6. November 2008

Eindrucksvolle Siebenbürgenreise des Honterus-Chors Drabenderhöhe

Der Honterus-Chor Drabenderhöhe unternahm vom 28. September bis 8. Oktober eine Siebenbürgen-Reise. Wie im Folgenden geschildert, standen vielfältige Auftritte, Empfänge und Führungen auf dem dichten Programm.
Mit dieser zehntägigen Siebenbürgen-Reise hat sich der Honterus-Chor einen lange gehegten Wunsch erfüllt. Enni Janesch und Günther Schuller (Vorstand) haben es mit viel Arbeit und Geduld ermöglicht. Im Rahmen der Vorbereitungen mussten ständig neue Formulare und Anträge ausgefüllt werden, Anfragen an offizielle Stellen gerichtet und Genehmigungen eingeholt werden, Empfänge bei kirchlichen und weltlichen Würdenträgern wurden erbeten, Führungen in Kirchen und Gemeinden organisiert, ferner mussten Übernachtungsmöglichkeiten und die Verpflegung für 50 Personen sichergestellt werden.
Am Denkmal des Namensgebers Johannes Honterus in ...
Am Denkmal des Namensgebers Johannes Honterus in Kronstadt. Foto: Lenny Melzer
Da im Honterus-Chor Sängerinnen und Sänger aus vielen Gemeinden in Siebenbürgen mitsingen, wünschten sich diese, auch in ihren Ort zu fahren und in der dortigen Kirche zu singen. Wo es möglich war, wurden auch diese Wünsche erfüllt. So entstand ein sehr dichtes Programm. Im Namen aller Teilnehmer nochmals vielen Dank. Was den musikalischen Bereich anbelangt, mussten die Auftritte des Honterus-Chors und unseres mitgereisten kleinen „Orchesters“ (Orgel: Christian Orben, Querflöte: Conny Melzer, Akkordeon: Andreas Melzer, Cajon: Lenni Melzer) durch unsere Dirigentin Regine Melzer vorbereitet und vor Ort oft neu koordiniert werden. Auch hierfür sei allen Mitwirkenden gedankt.

Die Reise führte, nach einer Übernachtung in Györ/Ungarn, zuerst ins Elimheim in Michelsberg, wo drei Übernachtungen mit Halbpension gebucht waren. Von dort fuhren wir per Bus nach Hermannstadt, Neppendorf, Heltau, wieder zurück nach Hermannstadt und Michelsberg. Die nächste Route führte uns über Arbegen und Frauendorf nach Mediasch, wo wieder eine Übernachtung vorgesehen war. Am Nachmittag hatte man die Möglichkeit zum Besuch der Nachbargemeinden. Auf dem Besichtigungsprogramm des nächsten Tages standen Mediasch, die Kirchenburg Birthälm und Schäßburg sowie eine Fahrt ins Burzenland über Keisd, die Repser Burg, Marienburg (Besichtigung der Ruine) bis nach Rosenau ins Gästehaus der Saxonia (drei Übernachtungen).

Im weiteren Verlauf der Reise fuhren wir nach Kronstadt, Heldsdorf (Kaffeetrinken im Pfarrhaus) Zeiden (Begrüßung und Vorstellung der Zeidner Kirche durch Pfr. i. R. Kurt Franchy) und Neustadt, wo uns die mitfahrenden Neustädter und Frauen der Kirchengemeinde mit Baumstriezel überraschten. Leider verhinderte das Wetter den Besuch von Tartlau und der Rosenauer Burg. Dann eine lange Fahrt über Tekendorf - Hans Franchy hatte ein Mittagessen mit Zigeunermusik bestellt - nach Bistritz (eine Übernachtung). Unsere mitreisenden Pfarrer Thomke und Klein berichteten unterwegs sachkundig über die Gemeinden, an denen wir vorbeifuhren. Sie lasen auch abwechselnd jeden Morgen die jeweilige Tageslosung vor. Auch viele andere Teilnehmer stellten ihren Geburtsort während der Fahrt vor, so dass die manchmal doch recht langen Fahrten meist sehr kurzweilig waren und viel Spaß und gute Stimmung im Bus herrschte.

Neben dem Besichtigungsprogramm absolvierte der Honterus-Chor zahlreiche Auftritte. In Hermannstadt gestaltete der Chor eine Abendvesper in der Johanneskirche (Lesung durch Pfarrer i.R. Gerhard Thomke und Pfarrer .R. Hans Klein) mit im Rahmen einer Veranstaltung des Landeskonsistoriums der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien und der Elena-Muresanu- Stiftung zur Umbenennung des landeskirchlichen Schülerheimes in „Dr. Ernst Weisenfeld-Schülerheim“. Christian Orben begleitete am Orgelpositiv, Conny Melzer spielte Querflöte.

