7. Juni 2023

„Unsere Freundschaft kann und wird noch tiefer werden“: Bundespräsident Steinmeier würdigt bei Staatsbesuch bilaterale Beziehungen und deutsche Minderheit in Rumänien

Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat vom 24. bis 26. Mai einen Staatsbesuch in Rumänien absolviert. Im Rahmen des dreitägigen Besuchsprogramms wurde der Bundespräsident zunächst in Bukarest von Rumäniens Staatspräsident Klaus Johannis mit militärischen Ehren empfangen. Steinmeier führte in der Landeshauptstadt politische Gespräche mit seinem rumänischen Amtskollegen Johannis, mit Regierungschef Nicolae Ciucă (PNL), Kammerpräsident Marcel Ciolacu (PSD) und Senats-Interimspräsidentin Alina Gorghiu (PNL) und traf sich auch mit Wirtschaftsvertretern.
Staatspräsident Klaus Johannis empfängt ...
Staatspräsident Klaus Johannis empfängt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Bukarest mit militärischen Ehren. Fotos: Rumänisches Präsidialamt
Bei einem Staatsbankett sagte Steinmeier: „Es ist ein Besuch bei Freunden, denen wir Deutsche seit Jahrzehnten ganz besonders eng verbunden sind – im vergangenen Jahr konnten wir das 30-jährige Jubiläum des Freundschaftsvertrags zwischen unseren beiden Ländern feiern. Dieses Dokument war die Grundlage dafür, dass unsere Länder heute so eng verbunden sind, und das in allen Bereichen, die auch hier heute Abend vertreten sind: in Wirtschaft, Politik, Kultur. Und ich bin überzeugt: Unsere Freundschaft kann und wird noch tiefer werden – auch deshalb bin ich hier.“ (Rede auf der Website des Bundespräsidenten).

Am zweiten Tag seines Rumänien-Aufenthalts besuchte der Bundespräsident gemeinsam mit Staatspräsident Johannis Hermannstadt. Im Rathaus sprach Frank-Walter Steinmeier mit Bürgermeisterin Astrid Fodor und trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Anschließend fand im Spiegelsaal des Forums eine Begegnung mit Vertretern des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) statt. Neben dem Samuel-von Brukenthal-Gymnasium besuchte der Bundespräsident, der gemeinsam mit Staatspräsident Johannis die Schirmherrschaft über die Stiftung Kirchenburgen innehat, zudem die Kirchenburg in Großau. Steinmeier reiste danach weiter in die europäische Kulturhauptstadt 2023 Temeswar, wo er am Abend einem Konzert in der Philharmonie beiwohnte. Am dritten Tag seiner Reise besuchte er gemeinsam mit Bürgermeister Dominic Fritz die Stadt Temeswar, dabei auch die Lenau-Schule, und traf sich mit Vertretern der deutschen und jüdischen Minderheit.

Begleitet wurde Steinmeier auf seiner Rumänienreise von der Staatsministerin für Europa und Klima im Auswärtigen Amt, Anna Lührmann, sowie einer Delegation von Abgeordneten, Wirtschaftsvertretern und Kulturschaffenden, darunter der Präsident des Bundes der Vertriebenen, Dr. Bernd Fabritius, die in Hermannstadt geborene siebenbürgische Schriftstellerin Iris Wolff, der Musiker Peter Maffay und der aus dem Banat stammende rumäniendeutsche Autor Ernest Wichner.
Staatsbesuch in Rumänien: Das Gruppenbild im ...
Staatsbesuch in Rumänien: Das Gruppenbild im Cotroceni-Palast zeigt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier neben seinem Amtskollegen Klaus Johannis (Bildmitte), flankiert von (von links) Ernest Wichner, Iris Wolff sowie Peter Maffay und Dr. Bernd Fabritius.
Mit seiner Reise wollte der Bundespräsident einer Pressemitteilung der deutschen Botschaft zufolge die vielfältigen bilateralen Beziehungen, gute Zusammenarbeit und enge Partnerschaft zwischen Deutschland und Rumänien in EU und NATO sowie die gemeinsame Unterstützung für die Ukraine würdigen.

