27. Januar 2006

Gefährdet Mall-Projekt in Hermannstadt eine Aufnahme in die Welterbeliste?

Nach einem Bericht der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien (ADZ vom 10. Januar 2006) soll in Hermannstadt ein großflächiges Einkaufs- und Erlebniszentrum (Mall) am Hermannsplatz/Piata Unirii errichtet werden, "an der Promenade, von der Kreuzung zur Bräuhausgasse/Str. Berariei bis vor das Dumbrava-Kaufhaus, das Radu-Stanca-Theater miteingeschlossen, so der Plan. Hier sollen hübsche kleine Läden und Gaststätten, Kinosäle, ein neues Theater und Möglichkeiten, Sport zu betreiben, entstehen." Die geplante Mall ist jedoch stark umstritten und könnte nach Meinung von Experten die Aufnahme Hermannstadts in die UNESCO-Welterbeliste gefährden.
Ein Bebauungsplan wurde schon am 30. November 2005 im Bürgermeisteramt sowie in einer Aussprache am 20. Dezember mit der befassten Kommission des Kulturministeriums und dem Stadtarchitekten Szabolcs Guttman erörtert. Eine Genehmigung des Projektes steht noch aus.

In der öffentlichen Debatte um die geplante Errichtung einer Mall am Hermannsplatz stehen sich Befürworter und Gegner diametral gegenüber. Architekt Dr. Paul Niedermaier, Stadtrat und ehemaliger Vorsitzender der regionalen Kommission für historische Baudenkmäler, spricht sich für dieses Projekt aus. Der Hermannsplatz sei ein Raum, der in architektonischer Hinsicht nicht gestaltet sei. "Dieses Gebiet wird bebaut werden, und es besteht die große Gefahr, dass man es schlechter macht als mit einem Mall." Gegen die in einem Protestschreiben von Hermannstädter Architekten angeführte Befürchtung, durch das geplante Einkaufs- und Erlebniszentrum könnte die Altstadt funktionell abgewertet werden, argumentiert Niedermaier, dass das konkurrenzbedingte Schließen einiger Läden im Stadtzentrum positive Auswirkungen für die Stadt hätte im Sinne eines gemilderten Entwicklungsdruckes.

Entschieden gegen dieses Projekt spricht sich Dr. Dr. h.c. Christoph Machat, Vorsitzender des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrates und Präsident des Wissenschaftlichen Rates von ICOMOS (Internationaler Rat für Denkmalpflege der UNESCO), aus. Gegenüber der Siebenbürgischen Zeitung äußerte Machat im Zusammenhang mit einer möglichen Aufnahme der Altstadt von Hermannstadt in die Welterbeliste der UNESCO seine Sorge hinsichtlich der "Errichtung eines überdimensionierten Einkaufszentrums, einer ‚Mall' im amerikanischen Stil, am Südrand der denkmalgeschützten Zone neben dem Theater und auf dem Gelände der unlängst abgebrochenen Brauerei, das angeblich vom Stadtrat, das heißt also auch vom Bürgermeister und seinem Chefarchitekten, unterstützt wird. Berechtigte Proteste denkmalfreundlicher Architekten sind bereits beim Welterbezentrum in Paris aktenkundig, was nicht gerade für einen guten Eindruck des Kandidaten Hermannstadt sorgt. Als Ehrenmitglied der rumänischen Nationalkommission für Denkmalpflege werde ich alles unternehmen, ein solches Projekt auf nationaler Ebene nicht genehmigen zu lassen."

Als eine Folge der fortlaufenden Diskussionen wurden laut ADZ-Bericht bereits Korrekturen am ursprünglichen Bebauungsplan vorgenommen. Zudem habe die Kommission für Baudenkmäler vom Stadtarchitekten eine Studie über Auswirkungen auf die Umgebung angefordert. Als möglichen Investor für das Bauprojekt nennt die ADZ den Inhaber der Iulius Group SRL in Jassy, Iulian Dascălu. Dieser habe bereits ein ähnliches Vorhaben in Temeswar verwirklicht und baue gegenwärtig in Klausenburg.

CS



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