22. Oktober 2007

Kurt H. Binder: Produktiver Schöpfer von Limericks

Limerick, die rund 60 000 Einwohner zählende Hafenstadt im südwestlichen Irland an der Shannonbucht, ist nicht durch Schiffsbau, Eisengießerei und Fischfang weltweit bekannt, sondern wegen einer Form von Nonsensversen, den so genannten Limericks.
Das sind fünfzeilige Ulk-Verse mit dem Reimschema aabba, wobei der fünfte Vers eine unerwartete humoristische Wendung und Pointe hat. Diese Dichtform der Unsinnspoesie ist bereits seit 1820 nachweisbar. Der Name geht auf ein irisches Gesell­schafts­lied zurück, in dem Aben­teuer von Ein­wohnern irischer Städte besungen wurden. Welt­weit bekannt wurden die Li­mericks insbeson­dere durch die Dichtungen und Illustra­tionen von Edward Lear, die in einer Gesamt­aus­gabe mit dem Titel „The complete nonsense book“ erschienen. Sie wurden von H. M. En­zens­­berger und H. C. Artmann ins Deutsche über­­setzt und kamen im Insel Verlag als Ta­schen­­buch heraus.

Nun hat sich Kurt H. Binder, der für seine Humoresken und Satiren in Vers und Prosa bekannt wurde, auch dieser Dich­tungs­gattung verschrieben. Unlängst erschienen im Selbst­verlag zwei Hefte mit bereits vorher publizierten sowie mit verbesserten und vielen neuen Limericks aus seiner Feder. Jedes Bändchen ist mit einem gleichlautenden Vorwort versehen: „What is a Limerick?“ Ein jedes der beiden Bändchen führt den Titel „Der schräge Mr. Lim Erick – Nonsens, Tierisches und Kluges in Ver­sen“. Getreu der englischen Definition „Ein Li­me­rick ist ein fünfzeiliger Unsinn“ wandelt Binder alle möglichen und unmöglichen The­men in Limerick-Form ab. Dabei erreicht er die Rekordsumme von 520 Limericks und wird un­seres Erachtens zum produktivsten Schöpfer in dieser Kunstform in deutscher Sprache überhaupt: „Du mußt mit Geduld und Geschick/ viel Unsinn mixen, ganz dick,/ ihn über fünf Zeilen/ gleichmäßig verteilen –/und schon gibts ‘nen Limerick.“

Man bekommt beim Lesen richtig Lust zu versuchen, selbst einen Limerick zu verfassen. Dann merkt man aber, dass es gar nicht so leicht ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Also überlässt man es besser den Könnern und amüsiert sich z. B. mit Binders Sammlung. Es sei noch angemerkt, dass die Bezeichnung „Un­sinnspoesie“ nicht abschätzig zu verstehen ist. Nein, die skurrilen Limericks gehören zum elitären, „feinen“ englischen Humor: „Stunden, wo der Unsinn waltet,/ Sind so selten, stört sie nie!/ Schöner Unsinn, glaubt mir, Kinder,/ Er gehört zur Poesie.“ („Bardenklänge aus Deutsch­­lands Wehmutsschachtel“, Berlin 1967). Die beiden Limerick-Hefte sind zusammen oder auch einzeln zum Preis von 4 Euro pro Heft zuzüglich Porto zu bestellen bei Kurt H. Binder, Burgstraße 13, 71083 Herrenberg, Telefon: (0 70 32) 7 11 48.

Walter Roth

Schlagwörter: Gedichtband, Hermannstadt

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