Der Präsident des Bundes der Vertriebenen, Dr. Bernd Fabritius, wertete den Rumänienbesuch Steinmeiers als „außerordentlich wichtiges Signal“. Gegenüber der Siebenbürgischen Zeitung erklärte er: „Der Staatsbesuch unseres Bundespräsidenten in Rumänien ist gerade in dieser Zeit ein außerordentlich wichtiges Signal: Es unterstreicht die politische und strategische Bedeutung eines stabilen Rumänien in Zeiten voller Herausforderung und es unterstreicht den besonderen Stellenwert, den die deutsch-rumänischen Beziehungen haben. Es unterstreicht durch das von Bundespräsident Steinmeier gewählte Programm aber auch die besondere Bedeutung der deutschen Minderheit als Brücke zwischen unseren Ländern: Nach politischen Gesprächen in Bukarest war es Steinmeier ein Anliegen, sowohl Hermannstadt als auch Temeswar, die Europäische Kulturhauptstadt 2023, und alle dort lebenden Landsleute zu besuchen. Ein Besuch im Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien und Gespräche mit dem Vorstand, ein Stadtrundgang durch Hermannstadt, ein Gespräch mit Schülern und Lehrern in der Aula der Brukenthalschule und letztlich ein Besuch der Kirchenburg Großau waren Höhepunkte des Staatsbesuchs. In gemeinsamen Gesprächen war es möglich, die besondere Bedeutung des Erhalts der einmaligen Kirchenburgen-Landschaft in Siebenbürgen sowie des deutschsprachigen Schulwesens durch nachhaltige Lehrerförderung zu thematisieren. Dass Bundespräsident Steinmeier bei diesem Staatsbesuch auch Peter Maffay, die Schriftsteller Iris Wolff und Ernest Wichner sowie den BdV-Präsidenten Dr. Bernd Fabritius als Sondergäste zur Begleitung eingeladen hatte, wurde auch in Rumänien als Signal verstanden.“

Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Rumänien, Dr. Peer Gebauer, kommentierte den Besuch des Bundespräsidenten laut Hermannstädter Zeitung: „Der Staatsbesuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier markiert einen Höhepunkt unserer engen Partnerschaft. Er unterstreicht unsere langjährige, tiefe Freundschaft mit Rumänien sowie unser großes Interesse, die Freundschaft weiter zu vertiefen.“

Die herausragende Bedeutung dieses Staatsbesuchs machte auch der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR), Dr. Paul Jürgen Porr, in seinem Statement gegenüber dieser Zeitung deutlich: „Der schon im Herbst vorigen Jahres, anlässlich eines Treffens mit Vertretern der deutschen Minderheit in Bukarest, angekündigte Staatsbesuch hat für die deutsche Minderheit mehr als nur symbolische Bedeutung. Alle Redner – Bundespräsident Steinmeier, Staatspräsident Johannis und ich selbst als Gastgeber – unterstrichen die bedeutende Rolle unserer Minderheit als solider Brückenpfeiler in den Beziehungen zwischen unseren Ländern - auf politischer, wirtschaftlicher und kultureller Ebene.“

Die Augsburger Allgemeine zitiert den mitgereisten Popmusiker Peter Maffay, gebürtiger Kronstädter, mit der Aussage: „Ich bin gerne hier, weil mir die Wurzeln, die immer noch lebendig sind, viel bedeuten“.

Lesen Sie zur Reise nachfolgend Berichte der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien (ADZ).

Christian Schoger



Bundespräsident Steinmeier besucht Hermannstadt
Gespräche im Rathaus, beim DFDR, Brukenthal-Gymnasium und Besuch in Großau


