3. Februar 2009

Neuerscheinung: „Honterusfeste. Einst in Kronstadt...“

Johannes Honterus, geboren 1498 und gestorben am 23. Januar 1549 zu Kronstadt, ist nicht nur ein Sohn der Heimatstadt, sondern auch der Humanist und Reformator aller Siebenbürger Sachsen. Seine Wahl zum Stadtpfarrer von Kronstadt (1544), die Gründungen des Gymnasiums (1541), der Papiermühle (1546) und der Bibliothek (1547), die neue Schulordnung und die Gründung der Schülerverbindung „Coetus Honteri“ (1543) widerspiegeln sein vielseitiges Wirken in Kronstadt.
Darüber hinaus widmete sich Honterus aus Liebe zu seinem Volk der Zukunft aller Siebenbürger Sachsen. Sein Reformationsbüchlein (1543), die Kronstädter Schulordnung (1543), das Handbuch des bürgerlichen Rechts (1544), die Kirchenordnung aller Deutschen in Siebenbürgen (1547) haben erheblich zur Einheit und Geschlossenheit der Siebenbürger Sachsen und ihrem jahrhundertelangen Bestehen in ihrer Heimat beigetragen.

Honterus ist durch sein grenzüberschreitendes Wirken zweifellos auch ein Bürger Europas. Davon zeugen sein Studium an der Universität in Wien, der Aufenthalt in Regensburg (1529 bei Johannes Turmair-Aventinus), 1530-1533 in Basel (1532 Veröffentlichung der ersten Karte Siebenbürgens), sein Schaffen an der Universität von Krakau, wo er 1530 eine lateinische Grammatik und die erste Ausgabe seiner Weltbeschreibung veröffentlichte, die ihn für mehr als ein halbes Jahrhundert zu einem der Bestsellerautoren in Europa machte. Sie erschien zwischen Venedig und Rostock, Paris und Krakau insgesamt in vierzig vollständigen Ausgaben und in zahlreichen teilweisen Nachdrucken.

Angesichts dieser vielseitigen Verdienste ist es nicht verwunderlich, dass die Kronstädter Honterus seit 1845 jährlich zum Schuljahresende ein Fest widmeten, das seinen Namen trug. Höhepunkt waren die „Quellenreden“, die Rektoren und Professoren früher an der „Honterusquelle“ hinter dem „Kapellenberg“ (Zinne) vortrugen. Die Reden sind leider kaum erhalten geblieben, meist nur Zusammenfassungen in den zeitgenössischen Publikationen.
Honterusfest auf der Honteruswiese Noa in ...
Honterusfest auf der Honteruswiese Noa in Kronstadt, Postkarte 1912, Verlag und Buchhandlung H. Zeidner, Kronstadt
Umso erfreulicher ist es, dass es Ortwin Götz gelungen ist, alle Quellenreden der Honterusfeste in Deutschland in einem Buch wortgetreu zu dokumentieren. In einem kurzen Rückblick werden die Organisation und der Ablauf der Feste geschildert. Ein Bilderanhang mit 37 Schwarzweißfotos aus den Jahren um 1935 und 25 Farbfotos der jüngeren Zeit ergänzen das „gesprochene“ Wort.

Im Mittelpunkt der Neuerscheinung stehen die Reden selbst. Vom Thema und den Meinungsäußerungen sind sie recht unterschiedlich, haben aber eines gemeinsam: die Honterusverehrung. Honterus hat nicht nur, wie eingangs erwähnt, zum Bestehen in der Heimat beigetragen, sondern auch die Bindungen zu unserem Deutschtum gestärkt. Er betrachtete Siebenbürgen als den „nicht unbedeutendsten Teil der deutschen Erde“, wie er auf der Siebenbürgenkarte von 1532 schrieb. Das Buch spricht also alle Siebenbürger an, die aus der Heimat ausgewandert ist, ihre in Deutschland geborenen Nachkommen sowie alle, die sich mit Siebenbürgen und den Siebenbürgern verbunden fühlen. Alle haben eines gemeinsam: das Bedürfnis nach räumlicher und geistiger Beheimatung.

Die Generation, die die Honterusfeste vor dem zweiten Weltkrieg in Siebenbürgen erlebt hat, hat auch die Honterusfeste in Deutschland begründet. So wurden die Festlichkeiten wiederbelebt. Trotz fehlender Honterusquelle wurden „Quellenreden“ gehalten, und zwar von prominenten Persönlichkeiten.

Die zweite und dritte Generation kennt nur die geistige Heimat, die sich in der Pflege der gleichgesinnten Gemeinschaft, der Traditionen und des Brauchtums (Feste, Tänze, Lieder) wiederfindet. Für sie ist das Buch eine gute Informationsquelle.

Wie Recht hat der Kronstädter Archivar und Honterusforscher Gernot Nussbächer wenn er sagt, dass mit Honters Persönlichkeit und Werk über seinen Tod hinaus wirken. Durch die räumliche Streuung seiner „Schüler“ wurde sein Gedankengut über Jahrhunderte weitergetragen. Bildung war und ist die Grundlage unseres Daseins. Das versinnbildlichen auch die im Buch gesammelten Quellenreden.

Das Buch „Honterusfeste. Einst in Kronstadt, Siebenbürgen, und danach in Pfaffenhofen, Deutschland“, gesammelt, geschrieben und gestaltet von Ortwin Götz, umfasst 246 Seiten und ist im WaRo-Verlag in Heidelberg erschienen. Erhältlich ist es im Buchhandel unter der ISBN 978-3-938344-24-8 zum Preis von 9,90 Euro.

Dieter Barf

Veranstungstipp:

Einladung zum Honterusfest 2009 in Pfaffenhofen
Honterusfeste in Kronstadt und
Ortwin Götz
Honterusfeste in Kronstadt und Pfaffenhofen

WaRo-Verlag
Taschenbuch
EUR 9,90
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Schlagwörter: Honterus, Kronstadt, Burzenland

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