6. September 2008

Ausstellung Peter Jacobi in Bad Boll: Siebenbürgische Wehrkirchen

Fotoarbeiten der letzten Jahre zeigt der in Wurmberg bei Pforzheim lebende siebenbürgische Künstler Peter Jacobi in einer Ausstellung der Evangelischen Akademie Bad Boll bis zum 9. November 2008. Die Vernissage findet am Sonntag, dem 7. September, um 11 Uhr statt. Prof. Manfred Schmalriede, Präsident der Deutschen Fotografischen Akademie e.V., führt in die Ausstellung ein. Die musikalische Umrahmung gestaltet das Balaton-Ensemble, Ungarn.
Die Vernissage ist Teil der Tagung der Evangelischen Akademie Bad Boll „Fremd im eigenen Land – Literatur aus Siebenbürgen“ im Rahmen des Literatursommers Baden-Württemberg 2008. Die Schirmherrschaft für die Fotoausstellung unter dem provokanten Titel „Stillleben nach Exodus“ hat die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags und Vorsitzende der deutsch-rumänischen Parlamentariergruppe, Dr. h.c. Susanne Kastner, MdB, übernommen.

In Siebenbürgen befinden sich noch rund 300 Kirchen und Wehrkirchen, die von den Siebenbürger Sachsen ab 1250 errichtet wurden. Durch ihre außerordentliche Geschichte und Gestalt sind die Ensembles von Kirche, Pfarrhaus, Schule, Lehrerwohnung, Kindergarten und Gemeindesaal einmalig in der Welt. Nach 1990 erfolgte ein bespielloser Exodus der Siebenbürger Sachsen aus Rumänien, weshalb ein Großteil dieser architektonischen und kulturhistorischen Kleinode nun verwaist und ohne Fürsorge brach liegt. Manche sind in sehr schlechtem Zustand oder bereits eingestürzt.

Peter Jacobi hat auf monatelangen Reisen viele Tausend Fotografien von über 200 solcher Ensembles gemacht. Neben dem dokumentarischen Interesse enthalten die Fotoarbeiten Bezüge zur Installationskunst der Moderne, zum Bühnenbild, zur alten und zur neuen Kunst. Die Haltung des Bildhauers und seine Handschrift sind deutlich erkennbar. Er arbeitet immer mit dem verfügbaren Licht. Ein großes Interesse gilt den Farbkompositionen, die Anklänge an Malerei vermitteln. Sein geschulter Blick entdeckt plastische Effekte, gleichsam vorgefundene Installationen wie konzeptuelle Bildwerke. Jacobi ist sowohl ein anspruchvolles künstlerisches Werk als auch ein aufrüttelndes denkmalpflegerisches Vermächtnis gelungen, dessen politische Dimension nicht zu unterschätzen ist. Denn dieses Kapitel deutscher Geschichte wird das eher von Verdrängung und Vergessenheit heimgesucht, als dass es genügend öffentliche Aufmerksamkeit oder gar Förderung erfahren würde.

Die Ausstellung in der Evangelischen Akademie Bad Boll, Akademieweg 11, in 73087 Bad Boll ist Montag bis Samstag, 9 bis 18 Uhr, und Sonntag von 9 bis 14 Uhr geöffnet.

Der Träger des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreises des Jahres 2003 war übrigens bei der Sommerolympiade in Peking/Beijing mit einem Werk präsent. Jacobis Skulptur OPEN CONSTRUCTION wurde in Beijing als Auftragswerk des chinesischen Staates für den Skulpturenpark vor dem Olympiastadion realisiert.

„Olympiateilnehmer“ Peter Jacobi: Seine Skulptur ...
„Olympiateilnehmer“ Peter Jacobi: Seine Skulptur OPEN CONSTRUCTION wurde im Skulpturenpark nahe dem Olympiastadion in Peking ausgestellt.
Die aus lackiertem Stahl hergestellte, begehbare Großplastik ist 4,5 Meter hoch, 2,6 Meter breit und 14 Meter lang. Nach Aussage des Künstlers, der den Herstellungsprozess an Ort und Stelle überwacht hat, erinnert die Konstruktion an ein Schiff oder Kirchenschiff. Wie Jacobi gegenüber der Siebenbürgischen Zeitung erklärte, war ein internationaler Wettbewerb vorausgegangen, bei dem lediglich 20 der insgesamt 2 600 Teilnehmer keine Chinesen gewesen seien. Laut Badische Neueste Nachrichten erwägt Peter Jacobi, sich auch für die Weltausstellung 2010 in Schanghai zu bewerben.

CS

Schlagwörter: Bildhauerei, Ausstellung

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  • 07.09.2008, 17:16 Uhr von hanzy75: Wenn ich mir die Skulptur so ansehe, dann würde ich ihr eher den Titel "elsi und seberg im oval ... [weiter]
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