24. August 2008
Quellenschatz: Protokolle der Sächsischen Nationsuniversität
Der jungakademische Kreis Studium Transylvanicum tritt durch das vorliegende Werk in innovativer Weise vor die Öffentlichkeit. Beim Buchteil des Werkes, dem eine Einführung von Thomas Șindilariu (Kronstadt) vorausgeht, handelt es sich um einen alphabetischen Index der Protokolle des Hermannstädter Rates und der Sächsischen Nationsuniversität, der wahrscheinlich vom Hermannstädter Archivar Martin Georg Hirling zu Beginn des 19. Jahrhunderts angelegt wurde. Er wurde mit viel Sorgfalt von Käthe Hientz (Tübingen) und Bernhard Heigl (Graz) transkribiert. Die DVD im Anhang enthält neben den Protokollen von Stadt und Nation der Zeit ab 1521 auch Abschriften von Urkunden und Schriftstücken, die teils aus früheren Zeiten stammen.
Der Einführung von Thomas Șindilariu ist zu entnehmen, dass die kritische Herausgabe der Protokolle ein Desiderat der siebenbürgisch-sächsischen Historiographie seit dem 19. Jahrhundert ist. Das vorliegende Werk will dem Wissenschaftler ein vielseitiges Forschungsinstrument zur Hand geben. Dies ist mit der Kombination Buch-DVD besonders gut gelungen. Ein weiteres begrüßenswertes Ziel des Vorhabens war es, auf diesen bisher wenig benutzten Quellenschatz hinzuweisen und den Forschern die Auseinandersetzung mit den Quellen unabhängig von ihrem Aufenthaltsort zu ermöglichen.
Danach geht Șindilariu knapp auf die geschichtliche Entwicklung Hermannstadts und der Sächsischen Nationsuniversität während des Späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit ein. Sodann wird die Historiographie der Nationsuniversität beginnend mit Georg Eduard Müller reflektiert, um zu der Feststellung zu gelangen, dass heutigentags ein zunehmendes Forschungsinteresse zu verzeichnen ist.
Die Bestandsgeschichte bildet den Abschluss der Einführung. Es wird dem Schicksal der ursprünglich 14 Bände umfassenden Protokollserie nachgegangen, die Mitte des 19. Jahrhunderts noch vollständig erhalten war. Als Archivar Franz Zimmermann die Bestände von Nation und Stadt 1876 trennte und eine neue Bandzählung einführte, war das Fehlen der Bände 1, 5, 6 und 12 nach der alten Zählung bereits zu beklagen, was die Gefahr, die mit Archivausleihe einhergeht, mehr als deutlich vor Augen führt. Der Inhalt der fehlenden Bände ist nur noch über den hier veröffentlichen Index zugänglich sowie über einige wenige Teilabschriften von geringem Umfang. Letztere wurden durch akribische Suche im Hermannstädter Staatsarchiv von Șindilariu festgestellt und auf der DVD zusätzlich mitgeteilt. Ein knappes Glossar, das die Lektüre des nun folgenden Index erleichtert, schließt die Einführung ab. Der Index selbst ist eine Tabelle, die von den Seiten 25 bis 223 reicht. Sie bietet die Rubriken Jahr, Band, Inhalt und Seite an. Da der Index der Interessenlage entspricht, mit der die Protokolle um 1800 betrachtet wurden, wäre Vollständigkeit eine falsche Erwartung. Dennoch wird in alphabetischer Reihenfolge der Stichworte eine Fülle von Informationen angeboten. Sie umfassen Recht, Verwaltung, Politik, Kriegswesen, Wirtschaft, Kirchengeschichte, Interethnik, Volkskunde etc. Damit werden quasi Zusammenfassungen der protokollierten Sitzungen angeboten.
Der alphabetische Index ermöglicht entsprechend der jeweiligen Interessenlage das schnelle Orientieren in den auf der DVD reproduzierten handschriftlichen Protokollen. Da in den Originalquellen Blatt- und Seitenzählung uneinheitlich aufeinander folgen, entsprechen die Bildnummern auf der DVD den Seitenzahlen aus dem Index nicht. Die Visualisierungstechnik, die von der DVD angeboten wird, gleicht dies jedoch dadurch aus, dass sie auch 10-Seiten-Sprünge anbietet. Die angebotene Zoomtechnik ermöglicht die extreme Vergrößerung, so dass auch schwierige Stellen entziffert werden können – fast besser noch als im Original mit Lupe. Technische Hinweise tragen zum Ausschließen eventuell auftretender Computerprobleme beim Lesen der DVD bei.
