9. Mai 2008

Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung: Kultur sichern, Jugend begeistern

Die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung (München) hat ihre wichtigsten Projekte, Partnerschaften und Förderungsvorhaben zum ersten Mal in der Hauptstadt Rumäniens zur Schau gestellt. Eine zusammenfassende Ausstellung wurde am 8. April im Kulturhaus „Friedrich Schiller“ und tags darauf die Hauptausstellung über die Partnerschaften und Projekte der Stiftung im Nationalen Dorfmuseum „Dimitrie Gusti“ in Bukarest. Letztere war im Juli 2007 im Spiegelsaal des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt und wurde nun – angesichts der hohen Besucherzahlen – bis zum 12. Mai 2008 verlängert im Dorfmuseum gezeigt.
Die Ausstellung dokumentiert auf 32 Schautafeln die wichtigsten Tätigkeiten der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung in den letzten 15 Jahren. Zudem werden repräsentative Exponate aus dem ländlichen Bereich des sächsischen Siedlungsgebietes gezeigt, die aus dem Fundus des Dorfmuseums stammen. Das Museum hatte sich vor allem nach der Wende von 1989/1990 maßgeblich an der Sicherung siebenbürgisch-sächsischer Kulturgüter beteiligt.

In ihrem Grußwort betonte die Generaldirektorin des Nationalen Dorfmuseums „Dimitrie Gusti“ Dr. Doz. Paula Popoiu die gute und erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen ihrem Museum und der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung in München. Sie würdigte das Engagement des Sohnes des Stiftungsgründers, Hans-Christian Habermann, der Exponate aus seinen Sammlungen zur Verfügung gestellt habe. Es handelt sich um Teller und Krüge vom „Keisder“-Typ, Zinngießerarbeiten aus Schäßburg und andere Unikate, die später im Keisder Bauernhaus gezeigt werden sollen. Das Haus soll als Schenkung seitens der Stiftung aus Siebenbürgen in das Bukarester Dorfmuseum überführt werden.
Ausstellungseröffnung am 9. April 2008 im ...
Ausstellungseröffnung am 9. April 2008 im Dorfmuseum in Bukarest, von rechts nach links: Paula Popoiu, Virgil Nițulescu, Hans-Christian Habermann, Dr. Volker Wollmann und Hans-Joachim Acker.
Dankesworte an Habermann richtete auch Virgil Nițulescu, Generalsekretär im rumänischen Kultusministerium, im Namen der rumänischen Behörden und Institutionen, die für den Erhalt des siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbes zuständig sind. Er habe sich sowohl im Bereich der Denkmalpflege als für die Stadtverschönerung und Förderung einer beeindruckenden Reihe von Veranstaltungen des Kulturhauptstadt-Programms 2007 in Hermannstadt eingesetzt.

In einer kurzen Ansprache in rumänischer Sprache wies der Stiftungsratvorsitzende Dipl.-Ing. Hans-Christian Habermann auf die Bedeutung von Jugendprojekten hin. Es sei notwendig, die Kenntnisse über die Geschichte Siebenbürgens und der Siebenbürger Sachsen an die jüngere Generation weiterzugeben. Deshalb werden die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung und er persönlich auch künftig die fast schon zur Tradition gewordenen Schülerwettbewerbe und Seminare in deutschsprachigen Schulen fördern und thematisch erweitern. Des Weiteren soll im Sommer 2008 ein zweites Internationales Pfadfindertreffen in Siebenbürgen stattfinden, an dem Jugendliche aus den Herkunftsländern der Siebenbürger Sachsen teilnehmen. Die Projektleiter rechnen auch mit österreichischen und ungarischen Pfadfindern sowie einer stärkeren Beteiligung aus Deutschland.
Eröffnungsfeier im Dorfmuseum in Bukarest, von ...
Eröffnungsfeier im Dorfmuseum in Bukarest, von rechts: Museumsleiterin Dr. Doz. Paula Popoiu, Virgil Nițulescu, Generalsekretär im rumänischen Kultusministerium, und Dipl.-Ing. Hans-Christian Habermann, Stiftungsratvorsitzender der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung in München.
Die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung werde ihren langjährigen Einsatz im Bereich der Kulturgutsicherung fortführen, sagte Habermann, und zwar im Zuge von Partnerschaften (Tartlau und Honigberg) und in paritätischer Kooperation mit dem World Monuments Fund (WMF). So beginnen in diesem Sommer Reparaturen an Dächern und Türmen und andere Instandsetzungsarbeiten in der weltbekannten Kirchenburg Birthälm. Sanierungsarbeiten sind an der Kirchenburg Reußmarkt und am „Schusterturm“ der Stadtmauer in Mühlbach geplant.

Restaurierungsarbeiten an der Kirche, den Befestigungsmauern und der Küsterwohnung in Bulkesch wurden im Spätherbst 2007 dank einer großzügigen, von Familie Beatrix und Hans-Christian Habermann vermittelten Zuwendung beendet. Nun hat sich die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung bereit erklärt, die Gründung eines Gemeindemuseums in der Küsterwohnung von Bulkesch zu fördern. Es geht vorrangig um museale Einrichtungsgegenstände (Vitrinen, museumsgerechten Beleuchtungssystemen u.a.) und Exponate, die einer Ausstellungskonzeption von Dipl.-Museologen Sören Pichota und der Architektin Diana Hacki (von der Arbeitsgemeinschaft Museenlandschaft Siebenbürgen –ARGE MUSE) zufolge dringend angeschafft werden sollten.
Siebenbürgisch-sächsische Trachten und bemalte ...
Siebenbürgisch-sächsische Trachten und bemalte Möbel aus dem Bestand des Bukarester Dorfmuseums.
Wie die Ausstellung über die Partnerschaften und Projekte der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung konzipiert und gegliedert ist, erläuterte abschließend Dr. Volker Wollmann, der an den dokumentarischen Vorarbeiten, der Auswahl des Bildmaterials und dem Aufbau der Ausstellung maßgeblich mitgewirkt hatte. Die Stiftung hat in den letzten 15 Jahren über 45 Einzelprojekte durchgeführt und dabei zahlreiche Baudenkmäler, vorwiegend Kirchen und Kirchenburgen, saniert und renoviert. Hinzu kommen Restaurierungsarbeiten an Fresken und dinglichen Kulturgütern, die in den neu errichteten Kirchen- und Dorfmuseen in Tartlau, Malmkrog, Bulkesch und Reußmarkt ausgestellt werden sollen. Das Dorfmuseum hat sich schon zur Zeit, als Juliana Fabritius-Dancu hier tätig war, für den Erhalt und die Präsentation siebenbürgisch-sächsischer Volkskunst eingesetzt. Kurz nach der Wende hat die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung museale Gegenstände im ländlichen Bereich des sächsischen Siedlungsgebietes und ethnologische Feldforschungen des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim massiv unterstützt.

Die Ausstellung im Schiller-Haus in Bukarest wurde bis zum 18. April gezeigt wurde, jene über die Partnerschaften und Projekte der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung (München) war bis zum 12. Mai im Dorfmuseum geöffnet und wird ab Mitte Juni 2008 auch in der Kirchenburg Tartlau gezeigt. Das große Interesse ist auf eine besonders gut geplante Öffentlichkeitsarbeit zurückzuführen und hat seinen Niederschlag in Berichten der Tageszeitungen wie „Cronica Română“, „Jurnalul Național“, „Atitudinea“, „Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien“ u.a. gefunden.

Schlagwörter: Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung, Denkmalpflege, Kirchenburgen, Burzenland

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