22. November 2008

Zwei begnadete Künstler gestalten Benefizkonzert in Benediktbeuren

Unter der Schirmherrschaft von Dr. Gabriele Stauner, Mitglied des Europäischen Parlaments, und des Bundesvorsitzenden des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland Dr. Bernd Fabritius fand am 18. Oktober im Barocksaal des Klosters Benediktbeuern ein Benefizkonzert zugunsten der Bayerisch-Siebenbürgischen Gesellschaft statt. Eingeladen hatte hierzu die Union der Vertriebenen der CSU in Zusammenarbeit mit der Bayerisch-Siebenbürgischen Gesellschaft und dem Münchener Musikseminar.
Nach der Begrüßung durch den Bezirksvorsitzenden der Union der Vertriebenen (UdV) in der CSU, Andreas Orendi, und einem Grußwort seitens des Bundesvorsitzenden Dr. Bernd Fabritius eröffnete der junge Wiener Nachwuchsgeiger Luka Kusztrich mit J. S. Bachs Sonate für Violine Solo in g-moll das Programm. Trotz anhaltenden Glockengeläutes der Klosterkirche erklang in lupenreiner Intonation das Präludium Adagio cantabile.

Bereits nach den ersten kadenzierten Einleitungstakten verdichtete sich der Eindruck, einem erstaunlich beherrschten und zugleich naturhaften Verströmen eines jugendlichen Geigentemperaments beizuwohnen, welches mit verblüffender Selbstverständlichkeit die dynamisch strukturierte Polyphonie in ihrer melodisch-harmonischen Weitläufigkeit vor allem auch innerhalb der Fuge souverän gestaltete. Nach anhaltendem Applaus stellte Luka Kusztrich mit Introduktion und Rondo Capriccioso von Camille Saent-Saëns seine großen musikalisch-geigerischen Fähigkeiten mit Grazie und Gefühl, gepaart mit einem hinreißenden Temperament, eindrucksvoll unter Beweis. Erstmals kam auch die feinfühlige Begleitung und versierte partnerschaftliche Unterstützung des aus Rumänien stammenden Pianisten Boldizsar Csiky voll zur Geltung.
Der Pianist Boldizsar Csiky und der Geiger Luka ...
Der Pianist Boldizsar Csiky und der Geiger Luka Kusztrich interpretieren eine Beethoven-Sonate im Rahmen eines beeindruckenden Benefizkonzerts in Benediktbeuren. Foto: Arndt Pröhl
Einen pianistischen Höhepunkt – für viele ein überraschendes musikalisches Erlebnis – bot der Pianist Boldizsar Csiky durch seine Interpretation dreier Kompositionen des „siebenbürgischen Wunderkindes“ Carl Filtsch, die dieser mit 13 und 14 Jahren – ein Jahr vor seinem frühen Tod – niedergeschrieben hatte. Csiky lotete die tiefen Gefühlsregungen Filtsch’schen Schöpfergeistes sowohl im elegisch ausdrucksstarken Impromptu in Ges-Dur und dessen schwermütiger Tenorkantilene im Mittelteil als auch im düsteren Adagio in c-moll (Adieu von Venedig) eindrucksvoll aus. Ebenso gelungen war das auf überschwengliches Virtuosentum ausgerichtete Impromptu in b-moll, wobei er ein originelles Klangbild zwischen poetisierender Romantik (Chopin) und brillantem Virtuosentum (Liszt) auf die Tasten zauberte. Lang anhaltender Applaus belohnte diese Leistung. Vor der Pause richtete der Leiter des Münchener Musikseminars Walter Krafft die Aufmerksamkeit des Publikums auf die vor kurzem im Johannis-Reeg-Verlag erschienene dreisprachige Carl-Filtsch-Monographie von Peter Szaunig, die zur Einsicht im Beisein des Autors im Vorraum auflag.

Weitere Akzente setzte Boldizsar Csiky mit der Ballade in F-Dur Op. 38 von Frédéric Chopin. Die tonmalerisch einfühlsam gestaltete Cantilene, die schlichten, über eine längere Strecke liedhaft verharrenden Melodie, erhielt in ihren modulationsarmen Harmoniefolgen und schwankenden Rhythmen einen betont wehmütigen Charakter und wechselte dann – durch plötzliche, heftige Zugriffe im Fortissimo, den drastisch kontrastierenden Abschnitten innerhalb des Presto con fuoco – zu einer kaum zu überbietenden Dramatik.

Zum Abschluss des Abends erklang die Sonate für Klavier und Violine Nr. 1 D-Dur Op. 12 von Ludwig van Beethoven. In allen drei Sätzen bestach das harmonisch ausgereifte Zusammenspiel, worin sowohl im stürmischen Verlauf des Allegro con Brio als auch im Andante con moto der vier freien alternativ vorgetragener Variationen, abgeschlossen durch ein spielerisches Rondo Allegro, das „Duo“, für einen beeindruckenden Ausklang sorgte. Stürmischer Applaus eines fachkundigen Publikums belohnte diese außergewöhnliche künstlerische Leistung, wonach es zusätzlich seitens des jungen „Teufelsgeigers“ Luka Kusztrich noch eine hinreißende Draufgabe Manjo and Fiddle von William Kroll gab, welche durch ihren geigerisch-virtuosen Effekt und jugendlich-temperamentvollen Elan hellauf begeistern konnte und die Zuhörer nochmals zu tosendem Beifall verführte.

Er war nicht nur eine Reverenz an zwei gottbegnadete Künstler, sondern auch der Ausdruck einer tief empfundenen Genugtuung des glücklichen wie auch zutiefst dankbaren Publikums für einen Abend, welcher über das Medium Musik einen gesellschaftlichen Rahmen geboten hatte, der im übergeordneten Sinn zu vertieftem Kennenlernen und völkerverbindender Verständigung zwischen Alpen und Karpaten beitrug.

Peter Szaunig

Schlagwörter: Konzert, Klassik, Bayern

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