Allen, die „ad fontes“ gehen wollen, sei der vorliegende Band mit DVD als nützliches Arbeitsinstrument wärmstens empfohlen. Bezogen werden kann das Werk über das Siebenbürgen-Institut in Gundelsheim (www.siebenbuergen-institut.de) für 14,90 Euro.
„Hermannstadt und Siebenbürgen. Die Protokolle des Hermannstädter Rates und der Sächsischen Nationsuniversität. 1391-1705“, herausgegeben von Käthe Hientz, Bernhard Heigl und Thomas Șindilariu, Hermannstadt – Heidelberg (Honterus/ AKSL) 2007, 223 Seiten, DVD-Anhang (= Veröffentlichungen von Studium Transylvanicum).
Danach geht Șindilariu knapp auf die geschichtliche Entwicklung Hermannstadts und der Sächsischen Nationsuniversität während des Späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit ein. Sodann wird die Historiographie der Nationsuniversität beginnend mit Georg Eduard Müller reflektiert, um zu der Feststellung zu gelangen, dass heutigentags ein zunehmendes Forschungsinteresse zu verzeichnen ist.
Die Bestandsgeschichte bildet den Abschluss der Einführung. Es wird dem Schicksal der ursprünglich 14 Bände umfassenden Protokollserie nachgegangen, die Mitte des 19. Jahrhunderts noch vollständig erhalten war. Als Archivar Franz Zimmermann die Bestände von Nation und Stadt 1876 trennte und eine neue Bandzählung einführte, war das Fehlen der Bände 1, 5, 6 und 12 nach der alten Zählung bereits zu beklagen, was die Gefahr, die mit Archivausleihe einhergeht, mehr als deutlich vor Augen führt. Der Inhalt der fehlenden Bände ist nur noch über den hier veröffentlichen Index zugänglich sowie über einige wenige Teilabschriften von geringem Umfang. Letztere wurden durch akribische Suche im Hermannstädter Staatsarchiv von Șindilariu festgestellt und auf der DVD zusätzlich mitgeteilt. Ein knappes Glossar, das die Lektüre des nun folgenden Index erleichtert, schließt die Einführung ab. Der Index selbst ist eine Tabelle, die von den Seiten 25 bis 223 reicht. Sie bietet die Rubriken Jahr, Band, Inhalt und Seite an. Da der Index der Interessenlage entspricht, mit der die Protokolle um 1800 betrachtet wurden, wäre Vollständigkeit eine falsche Erwartung. Dennoch wird in alphabetischer Reihenfolge der Stichworte eine Fülle von Informationen angeboten. Sie umfassen Recht, Verwaltung, Politik, Kriegswesen, Wirtschaft, Kirchengeschichte, Interethnik, Volkskunde etc. Damit werden quasi Zusammenfassungen der protokollierten Sitzungen angeboten.
Der alphabetische Index ermöglicht entsprechend der jeweiligen Interessenlage das schnelle Orientieren in den auf der DVD reproduzierten handschriftlichen Protokollen. Da in den Originalquellen Blatt- und Seitenzählung uneinheitlich aufeinander folgen, entsprechen die Bildnummern auf der DVD den Seitenzahlen aus dem Index nicht. Die Visualisierungstechnik, die von der DVD angeboten wird, gleicht dies jedoch dadurch aus, dass sie auch 10-Seiten-Sprünge anbietet. Die angebotene Zoomtechnik ermöglicht die extreme Vergrößerung, so dass auch schwierige Stellen entziffert werden können – fast besser noch als im Original mit Lupe. Technische Hinweise tragen zum Ausschließen eventuell auftretender Computerprobleme beim Lesen der DVD bei.
Allen, die „ad fontes“ gehen wollen, sei der vorliegende Band mit DVD als nützliches Arbeitsinstrument wärmstens empfohlen. Bezogen werden kann das Werk über das Siebenbürgen-Institut in Gundelsheim (www.siebenbuergen-institut.de) für 14,90 Euro.
Liviu Cîmpeanu
„Hermannstadt und Siebenbürgen. Die Protokolle des Hermannstädter Rates und der Sächsischen Nationsuniversität. 1391-1705“, herausgegeben von Käthe Hientz, Bernhard Heigl und Thomas Șindilariu, Hermannstadt – Heidelberg (Honterus/ AKSL) 2007, 223 Seiten, DVD-Anhang (= Veröffentlichungen von Studium Transylvanicum).
Schlagwörter: Rezension, Geschichte
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