27. Dezember 2017

Stiftung Patrimonium Saxonicum führte Bauarbeiten in Magarei durch

2017 sind an der Kirchenburg von Magarei verschiedene Arbeiten durchgeführt worden, über die hier kurz berichtet werden soll. Die Voraussetzung für diese Arbeiten war eine Spende von 5000 Euro an die Stiftung Patrimonium Saxonicum seitens des österreichischen Unternehmers Dr. Gernot Schuhfried, der zu seinem 75. Geburtstag seine Gäste aufgefordert hat – statt Geschenken an ihn – für die Baudenkmäler in Siebenbürgen zu spenden. Später wurde diese Summe vom Spender um 2500 Euro aufgestockt.
Die Frage ist berechtigt, warum gerade diese Kirchenburg? Weder gehört sie zu jenen 30-40 wichtigen Kirchenburgen, die auf der Hauptroute der Touristen liegen und deren Besichtigung in Prospekten angepriesen wird, noch gibt es evangelische Gemeindeglieder in der Ortschaft. Verwaltungsmäßig gehört Magarei (Pelișor) wie Abtsdorf bei Agnetheln (Apoș) zu der Gemeinde Bürgisch (Bârghiș), einer Ortschaft, in der schon vor Jahrhunderten die evangelische Gemeinde erloschen ist. Aus Magarei und Abtsdorf sind die Sachsen erst nach 1990 ausgewandert. Dazu kommt, dass die Straße von Agnetheln nach Mediasch von sekundärer Bedeutung und dementsprechend nicht von bester Qualität ist. Das Pfarrhaus, ein neugotischer Bau vom Ende des 19. Jahrhunderts, wurde an eine Künstlerin vermietet, mit der es gegenwärtig wegen der Nichteinhaltung eines Vertrags Zwistigkeiten gibt.
Ansicht der Kirchenburg Magarei von Nordosten, ...
Ansicht der Kirchenburg Magarei von Nordosten, 12. Januar 2008
Die Kirchenburg, auf einer Bergnase im Westen der Ortschaft gelegen, besteht aus einer ursprünglich gotischen Kirche, um die eine polygonale Ringmauer mit einem ihr im Süden vorgelagerten Glockenturm errichtet wurde. Im Westen, wo das Gelände flach verläuft und für den Feind bessere Angriffsmöglichkeiten bestanden, wurde die Burg durch die Verdoppelung der Mauer und zwei Flankierungstürme verstärkt. Das relativ kleine und einfache Ensemble überzeugt durch sein wehrtechnisches Konzept, besonders aber durch seine ästhetische Gesamtwirkung (siehe Abb.).

Wir wollten an diesem Beispiel zeigen, dass es auch mit verhältnismäßig geringen Summen möglich ist, substanziell zum Erhalt eines solchen Ensembles beizutragen. Generell herrscht die Meinung, dass Denkmalpflegeprojekte enorme Summen verschlingen, was in vielen Fällen sicher auch stimmt, denken wir in diesem Zusammenhang an Vorhaben mit europäischer Finanzierung, wo immer wieder Millionen Euro im Spiel sind. Eine Beurteilung, auf diesem Wege durchgeführter Vorhaben, wo es gute, aber auch Arbeiten gibt, die vom Standpunkt der Denkmalpflege inakzeptabel sind, würde hier zu weit führen. Nur so viel dazu: Wenn wir eine nachhaltige Strategie zum Erhalt der Kirchenburgenlandschaft anvisieren, sollte den normalen Erhaltungsmaßnahmen, wie sie in der Vergangenheit über Jahrhunderte geübt worden sind, erste Priorität eingeräumt werden.
Westseite des Burghofs während der ...
Westseite des Burghofs während der Reinigungsarbeiten, 25. August 2017. Fotos: Hermann Fabini
Bei der Umsetzung des Vorhabens habe ich mit dem Projektleiter der Stiftung Kirchenburgen, Sebastian Bethge, zusammengearbeitet. Zusammen haben wir beim Bürgermeisteramt in Bürgisch das Vorhaben erklärt und sind dort auf Verständnis und Hilfsbereitschaft gestoßen. In einer ersten Aktion im Frühjahr 2017 sind vier Bäume, die direkt an der nördlichen Ringmauer standen, fachgerecht gefällt worden. Herr Bethge hat später eine Firma in Eibesdorf ausfindig gemacht, die bereit war, Arbeiten an der Kirchenburg zu übernehmen. Die durchzuführenden Arbeiten haben wir zusammen mit Bethge und dem Firmenchef vor Ort besprochen und genau bestimmt, was in welcher Reihenfolge durch­geführt werden soll. Im Burghof gab es einige größere Bäume und Sträucher, die gefällt werden sollten, und zahllose Schlingpflanzen, die sich an Kirche und Ringmauer hochzogen.

Im August konnte mit den Arbeiten um die Kirche begonnen werden. Der Innenhof konnte in vier Tagen gereinigt werden, für die Arbeiten außen wurden weitere fünf Tage benötigt. Ein schwierigeres Problem stellten die großen Bäume rings um die Burg dar, für deren Entfernen die Genehmigung der Forstbehörde in Agnetheln nötig war. Sebastian Bethge konnte diese Genehmigung erwirken und so sind die Bäume schließlich im November gefällt worden. Außer der Reinigung der Anlage von der überwuchernden Vegetation ist der baufällige Treppenaufgang zum Glockenturm entsprechend abgetragen und in der Kirche gelagert, das Kirchendach überholt und die Ringmauer sowie der Eingang unter dem Turm gesichert worden.

Nach diesen Arbeiten kann die Kirchenburg neu wahrgenommen werden, ihre ästhetische Qualität kommt besser zum Ausdruck und für Touristen, die die Kirchenburg besichtigen wollen, bietet sich ein von Ordnung bestimmtes Bild. Sollte sich jemand finden, der sich in der Restaurierung des Treppenaufgangs oder der Kirche engagieren möchte, wie das schon bei andern Kirchenburgen geschehen ist, findet er klare Verhältnisse vor. Jenseits der Tatsache, dass durch diese Arbeiten der Zustand des Baudenkmals für die nächsten Jahre gesichert wurde, sehen wir darin einen Beitrag zur touristischen Erschließung des Baudenkmals und somit auch zum Erhalt der siebenbürgischen Kulturlandschaft vor Ort.

Dr. Hermann Fabini

Schlagwörter: Kirchenburg, Magarei, Renovierung, Kulturerbe

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