8. Februar 2009
Leserecho: Plädoyer für den Erhalt der Kirchenburgen
Zu den Überlegungen „Was für Steine, was für Bauten ...“ von Pfarrer Dr. August Schuller, Brühl, erschienen in der Siebenbürgischen Zeitung Online vom 10. Januar 2009:
Zu den Überlegungen „Was für Steine, was für Bauten ...“ von Pfarrer Dr. August Schuller, Brühl, erschienen in der Siebenbürgischen Zeitung vom 20. Januar 2009, Seite 6: Es freut jeden Autor, wenn sein Werk das Interesse eines breiten Publikums, aber auch das eines bekannten Pfarrers und Theologen hervorruft und zu ausführlichen theologischen, historischen und sozialen Überlegungen führt. In Kenntnis unterschiedlicher Nutzungsmöglichkeiten für aufgelassene Kirchen in Europa zeigt Pfarrer Dr. August Schuller neue Ansätze auch für die Nutzung der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen auf. Den dokumentarischen Charakter meines Bildbandes „Siebenbürgen – Bilder einer Reise. Wehr- und Kirchenburgen“ bewertet Dr. Schuller positiv. Dieser Aspekt ist für mich nicht vorrangig. Die Emotionalität und Betroffenheit, die diese Bilder oft hervorrufen, gründen in den Bezügen der Bilder zur alten und neuen Kunst, zum Bühnenbild und des Öfteren zur Malerei.
Klar widersprechen muss ich dem Autor allerdings zu seiner bereits zum zweiten Mal in dieser Zeitung geäußerten Ansicht, dass die dem Verfall preisgegebenen Kirchenburgen abgetragen werden sollten, um nicht als „das Heilige entweihende“ Ruinen dazustehen, „die die religiösen Gefühle der Menschen verletzen“. Dazu: Diese Kirchen sind meist Wehrkirchen oder Kirchenburgen, wie die Namen schon sagen, das heißt, diese Bauwerke waren gleichermaßen Fluchtburgen des physischen Überlebens und Gotteshäuser. Es ist belegt, dass in den Anfängen der Besiedlung der Turm oft als Fluchtturm, als ultimatives Refugium mit meterdicken Mauern erbaut wurde; die später dort eingebaute Kapelle erweiterte dessen Funktion. Der Kirchenraum selbst entstand oft zu einem späteren Zeitpunkt. Die Wehrkirchen sind dadurch gleichermaßen strategische Bauten, die die dramatische Geschichte des Überlebens in Siebenbürgen eindrucksvoll dokumentieren. Vom Abriss dieser Gebäude sollte nie gesprochen werden!
Übrigens ist die Mehrzahl dieser Bauten als historisches Denkmal erster und zweiter Kategorie eingestuft und ein Abriss ist entsprechend der rumänischen Gesetzgebung nicht möglich. Dieser gesetzliche Rahmen gilt ungeachtet der Tatsache, dass sich der rumänische Staat kaum um den Erhalt dieser Bauwerke bemüht.
Wie Pfarrer Schuller anmerkt, ist der Erhalt dieser Bauten eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Somit kann ich meine mehrfach geäußerte Aufforderung an alle Siebenbürgerinnen und Siebenbürger nur erneut kundtun, sich nach Kräften um den Erhalt dieser einmaligen geschichtlichen und kunsthistorisch wertvollsten Ensembles, die Zeugen unserer Jahrhunderte langen Existenz sind, zu bemühen!
Es macht mich traurig, wenn ich viele meiner Jugendfreunde/Landsleute beobachte, die in ihrem kleineren oder auch größeren materiellen Wohlstand leben und mit einer mir unverständlichen Gleichgültigkeit ihr Leben in Siebenbürgen und die damals vehement vertretene Zugehörigkeit abgelegt haben.
In einer bewegenden, intelligenten, engagierten und die Situation klar erkennenden Rede hat Dr. Karl Scheerer beim Sachsentreffen in Birthälm auf Wege hingewiesen, die dringend zu begehen sind (veröffentlicht in der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien vom 23. und 24. September 2008). Besonders zu begrüßen sind neuere Initiativen der „Leitstelle Kirchenburgen“ beim Landeskonsistorium in Hermannstadt zur Rettung von mehr als zwanzig Kirchenburgen, der Peter Maffay Stiftung (Kirchenburg Radeln – Kindertherapiestätte) und von Privatleuten wie Dr. Carmen Schuster, die ein Gästehaus und Tagungszentrum im Pfarrhaus und der Schule in Kleinschenk errichtet.
