3. Mai 2014

12. Ostermarkt in Bistritz würdigt sächsisches Brauchtum

Organisatoren und Teilnehmer ließen sich auch heuer von den in Bistritz am 12. April 2014 vorherrschenden tiefen Temperaturen nicht ins Bockshorn jagen und setzen auch beim heurigen Ostermarkt weiter auf Frohsinn, Engagement und bunte Vielfalt. Vor zwölf Jahren vom Demokratischen Forum der Deutschen in Siebenbürgen, dem Deutschen Jugendverein Siebenbürgen – Filiale Bistritz in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirchengemeinde erstmals ausgetragen und seit 2012 von der Stadtverwaltung mit ihren umfassenderen finanziellen, organisatorischen und personellen Ressourcen, sowie vom Bürgermeister unmittelbar unterstützt, findet im Frühjahr das bedeutendste Fest der kleinen deutschen Minderheit (in Bistritz leben weniger als 250 Deutsche bei über 80000 Einwohnern) statt. Damit werden das sächsische Brauchtum und die bedeutende Kulturleistung der Deutschen in der Stadt in ganz Nordsiebenbürgen gewürdigt.
Den ganzen Tag über konnte man in der festlich hergerichteten Fußgängerzone im Stadtzentrum an zahlreichen Ständen eine große Vielfalt österlicher Produkte besichtigen und erwerben. Angeboten wurden u.a. vielfarbige, filigran (auch mit Perlen) dekorierte Eier aus der Bukowina, aus Siebenbürgen, süßes Ostergebäck, Blumengebinde, Keramikobjekte, Geschirr aus Ton, Kosmetikerzeugnisse, Holzgegenstände, Volkskunstprodukte, Schmuck, Textilien, jedoch auch echte Hasen von verschiedensten Hasenzüchtern. Ein österlich geschmückter Baum gilt hier als deutsche Tradition. Der bunte Festumzug der Musikkapellen und Kulturformationen begann um 12.00 Uhr und führte die Teilnehmer zur Festbühne unmittelbar in der Nähe der nach dem Brand von 2008 neu renovierten und majestätisch strahlenden evangelischen Stadtkirche. Die örtliche Garnisonskapelle führte ihn an, es folgten Musik- und besonders Tanzgruppen aus Bistritz, Sächsisch Reen, Oberwischau, Sankt Martin von der Kleinen Kokel (Târnăveni), Schäßburg, Kronstadt, Neumarkt am Mieresch, Zeiden. Vor der Festbühne betonte die Militärmusik mit dem gekonnten Vortrag der Hymnen Rumäniens, Deutschlands und Europas den würdevollen Charakter der Veranstaltung.
Bereit zum Spielen der Hymnen: die Militärkapelle ...
Bereit zum Spielen der Hymnen: die Militärkapelle Bistritz. Foto: Horst Göbbel
Die folgenden Grußworte überbrachten mehrere hohe politische Vertreter der Stadt und des Kreises ­Bis­tritz-Nassod, sogar zwei allerhöchste Gäste aus Bukarest waren dabei: die Ministerin für Gewässer, Wälder und Fischwirtschaft Doina Pană und Jugend- und Sportministerin Gabriela Szabo, frühere Leichtathletik-Olympiasiegerin, in Vertretung von Bürgermeister Ovidiu Teodor Crețu Vizebürgermeister George Avram, der Vorsitzende des Kreisrates Emil Radu Moldovan, Unterpräfekt Ovidiu Frenț, der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Siebenbürgen im Kreis Bistritz-Nassod Eckehardt Zaig, der Stellvertretende Vorsitzende der HOG Bistritz-Nösen und Ehrenbürger der Stadt Bistritz Horst Göbbel. Durchgehend wurde die Freude hervorgehoben, trotz ethnischer oder konfessioneller Unterschiede traditionell in Eintracht zu leben und sich der Erhaltung siebenbürgisch-sächsischer Kulturgüter bewusst zu sein. Diesen Eingangsteil der Feierlichkeiten moderierte der Leiter des Kulturzentrums, Dr. Dorel Cosma (in deutscher und rumänischer Sprache).

