3. August 2013

Ein Dorf mit sächsischer Seele

Die Alzner weihen am 10. August ihre frisch renovierte Kirchenburg mit einem großen Fest ein. Über Ziel und Zweck der Veranstaltung sprach Bettina Ponschab mit Hans Tekeser, der wesentlich zur Renovierung der Kirchenburg und zur Veranstaltung des Festes beigetragen hat.
Welches ist Ihre erste Erinnerung an die Burg in Alzen? Was verbinden Sie mit ihr?

Es war Weihnachten, Anfang der 1970er Jahre, als wir den Gottesdienst in der Kirche besuchten. Die Burg ist für mich wie ein Zuhause, das immer da ist. In der Kirche wurde ich getauft und konfirmiert und hier habe ich geheiratet.


Warum setzen Sie sich für die Renovierung ein?

Der Verfall der Ringmauer hat mich traurig gemacht. Ich kann nicht untätig zusehen, wie unser kulturelles Erbe vernachlässigt wird: die schönen Burgen, die unsere Vorfahren vor hunderten von Jahren in harter Arbeit zum Schutz ihrer Gemeinschaft erbaut haben. Nirgendwo ist der Puls unserer Kultur, unserer Sprache so spürbar wie hier auf der Burg. Ich wollte einfach, dass die Ringmauer und die Wehrtürme wieder ihr altes Gesicht bekommen.
Hans Tekeser ...
Hans Tekeser

Was haben Sie bisher unternommen?

Seit 2005 unterstütze ich die Renovierungsarbeiten organisatorisch und finanziell. Als Erstes habe ich das Edelstahlblech für das Dach des Turms gespendet, dann folgten 2009/2010 Renovierungsarbeiten in der Kirche. 2011 verkleideten wir die Getriebe an den Gelenkwellen der Uhr mit Blech. 2012 habe ich für die große Glocke den Klöppel in Karlsruhe schmieden lassen und gemeinsam mit Freunden eingebaut. Und am 2. August 2012 – meinem 25-jährigen Hochzeitstag – läutete die Glocke um 18.40 Uhr nach fast zwei Jahren wieder. Das war für Familie und Freunde ein sehr bewegender Augenblick.


Was bedeutet Ihnen Siebenbürgen?

Siebenbürgen ist und bleibt meine Heimat. Hier ist das Gefühl, wirklich zu Hause zu sein, am stärksten. Die Erinnerungen an die Kindheit und Jugendzeit, das einmalige Gesellschaftsleben, eingebunden in unsere Sitten und Bräuche, lassen in mir diese starke Heimatverbundenheit aufkommen. Gerade in der heutigen schnelllebigen Welt brauchen wir starke Wurzeln. Wir Siebenbürger Sachsen haben über unseren starken Zusammenhalt so viele Jahre Überfälle und Kriege überlebt und das hat uns für die Zukunft stark gemacht. Ich hoffe, dass unsere Kinder unsere Kultur annehmen und weitergeben werden, denn unsere Gesellschaft braucht Menschen, die Mut haben, Verantwortung zu übernehmen.


Am 10. August ist ein großes Fest geplant. Was versprechen Sie sich als Hauptorganisator von diesem Ereignis?

Mit der Unterstützung meiner Freunde, wie Helmuth Hensel von der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung, Annemone Müller und Oskar Beermann von der HOG Alzen oder Rosi Müller, die uns vor Ort kräftig unter die Arme greift, möchten wir mit diesem Burgfest deutlich machen, dass wir nicht aufhören dürfen, für den Erhalt unserer Kultur zu kämpfen. Auch wenn wir Siebenbürgen verlassen haben, sollten wir nicht vergessen, dass unsere Vorfahren selbst in Kriegs- und Hungerszeiten unsere Kulturgüter erhalten haben. Unseren prominenten Gästen möchten wir zeigen, was wir mit wenig Mitteln und dem handwerklichen Können eines siebenbürgischen Unternehmens erreichen konnten und wollen sie dazu einladen, Initiatoren ähnlicher Projekte zu werden. Es ist wichtig – ganz besonders für die Alzner – zu sehen, dass das gespendete Geld seinen Zweck erfüllt hat und dass es sich lohnt, gemeinsam etwas zu bewegen. Den rumänischen Gästen möchten wir zeigen, dass Kultur auch Brücken bauen und verschiedene Mentalitäten, Sprachen und Generationen verbinden kann. Wir hoffen, dass auch der rumänische Staat immer mehr Wert auf den Erhalt unseres Kulturerbes legt.


