5. März 2018

"Mit Kopf und Herz geschrieben": Hermannstädter Zeitung feierte 50-jähriges Bestehen

„Wir feiern ein Fest der Freude“, sang der Cedonia-Chor unter der Leitung von Florin Soare. Mit Recht gab es Gründe sich zu freuen, denn die Hermannstädter Zeitung beging am 25. Februar 50 Jahre seit ihrem Bestehen. Das Jubiläum wurde im Spiegelsaal des Forums im Beisein von ehemaligen und gegenwärtigen Mitarbeitern sowie insgesamt 180 Gästen gefeiert. Dabei war übrigens auch Ewalt Zweyer, der erste Chefredakteur der Zeitung, der in der ersten Ausgabe vom 25. Februar 1968 in seinem „Wort an den Leser“ verkündete, die Zeitung sei „mit Kopf und Herz“ geschrieben.
„Jede Familie im Dorf hatte den Neuen Weg im Haus, aber da hatten wir auch die Hermannstädter Zeitung. Und die Hermannstädter Zeitung war nicht dasselbe. Sie hat etwas aus der Umgebung gebracht, sie hat uns in einer anderen Weise angesprochen, und das ist bis auf den heutigen Tag so geblieben“, unterstrich Martin Bottesch, Vorsitzender des Siebenbürgenforums, als ein „Leser der Zeitung seit 50 Jahren“. Bottesch stellte fest: „Die Erhaltung der deutschen Sprache, der Gebrauch der deutschen Sprache in Rumänien ist eines unserer Hauptanliegen und dazu trägt selbstverständlich die Presse neben allem anderen bei. Es geht darum, unsere Identität durch die Sprache zu bewahren und die deutsche Kultur in Rumänien weiterzuführen. Wir sind uns dessen stets bewusst, wie wichtig die Presse ist und es gibt auch überhaupt keine Debatten darüber, etwas anderes zu tun als die Zeitungen weiterhin zu unterstützen, die Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien mit ihren Beilagen, der Banater Zeitung und der Karpatenrundschau sowie die Hermannstädter Zeitung“.
Benjamin Józsa (links) moderierte die 50-Jahr ...
Benjamin Józsa (links) moderierte die 50-Jahr-Feier der Hermannstädter Zeitung. Zu den Rednern gehörten (erste Reihe, von links): MdEP Siegfried Mureșan, Harald Fratczak, Marius Luca, Daniela Cîmpean, Bürgermeisterin Astrid Fodor, DFDH-Vorsitzender Hans Klein, Johann Schuth, Chefredakteur der „Neuen Zeitung“ aus Budapest, Elke Sabiel. Foto: Fred Nuss
Anwesend war u.a. auch die gesamte Führungsspitze des Kreisrats Hermannstadt. Kreisratsvorsitzende Daniela Cîmpean unterstrich die Wichtigkeit der Zeitung für Wirtschaftsleute aus dem deutschsprachigen Raum, für Deutsch lernende Schüler oder gar für Leser außerhalb der Grenzen. „Die Zeitung ist und bleibt ein Vorbild für Qualitätsjournalismus“, unterstrich die Hermannstädter Bürgermeisterin Astrid Fodor.

Beglückwünscht wurde die Zeitung auch von dem Europaabgeordneten Siegfried Mureșan. Die Hermannstädter Zeitung habe die Gelegenheit gehabt, über viele historische Momente zu berichten. Weitere werden aber folgen, denn Rumänien wird im ersten Halbjahr 2019 zum ersten Mal die Präsidentschaft der Europäischen Union innehaben und am 30. März 2019 werden alle Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedsstaaten in Hermannstadt tagen.

