17. Mai 2015

Burg als kommunistisches Gefängnis

Fogarasch – Zwischen 600 und 1000 politische Häftlinge sollen nach Ansicht des Historikers und ehemaligen Direktors des Museums in der Fogarascher Festung, Gheorghe Dragotă, in der mittelalterlichen Burg zu Zeiten des Kommunismus inhaftiert gewesen sein. Die genaue Anzahl ist nicht bekannt, ebenso wenig die der Todesopfer, die anonym am Rande der Stadt in Massengräbern verscharrt wurden.
Wie die Karpatenrundschau berichtet, dienten Keller und Turm der Festung von 1948 bis 1960 als Gefängnis für hunderte Häftlinge, meist ehemalige Polizei- und Armeeangehörige und Politiker der Vorkriegsjahre. Außer politischen Häftlingen – 1960 angeblich landesweit 17613 – waren in Fogarasch zeitweilig auch Persönlichkeiten aus Kultur und Wissenschaft inhaftiert. Zeitzeugen beschreiben die Bedingungen als unmenschlich: Die Häftlinge lagen in unbeheizten Räumen am Boden, erhielten täglich nur 125 Gramm Brot, etwas Maismehl und Suppe aus Kraut oder ungewaschenen Innereien, was häufig zu Erkrankungen führte. Es gab keinen Arzt und keine offizielle Registrierung der Toten.

Das Institut für die Erforschung der Verbrechen des Kommunismus und des rumänischen Exils hat einige Personen aus der damaligen Gefängnisleitung identifiziert und staatsanwaltliche Ermittlungen beantragt: Es handelt sich um Refic Fizula, Neculai Tilici und Teodor Sârbu, die der Liste von landesweit 35 mutmaßlichen verbrecherischen Gefängnisleitern hinzugefügt wurden. Der im Vorjahr verstorbene Gefängnisvorstand Fizula soll den Tod von mindesten 22 Häftlingen durch unzureichende Ernährung und mangelnde ärztliche Versorgung zu verantworten haben. Das von Tilici im Gefängnis installierte Terrorregime soll zum Tod von mindestens neun Personen geführt haben. Dem ehemaligen Securitate-Unteroffizier Sârbu wird vorgeworfen, sich an Verhaftungen, die zu Erschießungen führten, beteiligt zu haben. Das Institut hat eine Datenbank zu den Menschenrechtsverletzungen zur Zeit des Kommunismus angelegt.

Die Anfang des 14. Jahrhunderts erbaute Festung in Foagarsch kann heute als Museum besichtigt werden. 1967-1977 wurden erstmals umfassende Restaurierungen durchgeführt; 1995 ließ der Kronstädter Kreisrat weitere Arbeiten tätigen, um noch mehr Räume für Besucher zugänglich zu machen. Die Burg und das darin befindliche Museum ziehen heute über 40000 Besucher jährlich an.

NM

Schlagwörter: Fogarasch, Kommunismus, Geschichte

Bewerten:

15 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.