18. April 2007

"Wagnis Brückenschlag": Steinskulptur für Luxemburg und Hermannstadt

Mit der Wahl der Großregion Luxemburg sowie Hermannstadts zur Europäischen Kulturhauptstadt 2007 wurden jahrhundertealte Verbindungen nicht nur gefestigt, sondern es werden auch neue Brücken im zusammenwachsenden Europa geschaffen. Im Rahmen der seit zwölf Jahren jeweils am Osterwochenende stattfindenden Veranstaltung „Aux 4 coins de Grevenmacher“ wurde am 5. April eine Skulptur des freischaffenden rumänischen Bildhauers Ioan Thimmel im Garten der Kellerei Bernard Massard in Grevenmacher enthüllt. Später soll sie ihren endgültigen Platz an der Moselpromenade finden.
„Wagnis Brückenschlag“ nennt Thimmel seine monumentale Steinskulptur auf Deutsch, „Puntea“ lautet die rumänische Bezeichnung. Der in zweifacher Auflage geschaffenen Steinskulptur liegt ein aussagekräftiges Motto zugrunde: „Steine, die Brücken schlagen und Herzen öffnen“. Von luxemburgischer Seite ist die Skulptur ein Geschenk von Monique Hermes an die Stadt Grevenmacher - in Hermannstadt wird die Skulptur von der Heimatgemeinschaft der Deutschen aus Hermannstadt finanziert.


Die Skulptur 'Wagnis Brückenschlag' von Ioan Thimmel, Kalksandstein und Muschelkalk, 2,40 x 2 x 0,7 m, 2006
Die Skulptur 'Wagnis Brückenschlag' von Ioan Thimmel, Kalksandstein und Muschelkalk, 2,40 x 2 x 0,7 m, 2006

Die diesjährige Ausstellung stand im Zeichen des Kulturjahres 2007. Neben Künstlern aus Luxemburg, Österreich und Finnland stellte Ioan Thimmel mit seinen Arbeiten im Allgemeinen und der Skulptur „Wagnis Brückenschlag“ im Besonderen das Verbindungsglied zwischen Luxemburg, der Großregion, und dem siebenbürgischen Hermannstadt dar. Zahlreiche Gäste und Kunstliebhaber waren bei der Vernissage anwesend, darunter Staatssekretärin Octavie Modert, die Abgeordnete Marie-Josée Frank, der Grevenmacher Bürgermeister Robert Stahl sowie zahlreiche Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft.

Der aus dem östlichen Rumänien stammende Thimmel fand eine neue Heimat im westlichen Deutschland, in Perl-Borg (seit 1984), nur einen Steinwurf von Luxemburg entfernt. Seiner alten Heimat ist er verbunden geblieben. Geprägt wurde er aber auch von Hermannstadt, wo er zeitweise lebte. Der freischaffende Bildhauer benutzt Natursteine und Holz, mitunter auch Metall. In seinen Plastiken offenbart er demütig den Respekt vor der Schöpfung. Das multikulturelle Erbe füllt seine Kunst mit Weltoffenheit. Den Glauben an einen universellen Gott finden wir als Licht in seinen Werken. Ioan Thimmel setzt sich seit Jahren mit der europäischen Einigung auseinander. Ausgezeichnet mit dem ersten Preis bei der Saar-Lor-Lux 1994, schuf er 1997 die monumentale Skulptur „Dreiklang“, ein Symbol des Dreiländerecks und des Schengener Abkommens, das seither auf dem Rauthausplatz in Perl zu sehen ist.

Mit „Wagnis Brückenschlag“ hat Thimmel eine Länder verbindende Steinskulptur, bestehend aus Moselkalksandstein und aus Muschelkalk aus Siebenbürgen, geschaffen. Es lag dem Künstler sehr am Herzen, die Verbindung von Luxemburg und der Großregion mit dem siebenbürgischen Hermannstadt zu vergegenständlichen. Es scheint ihm voll und ganz gelungen zu sein. Die Verbindungen einst und jetzt versucht Thimmel anhand von „gespaltenen Wurzeln“ darzustellen. Ein gespaltener, aber nicht vollständig getrennter Block ist westwärts gerichtet, ein zweiter tendiert nach Osten. Beide Blöcke brechen auseinander. Die inneren Hälften bleiben jedoch einander zugeneigt. Letztendlich erweisen sich die getrennten Steine im Osten wie im Westen als Tür, die zu einem offenen Buch wird. Eine halbe Buchseite ist noch unbeschrieben. Die Zukunft ist offen, heißt Europa. In der Mitte der Zusammenfügung steht der Mensch, der es immer wieder wagt, Verbindungen zu schaffen, Brücken zu bauen im wachsenden Europa. Was zählt, sind Werte wie Menschlichkeit, Demut, Toleranz, Respekt und Friede.

Anlässlich des diesjährigen „Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festivals“ (8. bis 15. Juli) stellt Ioan Thimmel im Foyer des Thalia Theaters im Rahmen der von der Heimatgemeinschaft der Deutschen aus Hermannstadt organisierten Ausstellung „Klangfarben und Formen“ Skulpturen aus. Die Heimatgemeinschaft und der Bildhauer würden es begrüßen, in dieser Zeitspanne auch die Skulptur „Wagnis Brückenschlag“ in Hermannstadt zu enthüllen. Das Demokratische Forum der Deutschen aus Rumänien/Hermannstadt hat seine tatkräftige Unterstützung bereits zugesagt.

Dagmar Dusil

Schlagwörter: Kulturhauptstadt, Luxemburg

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