22. Juni 2013

Heltauer Manuskripte restauriert

Lange war bekannt, dass die Heltauer Pfarrbibliothek eine Reihe mittelalterlicher Handschriftensammlungen beherbergte, darunter das berühmte „Missale Heltensis“ aus dem 13. Jahrhundert. Indes befanden sich die auch Kodizes genannten Schriften in einem denkbar schlechten Zustand. Dem Engagement des Klausenburger Wissenschaftlers Dr. Adinel Dincă, der Heimatortgemeinschaft und der finanziellen Unterstützung des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien ist es zu verdanken, dass sieben der zwölf Schriften innerhalb von nur zwölf Monaten restauriert werden konnten. Das Ergebnis ist beeindruckend und wurde kürzlich während der „Heltauer Tage“ Ende Mai in der Kirchenburg von Heltau vorgestellt, wo die Kodizes im Kultursalon im Torturm ausgestellt sind.
„Wir sind Adinel Dincă zu großem Dank verpflichtet“, erklärte der aus Heltau stammende Historiker Dr. Konrad Gündisch. Der Forscher vom Kodex-Zentrum der Klausenburger Babeș-Bolyai-Universität habe eine sehr wichtige Bibliothek für die Öffentlichkeit wiederentdeckt, die sich eine kleine sächsische Gemeinde im 15. und 16. Jahrhundert angelegt hat. Es handele sich um einen einzigartigen Schatz, der Heltau weit über die Grenzen nicht nur des Hermannstädter Kreises oder Rumäniens, sondern Europa hinaus bekannt mache. Dincă konnte laut Gündisch nachweisen, dass die Handschriften in Heltau zusammengestellt worden und als einzige Pfarrbücherei Siebenbürgens auch vor Ort verblieben sind.
Einige der Heltauer Handschriftensammlungen ...
Einige der Heltauer Handschriftensammlungen harren noch der Restaurierung. Foto: Holger Wermke
„Im siebenbürgischen Kontext ist es eine absolute Einzelerscheinung“, bestätigte Dincă. Die Sammlung umfasst insgesamt zwölf Kodizes, die meisten aus dem 15. Jahrhundert. Bei ihnen handelt es sich um Predigtsammlungen, „Schulmaterialien“ wie deutsch-lateinische Wörterbücher sowie Materialien zum Kirchenrecht, die vermutlich von Heltauer Studenten aus dem deutschsprachigen Raum angekauft und in die Heimat gebracht worden sind. Bedeutsam sind neben den Handschriften auch drei Inkunabeln bzw. Wiegendrucke, also frühe gedruckte Bücher.

Die Heltauer Kodizes gehören zu den „wichtigsten Handschriftensammlungen Siebenbürgens“, betonte Dincă. Der Experte für die Geschichte des Mittelalters entdeckte die Dokumente auf seiner europaweiten Suche nach rumänischen Handschriften, um diese in der zentralen Datenbank des Zentrums für Handschriftenforschung an der Klausenburger Babeș-Bolyai-Universität zu verzeichnen. Der Zustand der Heltauer Handschriften sei „desolat“ gewesen und viel hätte nicht gefehlt, dass kulturhistorische Schätze von großem Wert verloren gegangen wären.

Dincă seinerseits setzte sich für die Restaurierung der Kunstschätze ein, die Heimatortgemeinschaft Heltau vermittelte die Ausarbeitung eines Restaurierungsprojekts, das der Bundesbeauftragte für Kultur und Medien mit etwa 15 000 Euro förderte. Restauriert wurden die Handschriften von Alexandru Știrban im Labor des Nationalmuseums in Karlsburg, der laut Dincă rumänienweit besten Restaurierungswerkstatt dieser Art. An einem Folgeprojekt wird bereits gearbeitet, um auch die noch nicht restaurierten Dokumente für die Zukunft zu erhalten.

HW

Schlagwörter: Heltau, Manuskripte, Mittelalter, Kirche, Geschichte

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