Bei der traditionellen ökumenischen Andacht, zelebriert vom ev. Stadtpfarrer Johann Dieter Krauss, vom griechisch-katholischen Stadtpfarrer Ioan-Vasile Frișan, vom katholischen Stadtdekan Gered Péter und dem orthodoxen Pfarrer Alexandru Vidican, dominierte das Vorösterliche (heuer feiern evangelische, katholische, orthodoxe Christen Ostern am selben Tag). Anschließend würdigten die Gäste die Veranstaltung in ihren Grußworten: „Ich bin stolz auf Bistritz, auf die Bistritzer. Den Ostermarkt und seine Traditionen weiter zu führen, ist eine große Leistung“ (Doina Pană); „Ich bin stolz auf diese Gegend, hier bin ich geboren, habe für diese Stadt an Wettbewerben teilgenommen und habe versucht, ihren Namen in die Welt zu tragen. Wir sind aufgerufen, ihre Traditionen, auch die des Ostermarktes weiter zu führen“ (Gabriela Szabo); „Jede Gemeinschaft, die sich Zukunft wünscht, muss ihre Vergangenheit annehmen. Die Bistritzer Gesellschaft nimmt die sächsische Geschichte der Stadt an. Diese Traditionen, die wir benötigen, werden hier weiter gelebt“ (Radu Moldovan); „Wenn es uns gelungen ist, die ev. Kirche wieder aufzubauen, dann gelingt es uns auch, jedes Jahr die immateriellen Schätze zu heben, die diese Stadt als multiethnische europäische Stadt ausweist. Der Ostermarkt hat sich bewährt.“ (Ovidiu Frenț); „Wir freuen uns über und sind dankbar für die vielfältige Unterstützung der deutschen Kultur und der sächsischen Traditionen der Stadt Bistritz.“ (Eckehard Zaig); „Multikulturalität ist ein großer Reichtum einer Gesellschaft. Auch hier in Bistritz. Wir danken der Stadt, dem Kreis, den Kirchen vor Ort für die Unterstützung der deutschen Minderheit und die Förderung ihrer Kultur.“ (Horst Göbbel)

Durch das folgende ca. zweistündige, sehr bunte und fröhliche musikalische und tänzerische Programm führten ebenfalls deutsch und rumänisch Professor Ioan Arcălean von der Deutschen Abteilung des Nationalkollegs „Liviu Rebreanu“ und Doris Gâța. Darbietungen folgender Gruppen wurden mit viel Applaus bedacht: das Orchester des Städtischen Kulturzentrums, die Blaskapelle „Harmonie“ des Deutschen Forums Bistritz, die Blaskapelle „Armonia“ aus Sankt Martin (Târ­năveni), das Orchester des Musiklyzeums „Tudor Jarda“ Bistritz, die Sächsischen Tanzgruppen „Regenbogen“ Bistritz, „Gemeinsam“ Sathmar, „Edelweiß“ Oberwischau, „Korona“ Kronstadt, „Sonnenschein“ Neumarkt, „Goldregen“ Sächsisch Reen, aus Schäßburg und Zeiden, sowie die Formation „Zwei Plus“ aus Bacău.

Wie auch bisher war der Vorstand der HOG Bistritz-Nösen beim Ostermarkt vertreten, diesmal durch Horst Göbbel, auch um die Verbundenheit mit der Heimatregion und ihrer bescheidenen sächsischen Gemeinde zum Ausdruck zu bringen, zugleich um sich über den Stand der Arbeiten am geplanten Denkmal zur Evakuierung der Nordsiebenbürger Sachsen vor 70 Jahren und zu den organisatorischen Fragen zum Gedenktreffen im September 2014 und zur Besiegelung der Städtepartnerschaft Bistritz-Wels mit den örtlichen zuständigen Partnern zu besprechen.

Horst Göbbel

Schlagwörter: Bistritz, Nordsiebenbürgen

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