11. Juli 2002

Partnerschaft und Ökumene

Landshuter auf Studienreise zu sieben Konfessionen in Siebenbürgen
Sie reisen schon seit 20 Jahren regelmäßig gemeinsam in verschiedene Länder. Katholische und evangelische Christen aus Landshut und Umgebung haben mit ihrem praktizierten ökumenischen Zusammenwirken positive Erfahrungen gesammelt, auch auf ihren Studienreisen. Eine solche führte Ende Mai nach Siebenbürgen, wenige Wochen nach der in Landshut erfolgten feierlichen Besiegelung der Partnerschaft mit Hermannstadt. Veranstalter waren der Katholikenrat und das Christliche Bildungswerk, vertreten durch dessen Vorsitzende, Barbara Köhler, die evangelisch-lutherische Gesamtkirchengemeinde Landshut mit ihrem Ökumenebeauftragten Prof. Fritz Anders und "RO aktiv Reisen". Der Gruppe gehörten ein evangelischer und ein katholischer Dekan, ein Mitglied des Deutschen Bundestages, ein stellvertretender Landrat, der Vizepräsident des Landgerichts, Stadträtinnen und Stadträte sowie andere Persönlichkeiten an. Reiseleiter war Ewalt Zweyer.

Vorrangig ging es um eine Dokumentation vor Ort über unmittelbare Kontakte zu den in Siebenbürgen beheimateten Konfessionen, aber auch um Beziehungen auf kommunaler Ebene über die neu geschaffene Städtepartnerschaft hinaus. Das dichte, schon Monate zuvor abgesteckte und vorbereitete Programm ermöglichte dann auch mehr als ein Dutzend Begegnungen und Gespräche, wobei Herzlichkeit und Gastfreundschaft das "Offizielle" wohltuend übertönten. Das wurde schon am ersten Abend spürbar, als die Reisegruppe von Prof. Dr. Hans Klein, Bischofsvikar, Dekan der Theologischen Fakultät, Stadtrat und Forumsvorsitzender in Personalunion, sowie von Stadtpfarrer Kilian Dörr begrüßt wurde.

An den beiden ersten Tagen wurden die Gäste in Hermannstadt vor allem mit den Anliegen der evangelischen, katholischen und orthodoxen Glaubensgemeinschaften, aber auch der griechisch-katholischen Kirche vertraut gemacht. Besuche bei der Evangelischen Akademie Siebenbürgen, in Heltau und Michelsberg, in Großau, Gura Râului und Sibiel, vor allem aber die Begegnung mit dem Alten- und Pflegeheim "Dr. Carl Wolff" und dessen Leiterin, Ortrun Rhein, rundeten das Programm ab und hinterließen starke Eindrücke.
Nach einem von Herzlichkeit geprägten Kurzaufenthalt in Großpold, der Besichtigung der Stadtpfarrkirche in Mühlbach und einem Treffen mit dem Bürgermeister der Stadt Mühlbach gestaltete sich die Begegnung mit Dr. György Jakubinyi, dem römisch-katholischen Erzbischof in Karlsburg, in der zweiten Tageshälfte zu einem Höhepunkt der ganzen Reise.

In Klausenburg gab es intensive Gespräche mit hochrangigen Vertretern der drei hiesigen protestantischen Konfessionen vorwiegend ungarischer Verkündigungssprache (Reformierte, Unitarier und Evangelisch-lutherische Presbyterial-Synodale Kirche). Dazu eine hervorragende Stadtführung von Dr. Paul Jürgen Porr. Einprägsam in Erinnerung bleiben gewiss auch die Sehenswürdigkeiten von Mediasch und Schäßburg, ein Besuch im Lukas-Spital in Großlasseln, die Kirchenburgen Birthälm, Tartlau und Honigberg, die Schwarze Kirche und die restaurierte hundertjährige Synagoge in Kronstadt und schließlich das Übernachten bei den Mönchen im orthodoxen Brâncoveanu-Kloster bei Sâmbăta de Sus.

Zusammen mit dem evangelischen Ortspfarrer Michael Reger feierten der Landshuter evangelische Dekan Helmut Völkel und sein katholischer Amtskollege Johann Schottenhammel mit der Reisegruppe einen ökumenischen Gottesdienst in Kerz. Der Aufenthalt in dieser für heutige Verhältnisse noch beinahe intakten evangelischen Sachsengemeinde im Ambiente der 800-jährigen Ruine der Zisterzienser-Abtei, nicht zuletzt auch die aufschlussreiche Begegnung mit dem Agronomen Ing. Martin Szegedi, dem Vorsitzenden des Kerzer sächsischen Landwirtschaftsvereins, bildeten einen guten Abschluss dieser Rundreise, ehe man den Flughafen erreichte, um den dann wegen eines Versehens bei TAROM verzögerten Rückflug anzutreten.

Die Studienreise war in vieler Hinsicht ergiebig. Dass die konfessionelle Vielfalt in Siebenbürgen zunehmend in ein konfessionelles Miteinander einmündet, konnte man oftmals praktisch erfahren. Nicht zufällig war die Initiative zum diesjährigen Weltgebetstag im März gerade von den Frauen unterschiedlicher Glaubensrichtung und Muttersprache aus Hermannstadt ausgegangen. "Dieses selbstverständliche Gottvertrauen und die Hingabe an den Nächsten haben die Reisenden aus Deutschland schon nachdenklich werden lassen. Neigen die Hiesigen doch eher dazu, Verluste zu beklagen und für die Beseitigung von Missständen Institutionen einzufordern", schreibt Barbara Köhler in einem ausführlichen Reisebericht in der Wochenendausgabe der Vilsbiburger Zeitung vom 22. Juni 2002. Und Köhler fügte noch hinzu, dass man "voller nachdenkenswerter Erfahrungen und eindrucksvoller Bilder von Kirchenburgen und Bürgerstädten in Siebenbürgen heimgekehrt" sei.

E. Z.

Schlagwörter: Reisebericht

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