14. August 2009

14. Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festival in Hermannstadt auf hohem Niveau

Das Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festival wurde zum 14. Mal in der Stadt am Zibin ausgetragen. 57 Teilnehmer aus neun Ländern stellten sich zwischen dem 9. und 15. Juli einer internationa­len Jury unter dem Vorsitz von Peter Szaunig. Der Jury gehörten noch an: Walter Krafft, Leiter des Münchener Musikseminars, Tatiana Levitina aus Russland, Daniela Andonova aus Bulga­rien sowie Boldizsár Csiky, Smaranda Ilea und Valentin Gheorghiu aus Rumänien. Es wurden Preisgelder im Höhe von 7 800 Euro vergeben.
Bei der Eröffnung am 9. Juli verwies Walter Krafft auf das hohe Niveau des Wettbewerbs, das durch die Interpretation eines Pflichtstückes von Carl Filtsch gesichert wird. Ioan Bojin, der Lei­ter der Hermannstädter Philharmonie, betonte die Besonderheit dieser Veranstaltung und brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass das Festival auch in den kommenden Jahren fortbestehen werde. Gedankt wurde den Sponsoren, dem Haus des Deutschen Ostens München, der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung München, der Heimatgemeinschaft der Deutschen aus Hermannstadt, dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, dem Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien sowie dem deutschen Generalkonsulat in Hermannstadt, die das Zustandekommen des Wettbewerb-Festivals ermöglichten. Peter Szaunig betonte in seiner Begrüßungsrede die Bedeutung der vom Ame­rikaner Ferdinand Gajewski neu entdeckten Filtsch-Werke. Letzterer veröffentlichte auf seiner Homepage zwölf Kompositionen aus dem Londoner Nachlass Carl Filtschs, wodurch nun eine Opuszahl von 25 Werken erreicht wurde, wovon 22 der Klavier-Solo-Literatur angehören.

Die Jury war vor keine leichte Aufgabe ge­stellt. Vor allem das hohe Niveau der 12- bis 16-Jährigen machte die Bewertung nicht einfach. Als Siegerin ging Maria Cătălina Grecu (Rumä­nien) hervor, die trotz ihrer 12 Jahre einen reifen Bach vortrug, Haydn stilistisch vollends gerecht wurde, mit ausgereifter Technik und hoher Musikalität Chopin interpretierte und mit der Mazurka von Filtsch überzeugte. Den zweiten Platz teilten sich in dieser Kategorie Vassil Ivanov (Bulgarien), der mit brillanter Technik die Jury überzeugen konnte und beim Preisträger­konzert mit Liszts Ungarischer Rhapsodie Nr. 6 für lang anhaltenden Applaus sorgte, sowie Bo­tond Csaba Szöcs (Rumä­nien). Der dritte Preis ging an Marius Deneș, Daniel Ropotă (beide Rumänien) sowie die Hermannstädterin Miriam Drașoveanu, die auch einen Chopin-Preis erhielt für die Interpretation des kürzlich entdeckten Rondos Nr. 9 von Chopin, das sie in Erstauffüh­rung spielte. Von den von Ferdinand Gajewski neu entdeckten Filtsch-Stücken erspielte sich die Hermannstädterin Teodora Oprișor mit der „Nocturne“ Op. 1 Nr. 1 eine lobende Anerken­nung seitens der Jury sowie den Sonderpreis des Johannis Reeg Verlags.

Bei der Gruppe der Jüngsten (bis zu 12-Jäh­rigen) erhielt Andrei Mihai Surdu (Rumänien, elf Jahre) den 1. Preis, nachdem er im Jahr 2007 als jüngster Teilnehmer ausgezeichnet worden war. Beim Preisträgerkonzert trug er souverän die typisch impressionistische Arabesque Nr. 2 von Debussy vor.

