Arbeitsgemeinschaft „Neustadt in Europa“ setzt Zeichen für Frieden, kulturellen Erhalt und Austausch
Beide Ortsnamen klingen uns heute fremd und dennoch haben sie Gemeinsamkeiten: Nova Civitas im Burzenland in Siebenbürgen und Nova Civitatis in Deutschland an der Ostsee. Seit vielen Jahren finden die Ortschaften (nova civitas) NEUSTADT in Europa zueinander, um miteinander Gedanken und Freude zu teilen.
Neustadt (Cristian) im Burzenland, für uns als NOVA CIVITAS benannt, blickt auf eine 800-jährige Geschichte zurück, und Neustadt Glewe, auch als NOVA CIVITATIS bekannt, feierte 777 Jahre seit seiner urkundlichen Erwähnung. Im ersten Wort liegt in der Bedeutung ein neues Bürgerrecht, eine Bürgerschaft, die einem Ort vergeben wurde. In seinem Genitiv, also dem civitatis, geht es um eine Einheit der vergebenen Bürgerrechte an umliegende Siedler oder Ortschaften. Beide sind jedoch neu entstanden und in frühen, lateinischen Urkunden erwähnt.
36 Orte pflegen die Städtefreundschaft der Neustädter in Europa
Zu dem 47. Treffen der Arbeitsgemeinschaft der „Neustädter“ wurden wir aus Neustadt in Siebenbürgen eingeladen und folgten vom 11. bis 15. September der Einladung von Neustadt Glewe in Deutschland. Unser Bürgermeister Gicu Cojocaru war dabei, begleitet von Vertretern der Kirchengemeinde Neustadt.
Die Gastgeber aus Neustadt Glewe gaben sich erhebliche Mühe, dieses Treffen zu gestalten. Ganze 27 Delegationen, sogar 54 Formationen aus Ost und West traten an, und nahmen am großen Festumzug teil. Das Treffen begann mit einer Begrüßung durch Bürgermeister Steffen Klieme und der Stadtpräsidentin Simone Schulz im großen Festzelt. Gleich daneben im Burggraben, wo es allerlei Stände zur Unterhaltung gab, wurden auch die Friedensbäume der Neustadtallee begossen, eine Tradition dieser Arbeitsgemeinschaft der Neustädter in Europa. Ein volles Programm wurde unserer Delegation angeboten und eine Burgführung, wie auch mittelalterliche Musik und viel Frohsinn. Ein großes Feuerwerk machte den Abschluss.
Die alte Burg wurde mit Europageldern saniert und bietet mit ihrem Innenhof viel Platz für mittelalterliche Veranstaltungen. Dies hat uns mehr beeindruckt als das Kirmestreiben im Burggraben, das unserem „mici si bere“ (Grill und Bier) gleicht. Es gab jedoch auch andere Angebote rund um Neustadt Glewe. So die Gedenkstätte von Theodor Körner, die Gedenkstätte des Frauen-KZ und private Flüge mit Sportflugzeugen vom naheliegenden Flughafen. Nicht zu vergessen die vielen musealen Räumlichkeiten, die von der Stadt wie auch von Vereinen errichtet wurden. Unsere Gruppe hatte das Glück, einen vorzüglichen Begleiter zugewiesen zu bekommen. Silvio war vom Fach, zwar nicht Reiseleiter, aber kundig in der Geschichte Pommerns. Die Gedenkstätten wurden uns mit allen Details erklärt, doch nicht nur diese, sondern auch alle anderen Orte, in die er uns führte.
Bereits nach der Landung in Hamburg führte er uns nach Schwerin, mit dem in verschiedenen Stilrichtungen gebauten Schloss, wie auch dem Vorzeigeobjekt der DDR-Zeit. Und vor der feierlichen Eröffnung in Neustadt Glewe machten wir einen kurzen Abstecher nach Ludwigslust, einem Schloss mit einem 127 ha großen Schlosspark. Bekannt auch als „Versailles des Nordens“. Nicht zu vergessen, und es muss hier unbedingt erwähnt werden, eine Bootsfahrt in Wismar mit einem zutreffenden Blick auf die Ostsee. Vor dem Flug nach Bukarest konnten wir einen Blick in die die Hansestadt Hamburg werfen.
Die Reise hat etwas gebracht. Denn in der Bürgermeisterrunde, in der 27 von 37 Bürgermeistern anwesend waren, wurde außer sozial-wirtschaftlichem Austausch eine neue Idee ins Plenum gesetzt. Festgestellt wurde in den letzten Jahren, dass nur ein kleiner Anteil der jungen Generation beim jährlichen Treffen der Arbeitsgemeinschaft „Neustadt in Europa“ seine Anwesenheit zeigte. Deshalb wurde ein Jugendtreffen der AG Neustadt in Europa ins Blickfeld gestellt, zwar versuchsweise nur für fünf Jahre, doch immerhin ein Neubeginn. Scheinbar leiden alle Vereine, Stiftungen, Arbeitsgemeinschaften an fehlendem Nachwuchs. Überaltert scheint auch das System zu sein. Die Politik hat dies noch nicht erfasst. Es fehlt uns an Visionen, das kam in einzelnen Gesprächen zum Ausdruck.
Fragt man sich hinterher, was dies EU-weite Treffen gebracht hat? Nur diese eine Antwort: europäische Gemeinschaft! Es ist das, was wir früher nicht hatten. In der Isolation des russischen KGB durfte man nicht europäisch denken. Jetzt erweitert sich unser Horizont und wir blicken tiefer in das soziale Gefüge unserer Gemeinschaften und entdecken darin viele Gemeinsamkeiten. Ethnisch verbunden über mehrere Länder, findet man zu einem gemeinsamen Nenner. Das nächste Treffen findet im Mai 2026 in Bergneustadt, im Zentrum Deutschlands, statt.
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