13. Januar 2025

In Kronstadt: „NachBild – 80 Jahre seit der Deportation der Siebenbürger Sachsen in die UdSSR“

Die Veranstaltungsreihe „NachBild - 80 Jahre seit der Deportation der Siebenbürger Sachsen in die UdSSR“ findet vom 11. Januar bis 11. Februar 2025 im Kulturzentrum Apollonia in Kronstadt statt und bietet der Öffentlichkeit eine Reihe von Gelegenheiten zum Nachdenken, ausgehend von der Frage „Wie erinnern wir uns an die Geschichte?“ Entsprechend wollen die Organisatoren anlässlich des 80. Jahrestages der Deportation der Deutschen in Rumänien in die UdSSR einen Dialog über Staatsbürgerschaft, Zugehörigkeit, Unterschiede und Gemeinsamkeiten eröffnen, die tieferen Folgen individueller und kollektiver Entscheidungen erörtern und den Wert von Empathie und Mitgefühl auf der Bühne der Geschichte abwägen.
Bei dieser Veranstaltung geht es auch um einen Krieg. Ein Krieg, der vor 80 Jahren endete, aber viele Opfer und Folgen hinterließ. Am 23. August 1944 kehrte Rumänien die Waffen gegen Nazi-Deutschland. Mit dem Seitenwechsel wurde eine überwältigende Anzahl rumänischer Bürger über Nacht zu Feinden ihres eigenen Landes, genauer gesagt zu Feinden des damaligen neuen Verbündeten Rumäniens, der UdSSR. Bei diesen rumänischen Bürgern handelte es sich um die ethnischen Deutschen, die Siebenbürger Sachsen, die jahrhundertelang zur Kultur des Landes beigetragen hatten. Die überwältigende Mehrheit von ihnen war politisch ungebunden und lebte seit Generationen in diesem Land. Viele von ihnen lebten in interethnischen Ehen, viele von ihnen arbeiteten in rumänischen Fabriken zusammen mit anderen rumänischen Staatsbürgern, viele waren Soldaten in der rumänischen Armee, viele arbeiteten in nationalen und internationalen Institutionen, viele waren junge Menschen, die gerade die Schule abgeschlossen hatten. Seit dem 11. Januar 1945 wurden jedoch rund 70.000 Deutschen aus Rumänien zur Zwangsarbeit für den Wiederaufbau eines Staates deportiert, zu dessen Zerstörung die große Mehrheit von ihnen nicht beigetragen hatte. Viele von ihnen sind nie mehr nach Hause zurückgekehrt, sie sind dort in diesen Arbeitslagern umgekommen. Wie kann man sich auf der falschen Seite der Geschichte wiederfinden, nur weil man an einem Ort, in einer Familie, in einem Land, in einer Geschichte geboren wurde?

Die Veranstaltungsreihe „NachBild – 80 Jahre seit der Deportation der Sachsen in die UdSSR“ wird mit der Vernissage der Ausstellung „Order 7161“ des luxemburgischen Fotografen Marc Schroeder eröffnet. Die Ausstellung, die Teil eines größeren Projekts ist, welches die Erfahrungen der rumänischen Sachsen während ihrer Deportation in die UdSSR dokumentiert, zeigt Fotos und Zeugnisse von Überlebenden, Geschichten aus ihrem Leben und die Methoden, mit denen der Künstler Ereignisse und Erinnerungen aus der Vergangenheit in einer für die Gegenwart relevanten Weise festgehalten und umgesetzt hat. Die Eröffnung der Ausstellung „Order 7161“ fand am 11. Januar im Kulturzentrum Apollonia, Liviu Babeș Saal, in Kronstadt in Anwesenheit von Gästen statt, die die Entschlüsselung der Ausstellung in einem historischen, künstlerischen und gemeinschaftlichen Kontext vermitteln und fördern werden.

Die Ausstellung wird bis zum 11. Februar 2025 in der Kulturbank zu sehen sein und kann bei freiem Eintritt jede Woche von Freitag bis Sonntag von 16.00 bis 20.00 Uhr besucht werden.

Während der gesamten Dauer der Ausstellung werden Interessierte zu einer Reihe von Veranstaltungen eingeladen, die das historische Ereignis kontextualisieren und damit zusammenhängende Dokumentarfilmprojekte vorstellen, um den Teilnehmern das Verständnis der emotionalen und rationalen Verbindungen mit der Vergangenheit und dem gegenwärtigen Kontext näher zu bringen. Diese Veranstaltungen sind in der Reihenfolge ihrer Entfaltung:
  • Wie erinnern wir uns an die Geschichte? Eröffnung der Ausstellung „Marc Schroeder – Order 7161“ und Gedenken an 80 Jahre seit der Deportation mit Olivia Grigoriu (Vorsitzende des DFDK Kronstadt), Ilie Schipor (Historiker), Ionela-Andreea Ghețe (Kuratorin) Samstag, 11. Januar 2025
  • Wie prägen wir die Geschichte? Cyanotypie-Workshop mit der Künstlerin Cristina Bodnărescu, Samstag, 18. Januar 2025, ab 10.00 Uhr
  • Wie schauen wir auf die Geschichte? Führungen durch die Ausstellung „Marc Schroeder – Order 7161“ mit der Kuratorin Ionela-Andreea Ghețe
  • Freitag, 24. Januar 2025, 18.00 Uhr
    Samstag, 25. Januar 2025, 11.00 Uhr und auf Anfrage
  • Wie erinnern wir uns an die Geschichte? Lebensgeschichten, die dich verbinden - das Thema LEAVE (Gäste: Olivia Grigoriu und Uwe Leonhardt, Moderation: Roxana Florescu)
  • Freitag, 31. Januar 2025, 18.00 Uhr
  • Wie verarbeiten wir Geschichte in der Kunst? Dialog über dokumentarische und politische Kunst mit der Regisseurin Carmen Lidia Vidu
  • Freitag, 7. Februar 2025, 18.00 Uhr
Alle Veranstaltungen der Reihe „NachBild - 80 Jahre seit der Deportation der Sachsen in die UdSSR“ finden in rumänischer Sprache statt oder werden ins Rumänische übersetzt. Die Veranstaltungen stehen allen offen, wobei die eingeschränkte Zugänglichkeit des Veranstaltungsortes im Kulturzentrum Apollonia, Michael-Weiß-Straße 22, in Kronstadt (Brașov) zu bedauern ist.

Die Veranstaltung wird vom Demokratischen Forum der Deutschen in Kronstadt und dem Deutschen Kulturzentrum Kronstadt mit Unterstützung des Apollonia Kulturzentrums in Kronstadt, des Goethe Instituts Bukarest sowie des Departments für interethnische Beziehungen organisiert.

Schlagwörter: Deportation, Kronstadt, Ausstellung

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