19. November 2019

Zum Tod von Dieter Knall, Altbischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich

Der siebenbürgisch-sächsische Historiker Michael Kroner überschrieb 2012 mit drei Worten treffend das weite Betätigungsfeld Altbischof D. Dr. h.c. Dieter Knalls: Diaspora, Ökumene, Osteuropa. Für seine dafür erbrachte, unermüdliche Tätigkeit gebührt Bischof Knall nicht nur ein ehrenvolles Andenken, sondern auch der Dank der Diaspora-Kleinkirchen, vor allem in Osteuropa, wie auch jener für sein dezidiertes Eintreten für ökumenisches Denken und Handeln.
Für die drei oben genannten Schlagwörter war Altbischof Knall regelrecht schon durch seine Geburt prädestiniert. 1930 in Kronstadt als Sohn eines Tierarztes geboren, musste er mit seiner Familie kriegsbedingt 1944 nach Österreich flüchten, wo diese im Bregenzerwald eine neue Bleibe finden konnte. Nach Ablegung der Matura in Bregenz studierte Knall Evangelische Theologie sowohl an der Universität Wien, als auch an der Ruprecht-Karl-Universität Heidelberg von 1948-1955. Sein Vikariat und die nächsten fast sieben Jahre verbrachte er als Pfarrer im weststeierischen Stainz, schon in Begleitung seiner Gattin Elisabeth, geb. Lang, die aus dem siebenbürgischen Bulkesch stammte und ihm vier Töchter schenken sollte.

Danach versah er den Pfarrdienst in der evangelischen Kirche in Bruck an der Mur bis 1965. In der Zeitspanne 1969-1976 fand sein Auslands-Karriereaufschwung als Generalsekretär des Gustav-Adolf-Werkes in Kassel statt. Knall war dadurch aktiv am Hilfswerk für evangelische Pfarrgemeinden beteiligt, zugleich schaffte er damit auch die Anbindung der evangelischen Kirche Österreichs an die europa- und weltweit agierende Kirche lutherischen Glaubens, ohne dabei die Wichtigkeit ökumenischer Weitsicht zu vergessen. Durch seine Mitgliedschaft in Leitungsgremien des Weltkirchenrates und des Lutherischen Weltbundes, aber auch durch die gut funktionierende Partnerschaft mit seinen römisch-katholischen Mitbrüdern, vor allem mit dem katholischen Bischof der Steiermark, Johann Weber, hat zunächst Superintendent, dann Bischof Knall „in vollem Bewusstsein seiner evangelischen Identität seine Kirche hin zur weltweiten Ökumene geöffnet“, stellte der jüngst ernannte evangelische Bischof Österreichs, Michael Chalupka, mit Nachdruck fest, als er gemeinsam mit dem Superintendenten der Steiermark, Wolfgang Rehner (wie Knall ein Siebenbürger Sachse), den Gedenkgottesdienst in Gegenwart vieler Würdenträger für Altbischof Knall in Graz gestaltete.
Altbischof  D. Dr. h.c. Dieter Knall ...
Altbischof D. Dr. h.c. Dieter Knall
1976 wurde Dieter Knall zum Superintendenten der Evangelischen Kirche in der Steiermark und anschließend 1983 (bis 1995) zum Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich gewählt. Als solcher setzte er sich, neben der Routinetätigkeit der evangelischen Kirchenbelange in Österreich, vermehrt für die Ökumene ein – schließlich fanden zwei Papstbesuche während seiner Amtszeit statt – und er engagierte sich vehement für die Kirchen in Mittel- und Osteuropa. Seine bescheidene Art, sein Fleiß und seine Handschlagqualität waren für ihn ebenso kennzeichnend wie seine mit viel Hingabe, Wissen und Beharrlichkeit verfassten kirchengeschichtlichen Werke zu Fragen des Protestantismus, der Landler, der Diaspora und Ökumene, zuletzt dann auch seine „Erinnerungen“, in denen er, wehmütig auf seine Heimat Siebenbürgen zurückblickend, dankbar der Aufnahme und Akzeptanz in Österreich mit den Worten gedachte: „Transsilvania me genuit, Austria me recipit“.

Zu der Trauer der vielköpfigen, kinderreichen Familie Knall und der gesamten evangelischen Kirchengemeinde Österreichs möge sich auch der Stolz und die Genugtuung darüber gesellen, dass Altbischof Knall wegen seiner einnehmenden, aber nicht weniger standhaften Art beliebt war und seine weitreichende Tätigkeit öffentlich anerkannt und gewürdigt wurde, z. B. durch Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universitäten Budapest und Klausenburg, durch Ehrenzeichen und Ehrenring des Landes Steiermark, durch goldenes Ehrenzeichen und goldenes Komturkreuz von Wien und Niederösterreich, durch ein goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Altbischof D. Dr. Dieter Knall, aufgenommen im ...
Altbischof D. Dr. Dieter Knall, aufgenommen im September 2014 in Graz. Foto: Konrad Klein
Er bleibt, nach fast 90 ihm vergönnten Lebensjahren, uns allen in Erinnerung als ein integerer Mann der Kirche, dessen Daseins- und Wirkens-Devise es stets war, „aus der Kraft des Evangeliums“ nach bestem Wissen und Gewissen zu leben und zu handeln.

Kurt Thomas Ziegler

Schlagwörter: Nachruf, Kirche, Bischof, Österreich, Knall, Kronstadt

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