Adela Liculescu (Rumänien) stellte sich in die­sem Jahr dem Wettbewerb in der 3. Gruppe und stahl ihren Mitstreitern die Show. Mit schlafwandlerischer Sicherheit und höchster Sensibilität überzeugte die 15-Jährige die Jury und das Publikum und belegte somit den ersten Platz. Sie bestach durch ihr hohes technisches Können, ihr verinnerlichtes Spiel und hohe Musikalität. Beim Preisträgerkonzert brillierte sie mit der äußerst schwierigen Sonate Nr. 1 von Skriabin. Adela Liculescu – den Namen muss man sich merken. Der zweite Preis wurde in dieser Kategorie nicht vergeben. Den dritten Rang teilten sich Andrey Fomin (Ukraine), Paul Buruiana (Rumänien) und Svetlin Hristov (Bulgarien).
Die Preisträger und Preisträgerinnen der drei ...
Die Preisträger und Preisträgerinnen der drei Kategorien des Filtsch-Wettbewerbs auf der Bühne des Thalia-Theaters in Hermannstadt. Foto: Sebastian Marcovici
Sehr zur Freude von Jury-Präsident Peter Szaunig waren beim diesjährigen Wettbewerb die jungen Komponisten auf dem Vormarsch (dies ist weltweit der einzige Wettbewerb, wo auch eigene Kompositionen vorgetragen werden). Fast alle Preisträger für Kompositionen spielten ihre Werke beim Galakonzert. In der Gruppe A spielte die jüngste Komponistin Andra Teodora Mustia (Rumänien, sie errang den 2. Preis) ihre Komposition „Erster Schultag“, eine kleine erzählende Miniatur, die in aufrichtiger Weise die Freuden und Eindrücke des ersten Schultages schildert. In der Kategorie C gewann Andrej Fomin (Ukraine) den 1. Preis für Kom­position mit seinem „Intermezzo in Memoriam Carl Filtsch“. Interessant war der Einbau von Elementen aus Filtsch-Stücken in Verbindung mit leicht polyphonisch klingenden Klangstruk­turen. Den zweiten Preis teilten sich Tatiana Pakhomenka (Weißrussland) mit einer Polka und die blinde Pianistin Saida Kalykova aus Kasach­stan. Den dritten Platz belegten Svetlin Hristov aus Bulgarien und Vitaly Kyyanytsya aus der Ukraine.

Die Preisverleihung wurde in der Kategorie A von der russischen Pianistin und Musikpädago­gin Tatjana Levitina, in der Kategorie B von Peter Szaunig und in der Kategorie C von Rai­ner Hus, Kulturattachée des deutschen Gene­ralkonsulats in Hermannstadt, vorgenommen. Vertreter der Stadt waren leider nicht anwesend. – Es wäre übrigens wünschenswert, wenn dem Publikum beim Preisträgerkonzert Pro­gramme zur Verfügung stünden.

Ein Novum der diesjährigen Veranstaltung war der ausgewogene Charakter zwischen Wett­bewerb und Festival. Ein interessiertes Publikum konnte tagsüber die Darbietungen der Konkur­renten mitverfolgen (was nicht immer einfach war, da die Türen verschlossen waren und man sich durch die Hintertür an einem übereifrigen Pförtner vorbeischmuggeln musste). An fünf Abenden kamen die Musikliebhaber teilweise in den Genuss hochwertiger Klavierliteratur. Den Auftakt bildete der vierhändige Klaviervortrag von Valentin und Roxana Gheorghiu (Rumänien). Der Altmeister des Klaviers erwies sich als Zau­berer der Tasten, dem es gemeinsam mit seiner Frau gelang, nuanciert Schuberts Fantasie in f-moll zu interpretieren. Das perlende Spiel wur­de mit großem Applaus belohnt. Der Höhepunkt der Abendveranstaltungen war der Auftritt Peter Donohoes, einer der bekanntesten Pianisten Großbritanniens, der mit dem Hermannstädter Symphonieorchester unter Leitung von Horia Andreescu das 2. Klavierkonzert von Rachma­ninow in c-moll interpretierte. „Der Bildhauer“ des Klaviers, wie er genannt wird, spielte souverän und „meißelte“ eindrucksvoll die wuchtigen Akkordfolgen. Teilweise hatte es das Orches­ter nicht leicht, der eigenwilligen Interpretation Donohoes zu folgen, doch Andreescu meisterte virtuos, mit großem Einfühlungsvermögen und spärlichen Gesten das organische Zusammen­spiel zwischen Solist und Orchester. Erwähnt sei auch der Klavierabend von Daniela Andonova (Bulgarien), die Werke von Chopin zu Gehör brachte und mit stehenden Ovationen belohnt wurde.

Das nächste Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festival wird im Jahre 2010 ein Jubiläum erleben, da es zum 15. Mal ausgetragen wird. Die Veranstalter hoffen auf eine hohe Beteiligung sowie auf weitere Sponsoren und ein zahlreiches Publikum.

Dagmar Dusil

Schlagwörter: Carl Filtsch, Wettbewerb, Hermannstadt

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