3. Januar 2007

Ein Stern am digitalen Trickfilmhimmel

Kaum eine Filmproduktion kommt heute ohne Computeranimationen aus. Dies gilt auch für den Film „Der Rote Baron“, der im Herbst 2007 in unsere Kinos kommen soll. Als „Chef der visuellen Effekte“ wirkt der 34-jährige Kronstädter Rainer Gombos an der Realisierung dieser rund 18 Millionen teuren Produktion mit.
Der Lebenslauf von Rainer Gombos, geboren 1972 in Kronstadt als Sohn von Dipl.-Ing. Peter und Zahntechnikerin Gudrun Gombos, geborene Zinz, gestaltet sich nach Beendigung des Gymnasiums wie eine atemberaubende Kette von erfolgreichen Unternehmungen. Ein Kleinkind noch, übersiedelte seine Familie in die Bundesrepublik, um in Nürtingen bei Stuttgart eine neue Heimat zu finden. Bereits im Kindesalter zeigte Rainer eine ungewöhnliche zeichnerische Begabung. Seine Zeichnungen und Porträts wurden stets mit großem Staunen und Bewunderung von seinen Eltern und den Erwachsenen aus dem Bekanntenkreis aufgenommen. Beim Betrachten einer Fernsehsendung war er gedanklich vor allem damit beschäftigt, zu ergründen, wie eine Sendung überhaupt „gemacht“ wird.

Rainer Gombos (links) bei Filmarbeiten in Prag.
Rainer Gombos (links) bei Filmarbeiten in Prag.

Sehr früh regte sich auch sein Interesse für die Computerwelt. Als Zehnjähriger besaß er bereits seinen ersten Computer, den er bei einem Wettbewerb gewonnen hatte. Nach dem Gymnasium studierte er ein Jahr an der Freien Kunstschule in Stuttgart, arbeitete nebenher an Werbeclips und bewarb sich mit einer 3-D-Animation an der Filmakademie Ludwigsburg, einer Talentschmiede für den Filmnachwuchs. Hier wurde sein Talent erkannt und so durfte er sein Studium am „Institut für Animation, Visual Effects und digitale Postproduktion“ der Filmakademie beginnen.

Nach zwei Jahren im Studienfach Animation ging er für ein Jahr nach London zu einer Firma für Computerspiele, um nachher sein Studium in Ludwigsburg fortzusetzen. Noch während des Studiums entwickelte er ein Computerspiel für ein Budget von 600 000 Euro. Im Rahmen seines Studiums übernahm Rainer Gombos als „Visual Effects Supervisor“ und Leiter eines Teams von 16 Mitarbeitern die Verantwortung für ein Projekt, bei dem aus einem bereits mit Schauspielern abgedrehten Film mit Hilfe von Computergrafiken ein Science-Fiction-Film werden sollte. Die Studenten schufen mit 150 Effekteinstellungen die 15-minütige Filmproduktion „Caravan“, die mit dem ersten Preis für die besten visuellen Effekte und mit dem Preis für den besten „Education animation film“ ausgezeichnet wurde. Danach bot der Projektkoordinator dieses Filmes, der Oscar-Preisträger Volker Engel, einer der weltweit führenden „Visual Effects Supervisors“, Gombos die Mitarbeit am Film „Coronado“ in den USA an. Er verschob seine Diplomprüfung und ging nach Übersee.

Nach der Arbeit an „Coronado“ bekam Gombos das Angebot, an Roland Emmerichs Klimakatastrophen-Spektakel „The Day After Tomorrow“ mitzuarbeiten. Wer den Film kennt, wird sich zum Beispiel an die Szene erinnern, in der ein russisches Schlachtschiff die völlig überschwemmte Fifth Avenue in New York entlang fährt. Dieses Schlachtschiff kommt gänzlich aus dem Computer und wurde von Rainer Gombos bis ins kleinste Detail entworfen und konstruiert. Er hat auch das Frachtschiff entworfen, das mitten in New York im Eis festfriert. Sein letztes Projekt in den USA war die Mitarbeit am Film „Polar Express“ als „Technical Director for colour and lighting“.

Nach vier Jahren in Los Angeles in Hollywoods Traumfabrik kehrte er, um viele Erfahrungen reicher, nach Deutschland zurück. Hier wurde ihm bei der neu gegründeten Firma „Pixmondo“, die ihren Sitz unweit seines Studienortes hat, der Ludwigsburger Filmakademie, der Job als „Chef der visuellen Effekte“ für den Spielfilm „The Red Baron“ (Der Rote Baron) anvertraut. Der Film handelt von Manfred von Richthofen, dem legendären Jagdflieger im Ersten Weltkrieg. Gombos’ Mitarbeiter, allesamt hochkarätige Animationskünstler, kommen direkt von der Filmakademie Ludwigsburg, aus Los Angeles und London. In der heißen Phase, wenn in den abgedrehten Spielfilm die visuellen Effekte eingefügt werden, ist ihre Zahl von 20 auf 70 angestiegen.

Im Filmstudio Letnany in Prag wurden u. a. 23 Jagdflugzeuge aus der Zeit des 1. Weltkriegs nachgebaut und der Film „The Red Baron“ mit „echten“ Schauspielern gedreht (in der Rolle Manfred von Richthofens der Jungstar Matthias Schweighöfer). Weil die meisten Schauplätze jener Epoche, wie z. B. das historische Berlin anno 1917, nicht mehr existieren und Nachbauten das Budget der privat finanzierten Produktion gesprengt hätten, entstehen 25 Minuten des zweistündigen Spielfilms ausschließlich an den Computern von „Pixmondo“ in Ludwigsburg. Hier werden die von Profis realisierten visuellen Effekte in den Film eingefügt, so etwa vier Luftschlachten, Massenszenen mit Soldaten, die aus Schützengräben stürmen, Straßenszenen in Berlin. Digitale Effekte machen erst möglich, was ansonsten unbezahlbar oder gar nicht machbar wäre. Daher kommt heute auch kaum eine Filmproduktion ohne Computeranimation aus.

Über Rainer Gombos’ Schaffen wurde schon mehrfach in den Medien berichtet, u. a. in der Fernsehsendung „Welt der Wunder“ auf Pro7 oder zuletzt im Spiegel. Was auf den ersten Blick bei der Computeranimation so spielerisch aussieht, ist in Wirklichkeit, wie Rainer Gombos’ Arbeitspensum verrät, ein knochenharter Job, der oft bis in die Nachtstunden dauert. Gleichwohl ist der Kronstädter der Überzeugung, dass sein Stress ein positiver ist und er den besten Beruf der Welt ausübt. Unlängst wurden seine beruflichen Höhenflüge durch privates Glück, die Geburt eines Sohnes, vervollständigt. Die Prognose ist bestimmt nicht überzogen, dass wir auch in Zukunft noch viel von Rainer Gombos hören und sehen werden.

Kurt Breckner

Schlagwörter: erfolgreiche Siebenbürger, Film, Medien

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