23. Juli 2019

Siebenbürger Sächsin ist "Auslandsdeutsche des Jahres 2019"

Die Journalistin und Theaterautorin Elise Wilk aus Kronstadt wurde von der Internationalen Medienhilfe zur „Auslandsdeutschen des Jahres 2019“ gekürt. Von Anfang Juni bis Mitte Juli konnten Deutschsprachige in aller Welt darüber abstimmen, wer "Auslandsdeutsche des Jahres" werden soll. Drei Frauen standen im Finale: je eine Deutsche aus Rumänien, Frankreich und Spanien. Ausschlaggebend bei diesem „internationalsten deutschschsprachigen Wettbewerb“ war nicht die Schönheit der Teilnehmerinnen, sondern vor allem ihr Engagement für die eigene Kultur und die Medien in der eigenen Muttersprache.
Elise Wilk aus Kronstadt (Brașov) in der deutsch geprägten Region Siebenbürgen in Rumänien erhielt rund 40% der rund 9.100 abgegebenen Stimmen aus aller Welt. Besonders viele Stimmen kamen aus Deutschland, Osteuropa, Südeuropa und Österreich. Die 37-Jährige leitet die Lokalredaktion der täglich erscheinenden Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien (ADZ) in Kronstadt (Brasov) und deren Wochenbeilage Karpatenrundschau. Außerdem ist sie erfolgreiche Autorin von Theaterstücken. Ihre Familie ist seit Jahrhunderten in Siebenbürgen verwurzelt. Die Region, zu der auch Kronstadt gehört, wurde ab etwa 1150 von Deutschen besiedelt und gehört heute zum Staatsgebiet Rumäniens. Von der deutschen Minderheit in Rumänien (dazu zählen hauptsächlich die Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben) wurde eine einzigartige deutschsprachige Infrastruktur aufgebaut - mit zahlreichen Vereinen, Schulen, Kirchen, Theatergruppen, TV-Programmen oder Zeitungen. Die Tageszeitung "ADZ" konnte am Anfang dieses Jahres ihren 70. Geburtstag in ihrer Bukarester Zentrale feiern. Elise engagiert sich neben ihrer journalistischen Arbeit stark in der Minderheiten-Selbstverwaltung der Siebenbürger Sachsen und schreibt Stücke für rumänisch- und deutschsprachige Theater in ihrer Heimat. Mehrere davon wurden auch in andere Sprachen übersetzt, im Ausland aufgeführt und mit Preisen ausgezeichnet. Das Magazin "Forbes" kürte sie 2014 zu einer von 20 Trendsetterinnen und Trendsettern Rumäniens. 2018 wurde sie von der Zeitschrift "Decât o Revistă" in die Liste der "100 Personen, die das Rumänien von morgen prägen werden" aufgenommen.
Elise Wilk mit ihrer Zeitung. Foto: Laura ...
Elise Wilk mit ihrer Zeitung. Foto: Laura Capatana-Juller
Elise Wilk erklärte exklusiv für die Siebenbürgische Zeitung: „Die Auszeichnung kam ganz unerwartet und freut mich natürlich sehr. Für mich bedeutet sie einfach, dass ich weitermachen muss. Mit jeder öffentlichen Anerkennung wird die Verantwortung, die man hat, größer. Ich denke immer: Es gibt Leute, die meine Aktivität schätzen, also sollte ich sie nie enttäuschen.“

Als Journalistin und Leiterin der „Karpatenrundschau“-Redaktion beabsichtigt Elise Wilk, den Lesern auch künftig „gut recherchierte und qualitative Artikel“ zu bieten. Sehr wichtig für sie ist weiterhin das Fotoreportagen-Projekt, das vor einem Jahr begonnen wurde. Bis jetzt wurden vier oder fünf davon veröffentlicht. „Es geht meistens darum, nicht nur über Großstädte zu berichten, oft tut sich auf dem Dorf viel mehr“, erläutert Elise Wilk. „Es gibt viele Projekte, die sich um den Erhalt des Kulturerbes in Siebenbürgen kümmern, und diese Projekte sollten unsere Leser kennenlernen. Das positive Feedback der Leser hat mir bestätigt, dass man solche Artikel in der Zeitung braucht.“ Als Autorin arbeitet sie, erstmals in ihrer zehnjährigen Karriere, an einem Stück, in dem es um die deutsche Minderheit in Rumänien geht.

Björn Akstinat, Leiter des Netzwerks der deutschsprachigen Auslandsmedien (IMH-Internationale Medienhilfe) zeigt sich erfreut, dass auch der zweite Durchlauf des Wettbewerbs wieder ein voller Erfolg war. Er werde auch in Zukunft weitergeführt. „Die Aktion soll speziell die weiblichen Mitglieder der deutschen Gemeinschaften und Minderheiten rund um den Globus für ihre bisherigen Aktivitäten belohnen bzw. für eine Mithilfe in deutschen Vereinen, Medien und sonstigen Institutionen motivieren. In vielen deutschen Institutionen im Ausland sind Frauen noch unterrepräsentiert. Ziel des Wettbewerbs ist außerdem, in Deutschland auf die großen kulturellen Leistungen und Traditionen der Auslandsdeutschen stärker aufmerksam zu machen. Viele Bürger der Bundesrepublik wissen so gut wie nichts von den deutschen Minderheiten weltweit, da diese im Unterricht der Schulen und Hochschulen zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen kaum thematisiert werden.“

„Die rumäniendeutsche Journalistin und Theaterautorin Elise Wilk ist für den Titel ‚Auslandsdeutsche des Jahres 2019‘ besonders geeignet und hat eine positive Vorbildfunktion für die Siebenbürger Sachsen in Rumänien“, betont Björn Akstinat. Heute leben noch rund 40.000 von ursprünglich 800.000 Deutschen in Rumänien. Die meisten sind nach Deutschland zurückgesiedelt. „Elise Wilk ist bewusst in Siebenbürgen geblieben und hilft, die deutsche Kultur vor Ort lebendig zu halten. Dazu gehören das deutschsprachige Theaterleben und die deutschsprachige Medienszene mit IMH-Mitgliedspublikationen wie der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien oder der Hermannstädter Zeitung“, sagt der Leiter der Internationalen Medienhilfe.

S.B.

Schlagwörter: Medien, Wettbewerb, Abstimmung, ADZ, Kronstadt, Auslandsdeutsche

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