In Kronstadt umrahmten der Honterus-Chor und Christian Orben an der Orgel einen Sonntagsgottesdienst in der Schwarzen Kirche. Pfarrer .i.R. Gerhard Thomke predigte, Liturgie und Taufe gestaltete Stadtpfarrer Christian Agnethler. Für die Drabenderhöher war es ein besonderes Erlebnis in dieser bedeutenden Kirche Siebenbürgens bei einem Gottesdienst mitzuwirken. In Heldsdorf trat der Chor in bei einer Andacht in der Kirche auf. Führung und Vorstellung des Heldsdorfer Altares übernahm hier Günther Schuller selbst. In Bistritz musizierten der Honterus-Chor und unser kleines „Orchester“ in der ehemaligen Synagoge. Die Einladung, hier auch im Rahmen eines sehr niveauvollen Konzerts, das rumänische Kulturgruppen sowie Schüler der Musikschule gaben, aufzutreten, war für einen siebenbürgischen Chor aus Deutschland eine besondere Ehre. In Bistritz war der Honterus-Chor noch bei einem Festakt zu Ehren des Dichters Franz-Karl Franchy dabei. An seinem Geburtshaus wurde in Anwesenheit zahlreicher Vertreter der Stadt Bistritz und der beiden Neffen des Dichters, Kurt und Dr. Hans Franchy, eine Gedenkplakette angebracht. Nach dem Konzert in der Synagoge erlebten wir einen schönen Abschlussabend zusammen mit Vertretern der Stadt Bistritz, darunter auch der Bürgermeister Ovidiu Cretu. Dr. Hans Franchy hatte sich um die Umsetzung des Programms in Bistritz bemüht.

Teil des Reiseprogramms waren auch Empfänge und Führungen. Beim Deutschen Demokratischen Forum in Hermannstadt wurden wir durch den Vorsitzenden Dr. Jürgen Porr, im Rathaus von Vizebürgermeisterin Astrid Fodor, im Bischofspalais durch Hauptanwalt Friedrich Gunesch empfangen. Dieter Galter führte uns in Neppendorf durch die Evangelische Akademie und die Kirche mit Museum.

In Mediasch empfing uns der Oberbürgermeister der Stadt, Daniel Tellmann. In der Stadtpfarrkirche Mediasch hieß uns Bischofsvikar und Stadtpfarrer Reinhard Guib willkommen. Hugo Schneider aus Mediasch begleitete den Chor während seines Aufenthaltes in Mediasch. In Kronstadt betreute uns Steffen Schlandt. Der Organisten gab uns eine Führung durch die Schwarze Kirche. In Bistritz übernahm Stadtpfarrer Hans-Dieter Krauss die Führung durch die trostlos aussehende Stadtpfarrkirche als Folge des Kirchenturmbrands am 11. Juni 2008. Wir waren erschüttert vom Aussehen des zerstörten Turmes und hoffen, dass es gelingt, den Turm und die Kirche wieder in Stand zu setzen.

Zwischen den offiziellen Auftritten gab es immer wieder Begegnungen und gemeinsames Singen mit anderen Personen oder Gruppen, wie z. B. dem kleinen Chor „Silberfäden“ in Hermannstadt. Fast überall haben wir ein Lied angestimmt, mit Orgelbegleitung durch unseren jungen Organisten Christian Orben, der Musikstudent ist (Hauptfach Orgel). Er hatte überall die Möglichkeit, auf der jeweiligen Orgel zu spielen und war dafür sehr dankbar. Der Honterus-Chor hat noch auf keiner Fahrt zuvor in so vielen Kirchen gesungen. Besonders schön war, bei herrlichem Herbstwetter, das gemeinsame Kaffeetrinken auf dem „Schänzchen“ mit Kirchenmitgliedern aus Schäßburg, u. a. Stadtpfarrer Bruno Fröhlich, dem Ehepaar Ortrun und Wilhelm Fabini und Hermann Baier, der uns mit typischen Schäßburger Anekdoten köstlich unterhielt. Nach zehn Tagen unterwegs kamen wir am späten Abend in Drabenderhöhe an. Zwar müde, aber voller neuer Eindrücke und Bilder, Begegnungen mit vielen Menschen und gemeinsamen Erlebnissen und Gesprächen. Aber auch traurige Bilder und Erlebnisse, vor allem aus den Dörfern, werden wir nicht mehr ganz verdrängen können. Trotzdem ist eines doch deutlich geworden, wie viel doch die wenigen noch dort ansässigen Siebenbürger Sachsen - natürlich mit Hilfe – leisten können und geleistet haben. Wie lange noch?

Helga Bosch

Schlagwörter: Chor, Drabenderhöhe, Burzenland

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