Aus dem Bewusstsein der außerordentlichen Leistungen unserer Vorfahren, die zur Entstehung dieser Kirchenburgen geführt hat, sollte es möglich sein, diese nicht nur als „Steine und Bauten“ zu bewundern, sondern neue, auch ungewöhnliche und couragierte Wege zu gehen, die zum Erhalt der siebenbürgischen Wehrkirchen beitragen!
Klar widersprechen muss ich dem Autor allerdings zu seiner bereits zum zweiten Mal in dieser Zeitung geäußerten Ansicht, dass die dem Verfall preisgegebenen Kirchenburgen abgetragen werden sollten, um nicht als „das Heilige entweihende“ Ruinen dazustehen, „die die religiösen Gefühle der Menschen verletzen“. Dazu: Diese Kirchen sind meist Wehrkirchen oder Kirchenburgen, wie die Namen schon sagen, das heißt, diese Bauwerke waren gleichermaßen Fluchtburgen des physischen Überlebens und Gotteshäuser. Es ist belegt, dass in den Anfängen der Besiedlung der Turm oft als Fluchtturm, als ultimatives Refugium mit meterdicken Mauern erbaut wurde; die später dort eingebaute Kapelle erweiterte dessen Funktion. Der Kirchenraum selbst entstand oft zu einem späteren Zeitpunkt. Die Wehrkirchen sind dadurch gleichermaßen strategische Bauten, die die dramatische Geschichte des Überlebens in Siebenbürgen eindrucksvoll dokumentieren. Vom Abriss dieser Gebäude sollte nie gesprochen werden!
Übrigens ist die Mehrzahl dieser Bauten als historisches Denkmal erster und zweiter Kategorie eingestuft und ein Abriss ist entsprechend der rumänischen Gesetzgebung nicht möglich. Dieser gesetzliche Rahmen gilt ungeachtet der Tatsache, dass sich der rumänische Staat kaum um den Erhalt dieser Bauwerke bemüht.
Wie Pfarrer Schuller anmerkt, ist der Erhalt dieser Bauten eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Somit kann ich meine mehrfach geäußerte Aufforderung an alle Siebenbürgerinnen und Siebenbürger nur erneut kundtun, sich nach Kräften um den Erhalt dieser einmaligen geschichtlichen und kunsthistorisch wertvollsten Ensembles, die Zeugen unserer Jahrhunderte langen Existenz sind, zu bemühen!
Es macht mich traurig, wenn ich viele meiner Jugendfreunde/Landsleute beobachte, die in ihrem kleineren oder auch größeren materiellen Wohlstand leben und mit einer mir unverständlichen Gleichgültigkeit ihr Leben in Siebenbürgen und die damals vehement vertretene Zugehörigkeit abgelegt haben.
In einer bewegenden, intelligenten, engagierten und die Situation klar erkennenden Rede hat Dr. Karl Scheerer beim Sachsentreffen in Birthälm auf Wege hingewiesen, die dringend zu begehen sind (veröffentlicht in der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien vom 23. und 24. September 2008). Besonders zu begrüßen sind neuere Initiativen der „Leitstelle Kirchenburgen“ beim Landeskonsistorium in Hermannstadt zur Rettung von mehr als zwanzig Kirchenburgen, der Peter Maffay Stiftung (Kirchenburg Radeln – Kindertherapiestätte) und von Privatleuten wie Dr. Carmen Schuster, die ein Gästehaus und Tagungszentrum im Pfarrhaus und der Schule in Kleinschenk errichtet.
Aus dem Bewusstsein der außerordentlichen Leistungen unserer Vorfahren, die zur Entstehung dieser Kirchenburgen geführt hat, sollte es möglich sein, diese nicht nur als „Steine und Bauten“ zu bewundern, sondern neue, auch ungewöhnliche und couragierte Wege zu gehen, die zum Erhalt der siebenbürgischen Wehrkirchen beitragen!
Peter Jacobi, Wurmberg
Schlagwörter: Leserecho, Kirchenburgen, Kulturerbe, Kirche und Heimat
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Neueste Kommentare
- 02.03.2009, 14:33 Uhr von messerin: Als Gasteltern Siebenbürger Kinder sind wir oft in der Gegend von Hermannstadt und beobachten ... [weiter]
- 11.02.2009, 09:28 Uhr von der Ijel: Ruinen verletzen ??? Es macht traurig wenn von Abriss dieser Gebäude gesprochen werden sollte--- ... [weiter]
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