2. Oktober 2006

Zeithistorisches Seminar in Bad Kissingen

Der Heiligenhof in Bad Kissingen ist eine empfehlenswerte Adresse. Hier wird für leibliche, aber vor allem auch für geistige Nahrung rundum gesorgt. Nach knapp einem Jahr folgte die siebenbürgische Frauengruppe aus Hessen zum zweiten Mal der Einladung des Studienleiters Gustav Binder in diese Bildungs- und Begegnungsstätte zu einem viertägigen Seminar vom 13. bis 16. August zum Thema: Deutsche und jüdische Zeitgeschichte in Ost- und Mitteleuropa.
In diesem Jahr war die Teilnehmerzahl größer, einige unserer Mitglieder wurden von ihren Ehemännern begleitet, auch weitere Gäste aus dem Rheingau und Breisgau waren mit dabei. Das Niveau des Seminars wurde ganz besonders durch unsere qualifizierten Referenten bestimmt, die an den meisten Lesungen und Diskussionen teilnahmen. Besonders beeindruckend war der Vortrag von Dr. Mariana Hausleitner über das „Erleben der jüdischen Zeitzeugen aus der Bukowina“. Die exakte geschichtliche Dokumentation sowie der dazugehörende Film vermittelten ein umfassendes Verständnis der Jahre 1918-1944 für das Buchenland, ihre Völker und die politischen Ereignisse.

Gruppenbild der Seminarteilnehmerinnen in Bad Kissingen.
Gruppenbild der Seminarteilnehmerinnen in Bad Kissingen.

Das Referat von W. Albert über „Die Deutschen Rumäniens in den 1930er Jahren“ sowie Günter Czernetzkys Film „Donbass-Sklaven“ weckten viele schmerzliche Kindheits- und Jugenderinnerungen. Besonders für unsere Frauen, die die Schreckensjahre der Deportation mitgemacht hatten, war das schwere Kost.
Auch der Vortrag von Georg Aescht über „Die politischen Prozesse im Nachkriegsrumänien“, die sich oft nur gegen die deutsche Minderheit richteten, wie z. B. der „Schwarze-Kirche-Prozess“ oder der „Schriftstellerprozess“ Ende der 1950er Jahre, Letzterer eindrucksvoll dargestellt in dem Film „Der Verrat“, bewegte uns alle.

Um die oft sehr harten Erkenntnisse und Bilder zu verarbeiten, wurden Pausen eingelegt. So führte uns Gustav Binder durch das schöne Bad Kissingen, den herrlichen Kurpark mit seinen prunkvollen Gebäuden in die große Wandelhalle zum Kurkonzert. Ein Höhepunkt war die Busfahrt zum Kreuzberg, von dessen Spitze wir bei sonnigem Wetter die Rhönlandschaft genießen durften. Die Abende verbrachten wir in geselliger Runde mit Liedern; ein Höhepunkt hier die Rezitation des „Prometheus“, professionell vorgetragen von einem unserer Gäste.

Wir alle danken den Referenten für ihre fundierten Vorträge und die aufschlussreichen Diskussionen, vor allem unserer Frankfurter Frauenreferentin Ursula Tobias und dem Seminarleiter Gustav Binder, die diese erlebnisintensiven Tage organisiert haben. Unser einstimmiges Fazit: Wir können allen siebenbürgischen Gruppen ein solches Seminar nur wärmstens empfehlen.

Ute Sturm

Schlagwörter: Tagung, Zeitgeschichte

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