Hermannstadt – Unter strahlend blauem Himmel empfingen Staatspräsident Klaus Johannis und Bürgermeisterin Astrid Fodor am Donnerstagvormittag den deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier vor dem Rathaus am Großen Ring. Gleich darauf folgte im Beisein der gesamten Delegation mit Mitgliedern aus Politik, Wirtschaft und Kultur aus der Bundesrepublik Deutschland der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt.
Bundespräsident Steinmeier auf dem Großen Ring in ...
Bundespräsident Steinmeier auf dem Großen Ring in Hermannstadt im Gespräch mit Staatspräsident Johannis und Bürgermeisterin Astrid Fodor.
Auf die Gespräche im Rathaus folgte ein Besuch beim Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien: Im Spiegelsaal des Forums sprachen Bundespräsident Steinmeier, Staatspräsident Johannis sowie Dr. Paul-Jürgen Porr, Vorsitzender des DFDR, vor Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Minderheit in Rumänien. Einleitend ging Porr im Besonderen auf die Brückenfunktion der deutschen Minderheit in Rumänien ein: „Jeder deutsche Politiker, der nach Rumänien kommt, spricht von der Brückenfunktion unserer Minderheit. Für viele ist das bloß ein loses Schlagwort, aber wir versuchen, diese Funktion tatsächlich mit Leben zu füllen. Das gilt für die Politik, die Wirtschaft, den Erhalt unserer Schulen in der Muttersprache – ein für uns vitales Problem, das aber auch der hier angesiedelten deutschen Wirtschaft letztendlich zugutekommt. Brücken bauen wir auch mit unserer Jugendarbeit, mit der Gründung von Klein- und Mittelunternehmen und erst recht durch Kultur – die glaubwürdigste Politik, wie Richard von Weizsäcker es nannte.“
Dr. Frank-Walter Steinmeier (Bildmitte, vorne, ...
Dr. Frank-Walter Steinmeier (Bildmitte, vorne, neben Klaus Johannis und DFDR-Vorsitzendem Dr. Paul Jürgen Porr; außen rechts Peter Maffay und Iris Wolff) trifft sich im Spiegelsaal des Forums in Hermannstadt mit DFDR-Vertretern.
Bundespräsident Steinmeier ging zu Beginn seiner Rede auf seine früheren Besuche in Hermannstadt ein: Der erste Besuch im Jahr 2007 habe in einer sehr besonderen Situation stattgefunden. Rumänien sei zum damaligen Zeitpunkt noch nicht lange Mitglied der europäischen Union gewesen, und er habe die Stadt außerdem im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres erlebt: „Das hat mich das erste Mal fasziniert und eingenommen für diese Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger.“ Bei seinem zweiten Besuch im Jahre 2015 erhielt Steinmeier die Ehrenbürgerwürde der Stadt. Auch er betonte die Brückenfunktion der deutschen Minderheit sowie die der rumänischen Diaspora in Deutschland.

In Bezug auf die aktuelle Kriegssituation in der Ukraine hob der Bundespräsident die Geschlossenheit innerhalb der Europäischen Union und der NATO sowie die Bedeutung der Freundschaft zwischen Deutschland und Rumänien hervor.

Präsident Johannis betonte in seiner Rede, dass der rumänische Staat den Beitrag der deutschen Minderheit zur sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung Rumäniens sowie die Loyalität schätze, die die Minderheit im Laufe der Jahre demonstriert habe. Rumänien unterstütze insgesamt die Bemühungen zum Erhalt der kulturellen, sprachlichen und ethnischen Identität seiner vielen Minderheiten. Besonderes Augenmerk legte er dabei auf die Rolle der deutschen Sprache: „Nach wie vor gehört Rumänien zu den europäischen Ländern, in denen die deutsche Sprache gelernt und geschätzt wird und das nicht nur innerhalb der deutschen Minderheit, sondern auch in der Gesellschaft allgemein.“ Ob als Muttersprache oder Fremdsprache werde der Unterricht in deutscher Sprache von staatlicher Seite unterstützt. Passend dazu standen die Themen rund um die Zukunft von Jugend und Schule im Mittelpunkt der Gespräche.

Er hob außerdem die Rolle Deutschlands im Wirtschaftsbereich hervor: Das Land sei derzeit der größte Handelspartner Rumäniens und sei auf Platz zwei, was die Investitionen im Land betreffe. Er hoffe, dass dies in naher Zukunft weiter intensiv ausgebaut werde – auch mit Unterstützung der deutschen Minderheit.
Bundespräsident Steinmeier und Staatspräsident ...
Bundespräsident Steinmeier und Staatspräsident Johannis besuchen das Samuel-von-Brukenthal-Gymnasium.
Vom Forum aus schlugen die Staatspräsidenten unter den Augen neugieriger Passanten ihren Weg über den Großen und Kleinen Ring, über die Lügenbrücke bis zum Huetplatz ein. Für den nächsten Termin begrüßten die Schulleiterin des Samuel-von-Brukenthal-Gymnasiums, Monika Hay, und in siebenbürgisch-sächsische Tracht gekleidete Jugendliche den Bundespräsidenten vor der traditionsreichen Schule.

