass genug, beider Arbeit zu würdigen und in einem festlichen Rahmen zu präsentieren.
Grete Lienert-Zultner, die 1906 in Malmkrog als Tochter eines Schulrektors und einer Kindergärtnerin geboren wurde, hat Lieder und Gedichte geschaffen, von denen sich viele zu siebenbürgischem Volksgut entwickelt haben und untrennbar mit siebenbürgischer Kultur und Tradition verbunden sind. Ihre weithin bekannten Lieder werden oft und gern gesungen, und so war es kein Wunder, dass sich einige hundert Heimattagbesucher zeitig eingefunden hatten, um sich einen guten Platz bei der Brauchtumsveranstaltung zu sichern.

Rosel Potoradi führte durch das Programm im voll besetzten Schrannenfestsaal. Foto: Doris Roth
Rosel Potoradi führte durch das Programm im voll besetzten Schrannenfestsaal. Foto: Doris Roth
Der Schrannen-Festsaal war am späten Samstagnachmittag bis auf den letzten Platz gefüllt, als der Fürther Chor unter der Leitung von Reinhold Schneider auf die Bühne kam und vor dem gelungenen Bühnenbild von Hans Folea-Stamp Platz nahm. Nach einer kurzen Einführung von Doris Hutter, Stellvertretende Bundesvorsitzende und Kulturreferentin des Landesverbands Bayern, übernahm Rosel Potoradi, die für die Gestaltung verantwortlich zeichnete, das Mikrofon, um gemeinsam mit Reinhold Schneider und Michael Orend durch den heiter-besinnlichen Nachmittag zu führen.

"Das Jahr 2006 wurde weltweit zum Mozartjahr erklärt. Wir Siebenbürger könnten es auch zum Grete-Lienert-Zultner-Jahr erklären", so begann Rosel Potoradi, ehemals bayerische Kulturreferentin, den ersten Programmteil der Brauchtumsveranstaltung. Eine gelungene Zusammenstellung aus Liedern, die von szenischen Darstellungen begleitet wurden, Gedichten und kurzen Sprecheinlagen der Moderatoren bildete den Rahmen der Veranstaltung, deren Herzstück eine Szene aus dem Lustspiel "Fuesnicht hu mer", auch bekannt unter dem Titel "Wie drieht de Fon hiemen?", war. Die von Hildegard Schmidt geleitete Theatergruppe aus Würzburg, die das Stück schon seit längerem im Repertoire hat und auch in diesem Jahr wieder aufführen wird, spielte gekonnt und mit Herz.

Die Stellvertretende Bundesvorsitzende Doris Hutter führte in die Brauchtumsveranstaltung ein. Foto: Doris Roth
Die Stellvertretende Bundesvorsitzende Doris Hutter führte in die Brauchtumsveranstaltung ein. Foto: Doris Roth

Die von Rosel Potoradi ausgewählten Lieder im Programm, unter anderem "Der Owend kit erun" und "De Astern blähn insem äm Gärtchen", wurden vom Publikum begeistert, sprich mit tatkräftiger gesanglicher Unterstützung aufgenommen, und auch die Gedichtbeiträge, von denen das mottogebende "Wat u mengem Wiech gebläht", vorgetragen von Maria Schuller, nur eines war, fanden großen Anklang. Als Gäste waren die Kinder von Grete Lienert-Zultner, Gretel Fredel und Hans Lienert, nach Dinkelsbühl gekommen, um einige Worte über ihre berühmte Mutter zu sagen.

Mit dem Lied "Iwer de Stappeln blest der Wängd" endete der erste Teil der Brauchtumsveranstaltung, der einen repräsentativen Querschnitt durch das Werk Grete Lienert-Zultners, das sie 1989 nach 82 Lebensjahren hinterließ, präsentierte.

Der von Reinhold Schneider moderierte zweite Teil der Veranstaltung wurde von der Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg e.V. bestritten, die, geleitet von Richard Taub und dirigiert von Hans Welther, Blasmusik des Burzenländer Komponisten Martin Thies zum Besten gab. 1881 in Wolkendorf geboren, zeigte sich schon früh dessen außergewöhnliche musikalische Begabung, von der rund 100 Märsche, verschiedene Tänze, Ouvertüren und Potpourris zeugen. Zu seinen bekanntesten Kompositionen zählt der "Seminaristenmarsch", den die Kapelle neben vielen Stücken aus dem Programm ihres Jubiläumskonzerts zum 30-jährigen Bestehen spielte. Die schwungvolle Darbietung der Nürnberger Blaskapelle stellte einen nahtlosen Übergang zur abendlichen Tanzveranstaltung in der Schranne dar und war gleichzeitig eine gute Aufwärmübung für die Musiker, die die tanzfreudigen Gäste noch bis weit nach Mitternacht mit ihrer Musik unterhielten. Die Brauchtumsveranstaltung war dank umsichtiger Planung und Gestaltung und dank des Engagements aller Mitwirkenden ein Erfolg. Allerdings hätte man sich gewünscht, dass der Programmteil zu Martin Thies ein wenig ausführlicher gewesen wäre.

Doris Roth

Schlagwörter: Heimattag, Mundart, Brauchtum, Musik, Theater

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