Die Hermannstädter Zeitung habe die Aufbruchsstimmung von 1968 in die Zeitung gebracht und sie habe enorm viel Mut Kraft und Hoffnung gegeben, unterstrich Hans Klein, Vorsitzender des Hermannstädter Forums. „Die HZ steht für ‚unsere Zeitung‘ und sie steht für unsere Zeitung mit Herz“, betonte Bischof Reinhart Guib. „Ich bewundere dabei, dass alle, die im Redaktionsteam waren oder sind in evangelischer Freiheit berichten kreuz und quer über das, was in Hermannstadt, im Kreis Hermannstadt, in Siebenbürgen, manchmal in Rumänien, in der Europäischen Union und darüber hinaus, bis in das Trumpische Amerika, an kirchlichen und forumischen, an politischen und wirtschaftlichen, kulturellen, musikalischen, sportlichen und gesellschaftsrelevanten Ereignissen, hier und dort stattfinden“, sagte Guib.

Vizekonsul Harald Fratczak überbrachte die Glückwünsche des bundesdeutschen Konsuls in Hermannstadt, Hans Erich Tischler. Persönlich gratulierte zum Jubiläum Andreas Huber, der Honorarkonsul von Österreich. Elke Sabiel, die ehemals zuständig für das journalistische Austauschprogramm der Friedrich Ebert Stiftung in Deutschland war, überreichte Chefredakteurin Beatrice Ungar im Rahmen der Feier eine Satzung des Vereins der Siebenbürger Sachsen aus Argentinien.

Ein weiteres Grußwort sprach Sigrid Haldenwang, die seit dem 7. März 2008 in der Hermannstädter Zeitung eine Rubrik zur siebenbürgisch-sächsischen Mundart betreut. Moderiert wurde die Feier von Benjamin Józsa, Geschäftsführer des Landesforums, der es förmlich verstand, Stimmung zu machen.
Ehemalige und aktuelle Mitarbeiter der ...
Ehemalige und aktuelle Mitarbeiter der Hermannstädter Zeitung bedanken sich für die Glückwünsche, von links: Sebastian Marcovici, Werner Fink, Wolfgang Fuchs, Cynthia Pinter, Beatrice Ungar, Fred Nuss und Ruxandra Stănescu. Foto: Laura Micu
Gestaltet wurden während der 50 Jahre rund 2.567 Ausgaben von insgesamt rund 70 festen Mitarbeitern, die bei der Zeitung längere oder kürzere Zeit tätig waren. Außerdem gab es unzählige freie Mitarbeiter und Praktikanten. Bei der Feier anwesend waren als ehemalige feste Mitarbeiter der erste Chefredakteur der Zeitung, Ewalt Zweyer, der ehemalige Chefredakteur Georg Scherer, der ehemalige Redakteur Wolfgang Fuchs sowie Sebastian Marcovici. Zu erwähnen ist, dass der Fotoreporter Fred Nuss von allem Anfang an dabei war und heute noch aktiv die Zeitung mitgestaltet.

Besondere Freude bereitete die Feier aber Ewalt Zweyer, der sieben Jahre lang Chefredakteur der Hermannstädter Zeitung war. „Ich war gerade 36 Jahre alt geworden, als ich mit einem Rucksack auf dem Rücken vom Bahnhof kam“, erinnerte er sich. Es war mitten in der Nacht, und er warf Steinchen an das Fenster seiner Mutter in der Burgergasse, und diese öffnete ihm das große Tor. Nach neun Tagen erschien die erste Ausgabe der Hermannstädter Zeitung. „In dieser kurzen Zeit habe ich Leute gesucht, mit denen ich die Zeitung machen kann“.

Einen genauen Einblick in die Geschichte der Zeitung bietet das Buch „Zwischen Pflicht und Kür. Die Hermannstädter Zeitung und die Siebenbürger Sachsen im kommunistischen Rumänien und nach der Wende“ von Anna Galon, von dem jeder Gast ein Exemplar mitnehmen durfte. Dazu gab es auch Jubiläumsmedaillen, gestaltet und hergestellt in der Keramikwerkstatt des Tonal-Vereins.

Werner Fink



(gekürzt aus der Hermannstädter Zeitung)

Schlagwörter: Medien, Hermannstadt, Jubiläum, Zeitung

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