In den „Römischen Kaiser“, dem ältesten Hotel der Stadt, lud Bürgermeisterin Astrid Fodor die Delegation des Bundespräsidenten und Vertreterinnen und Vertreter der Stadt zum Empfang ein.
Beim Besuch der Kirchenburg Großau folgt ...
Beim Besuch der Kirchenburg Großau folgt Bundespräsident Steinmeier im Beisein von Staatspräsident Johannis und BdV-Präsident Fabritius den Ausführungen von Bischof Reinhart Guib.
Zuletzt besuchten der Bundespräsident und seine Delegation die Kirchenburg Großau/Cristian, wo die Stiftung Kirchenburgen und die durch Peter Maffay gegründete Tabaluga-Kinderstiftung Einblicke in ihre Arbeit gaben. Am Nachmittag reiste der Bundespräsident weiter in die diesjährige Kulturhauptstadt Temeswar. Der Besuch in Hermannstadt war Teil eines dreitägigen Staatsbesuchs, der am 24. Mai in Bukarest begonnen hatte.

ADZ



Steinmeiers Besuch ist „eine Investition in das Image der Stadt Temeswar“

Temeswar – Der Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, Frank-Walter Steinmeier, ist Donnerstagnachmittag in Temeswar eingetroffen. Es ist zum ersten Mal, dass ein deutsches Staatsoberhaupt die Stadt Temeswar besucht, und es ist der erste Besuch eines ausländischen Staatspräsidenten seit 20 Jahren, wie Bürgermeister Dominic Fritz noch gestern Abend betonte. Steinmeier, der seinen Besuch in Bukarest startete, kam nach Temeswar über Hermannstadt, wo ihn noch Präsident Klaus Johannis begleitet hatte. In der Europäischen Kulturhauptstadt legte der Bundespräsident zunächst einen Kranz vor dem Denkmal für die Helden des Volksaufstandes vom Dezember 1989 nieder. In Rumänien wird zu Christi Himmelfahrt nach dem orthodoxen Kalender auch der Tag der Helden begangen. Im Anschluss wurde Steinmeier vom orthodoxen Metropoliten und Erzbischof von Temeswar, Ioan Selejan, vor der erzbischöflichen Kathedrale empfangen. Daraufhin begab sich der Bundespräsident in die Banater Philharmonie, wo ein Konzert stattfand. Am Freitag sollte Steinmeier die Temeswarer Innenstadt in Begleitung von Bürgermeister Dominic Fritz erkunden und unter anderem den Hohen Dom zu Temeswar, das Nikolaus-Lenau-Lyzeum, die Innenstädter Synagoge und die Ausstellung in der vorübergehend umfunktionierten U-Kaserne besuchen.

Den Besuch Steinmeiers in Temeswar wertete Bürgermeister Fritz als eine Anerkennung der soliden Beziehungen zwischen dem deutschen Sprachraum und Temeswar. Es gäbe hier seit Jahrhunderten eine deutsche Gemeinschaft, deren Leistungen anzuerkennen seien. Der Besuch des Bundespräsidenten sei aber gleichzeitig ein Beweis für die erhöhte Sichtbarkeit der Stadt Temeswar auf internationalem Parkett. Es sei nicht von ungefähr, dass bei einem Staatsbesuch ein ausländisches Staatsoberhaupt auch die diesjährige Kulturhauptstadt besuchen möchte. Dies würde die europäische Identität der Stadt betonen und zweifelsohne ein wichtiges Zeichen setzen. Der Bundespräsident sei in Begleitung einer zahlreichen Delegation von Parlamentariern, Geschäftsleuten und Journalisten angereist und das sei ebenfalls wichtig. Insofern müsse man von einer symbolischen Investition in das Image dieser Stadt und einer Anerkennung der Leistungen all jener Temeswarer ausgehen, die diese Stadt erbaut hätten, erklärte der Bürgermeister.

ADZ

Schlagwörter: Bundespräsident, Steinmeier, Klaus Johannis, Hermannstadt, Großau, Temeswar

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