Was erwartet die Gäste am 10. August in Alzen?

Die Hauptattraktionen des Festes, das um 14 Uhr beginnt, sind die restaurierte, teilweise neu aufgebaute Ringmauer, die drei renovierten Wehrtürme, von denen einer als Speckturm genutzt wird. Der Gottesdienst des Augsburger Stadtpfarrers Werner Ungar um 14.30 Uhr wird musikalisch unterstützt von den Trauner Bläsern. Mit Darbietungen werden uns anschließend die „Trauner Adjuvanten“, deren Tanzgruppe sowie die Alzner Tanzgruppe aus Nürnberg erfreuen. Es gibt natürlich schöne Trachten zu bewundern. Und wir erwarten auch viele Jugendliche. Unseren Ehrengästen, Hans-Christian Habermann und Dr. Bernd Fabritius, wollen wir Alzen als ein Dorf präsentieren, das noch viel siebenbürgisch-sächsische Seele hat.


Sie haben einen Spendenaufruf zur Rettung der Burg gestartet. Auch bei der Veranstaltung „spenden“ die Teilnehmer ihre Dienstleistungen. Warum ist der karitative Charakter bei dieser Veranstaltung so wichtig?

Den Spendenaufruf habe ich nach unserem Sommeraufenthalt in Rumänien 2011 gestartet. Gespendet haben die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung, Helmuth Hensel, einige Privatpersonen, viele Kunden und Lieferanten meiner Firma „Alzner Automotive“, unsere Freunde und Verwandten auf unserer Silberhochzeit und selbstverständlich meine Frau und ich. Schließlich sind rund 17000 Euro zusammengekommen. Wir stellen den karitativen Charakter dieser Veranstaltung heraus, weil wir zeigen möchten, dass unsere Kulturgüter mit vielen kleinen Beiträgen vom Verfall gerettet werden können.


Die Carl Wolff Gesellschaft (CWG) beteiligt sich bei der Organisation der Veranstaltung. Seit wann und warum sind Sie Mitglied bei der CWG?

Ja, die CWG beteiligt sich bei der Organisation unseres Festes. Helmuth Hensel, der Vorsitzende der CWG, war bereits zwei Mal in Alzen, um die Organisation voranzutreiben. Reinhold Sauer, der Geschäftsführer der CWG, hat uns den notwendigen Strom organisiert, Dieter Thiess, stellvertretender Vorsitzender der CWG, wird die Moderation auf der Veranstaltung übernehmen. Auch Udo Schnell, Wilhelm Beer und weitere CWG-Vorstandsmitglieder werden dabei sein. Robert Adams, ebenfalls CWG-Mitglied, kümmert sich um die Film- und Fotoaufnahmen während der Feier.

Ich bin als siebenbürgischer Unternehmer in Deutschland seit 2010 Mitglied bei der CWG. Hier habe ich einige Freundschaften mit gleichdenkenden Siebenbürger Sachsen aus den verschiedensten Branchen geschlossen. Und ich möchte auf dieses Netzwerk von Unternehmern, Ärzten, Rechtsanwälten, Immobilienfachleuten, Handwerkern und Fachleuten aus renommierten Firmen, nicht mehr verzichten.

Schlagwörter: Alzen, Kirchenburg, Fest, CWG, Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung

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Neueste Kommentare

  • 03.08.2013, 09:43 Uhr von lucky_271065: Hut ab vor Ihrer Haltung und Ihrem Engagement, Herr Tekeser! Solche Männer - und Frauen - braucht ... [weiter]

Artikel wurde 1 mal kommentiert.

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