23. November 2009

Jahresheft des Siebenbürgischen Museums dokumentiert vielseitige Aktivitäten

Mit einiger Verspätung erschienen ist der als Jahresheft gekennzeichnete Zweijahresbericht 2006-2007 des Siebenbürgischen Museums in Gundelsheim.
Kustos Marius J. Tataru berichtet darin eingangs u. a. über die Erweiterungs- und Moder­nisierungsarbeiten auf Schloss Horneck. Dank einer Zuwendung des BKM von 200 000 € konnte in einer anderthalbjährigen Ausbauphase das Museum um mehrere Räume erweitert werden, die seither für Wechselausstellungen genutzt werden. Die Museumserweiterung ist nicht zu­letzt dem 2008 verstorbenen „Hausherrn“ des Schlosses, Dr. Christian Phleps, zu verdanken, dem langjährigen Vorsitzenden des Hilfsvereins Johannes Honterus, der das „Heimathaus Sie­benbürgen“ auf Schloss Horneck mit Alten- und Pflegeheim betreibt, aber von Anbeginn hier auch Museum und Siebenbür­gische Bibliothek mietfrei beherbergt. Dr. Phleps ist – den zeitlichen Rahmen des Jahresheftes überschreitend – ein Nachruf gewidmet. Karin Servatius-Speck würdigt darin besonders die Tatsache, dass Phleps stets „die Verantwortung für das sächsische Kul­turerbe als großer Auftrag bewusst war“.

Die Ausstellungen der beiden Berichtsjahre sind in Chroniken dokumentiert, die, zum großen Teil bereits in anderen Publikationen erschienen (auch in der Siebenbürgischen Zeitung), hier nun zusammengefasst sind. Dabei werden auch Aus­stellungen berücksichtigt, bei denen das Gun­delsheimer Museum nicht Ver­anstalter, aber mit Exponaten oder auch kon­zeptionell beteiligt war: Etwa die Ausstellungen mit osmanischen Teppi­chen aus Siebenbürgen in Berlin und Istanbul oder das umfassende Dokumentations- und Aus­stellungsprojekt „Silber und Salz in Siebenbür­gen“, über das der Direktor des Deutschen Berg­bau-Museums in Bochum, Dr. Rainer Slotta, am Beispiel einer Ausstellung in Deva über das Goldbergwerk von Săcărâmb berichtet. Ebenso werden Kunstaus­stellungen in Kornwestheim und Hermannstadt, Möbelausstellungen in Her­mannstadt und Kronstadt beschrieben, an denen das Gundels­heimer Museum mit beteiligt war.

Ausgehend von einer Ausstellung bemalter Wohnmöbel im Hermannstädter Schatzkästlein veröffentlicht Dr. Irmgard Sedler, Vorsitzen­de des Trägervereins Siebenbürgisches Museum, den ersten Teil einer typologischen und entwick­lungsgeschichtlichen Beschreibung der bemalten Möbel und Kachelöfen in Südsiebenbürgen. Die Entwicklung des ursprünglichen Einraum­hauses zum Zwei- und dann zum Dreiraumhaus, in dem die „Vedderstuf“ Repräsentationszwecken vorbehalten war, ist die Geschichte des zunehmenden Wohlstands und der Modernisierung. Die Stadt diente dem Dorf oft als Vorbild, in der Bauernstube wurden Modeerscheinungen zu „traditionellen“ Gegenständen und Motiven aufgewertet und seit dem ausgehenden 18. Jahr­hundert zunehmend ethnisch typisiert. Die Ar­beit stützt sich auf zahlreiche Archivdokumente (vor allem Teilungsprotokolle), Sprachzeugnisse (u. a. aus dem Zettelkatalog des Siebenbürgisch-Sächsischen Wörterbuchs) und die eigene Feld­forschung der Volkskundlerin in Siebenbürgen. Der im nächsten Jahresheft zu erwartende zwei­te Teil der Arbeit wird sich mit der Entwicklung der sächsischen Hauseinrichtungen im 19. Jahr­hundert auseinandersetzen. Darüber hinaus plant Frau Sed­ler einen Bestandskatalog der im Brukenthal- und im ASTRA-Museum in Her­mannstadt sowie im Siebenbürgischen Museum in Gundelsheim und in einigen privaten Samm­lungen aufbewahrten bemalten Möbelstücke.

Die Auflistung der Spender und der Neuzu­gänge 2006 und 2007 vervollständigen den „Jah­resbericht“. An dieser Stelle sei der Nach­lass des Komponisten Waldemar von Bausznern (1866-1931) erwähnt, der Gemälde und Grafik, Möbel, Zierkeramik und Heimtextilien, persönliche Gegenstände, Erinnerungsstücke, Notenmaterial und Fotos enthält. Den Nachlass hat die Enkelin des Komponisten, Susanne Sarma, dem Sieben­bürgischen Museum geschenkt. Der Pa­piernach­lass wurde vom Museum dem Archiv der Sie­benbürgischen Bibliothek überantwortet. Die Sammlung wird voraussichtlich 2010 auf dem Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkels­bühl zum ersten Mal öffentlich gezeigt werden.

Der Jahresbericht ist gefällig aufgemacht und enthält zahlreiche Illustrationen. Die Sorgfalt bei der Redaktion des Heftes bleibt „steigerungsfähig“, um den Kultur- und Museumsbe­auftragten der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien, den Kunsthistoriker Frank-Thomas Ziegler zu zitieren, der mit zwei Ausstellungsberichten im Heft vertreten ist.

Annemarie Weber



Jahresheft des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim. Neue Folge, Nr. 1-2/2006-2007. Herausgegeben von dem Siebenbürgischen Museum Gundelsheim mit Unterstützung des Fördervereins des Siebenbürgischen Muse­ums e. V. Preis: 4,00 Euro. Verkauf vor Ort oder über Postversand. Bestellungen bitte an Marius Ta­taru, Siebenbürgisches Museum, Schloss Hor­neck, 74831 Gundelsheim, oder per E-Mail: info[ät]siebenbuergisches-museum.de.

Schlagwörter: Siebenbürgisches Museum, Gundelsheim, Rezension, Schloss Horneck

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Neueste Kommentare

  • 29.11.2009, 18:15 Uhr von der Ijel: Die Mail Adresse stimmt nicht hätte wichtiges zu berichten an Frau Sedler Güsse M. Hedrich [weiter]

Artikel wurde 1 mal kommentiert.

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