6. August 2007

Patriarch Teoctist I. gestorben

Das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche in Rumänien, der Patriarch Teoctist I., ist am 30. Juli im Alter von 92 Jahren im Bukarester Krankenhaus Fundeni gestorben. Er erlag einem Herzversagen nach einer Prostataoperation. Am Freitag, dem 3. August, wurde er in Bukarest beigesetzt, die Regierung erklärte den Tag zum nationalen Trauertag. 2 000 Menschen nahmen an der Beisetzung teil, die von Bartholomaios I. von Konstantinopel, dem Ehren-Oberhaupt der orthodoxen Christen in der ganzen Welt, geleitet wurde.
Unter den Trauernden waren Kardinal Walter Kasper, Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, aus dem Vatikan war der, Rumäniens Präsident Traian Băsescu, Vertreter der früheren Königsfamilie und ca. 150 orthodoxe Geistliche aus dem Ausland zugegen. Die Wahl des neuen Patriarchen findet am 10. September 2007 statt.

Patriarch Teoctist kam am 7. Februar 1915 in Tocileni als achtes von 14 Kindern einer Landarbeiterfamilie zur Welt. Als Novize trat er in die Moldau-Klöster Vorona und Neamț ein und studierte am Theologischen Seminar des Klosters Cernica. 1936 legte er das Mönchsgelübde im Kloster Bistrița ab. Die theologischen Studien schloss er 1945 mit dem Doktortitel in Bukarest ab und empfing die Priesterweihe. Zum Bischof wurde er 1950 geweiht. 1962 wurde er Bischof von Arad, 1973 Erzbischof von Craiova und Metropolit von Muntenien, 1977 Metropolit der Moldau und Suceava mit Sitz in Jassy (Iași). Nach dem Tod des Patriarchen Iustin (Moisescu) wurde er im Alter von 71 Jahren, am 9. November 1986, zum fünften Patriarchen der orthodoxen Kirche in Rumänien gewählt.

Patriarch Teoctist war wegen seiner politischen Rolle in der Ceaușescu-Diktatur umstritten. Wenige Wochen nach dem Umsturz des kommunistischen Regimes im Dezember 1989 wurde er vom Heiligen Synod seines Amtes enthoben, da ihm Willfährigkeit gegenüber dem politischen Regime vorgeworfen worden war. Starke Strömungen innerhalb der orthodoxen Kirche forderten aber seine Wiedereinsetzung. Anfang April 1990 machte die Synode die Amtsentbindung Teoctists nach einer von ihm geleisteten Reueerklärung rückgängig. In den vergangenen Jahren profilierte sich der Patriarch als Vorkämpfer der Ökumene, 1999 ermöglichte er den Besuch des damaligen Papstes Johannes Paul II. in Rumänien – es war die erste Visite des katholischen Kirchenoberhauptes in einem mehrheitlich orthodoxen Land überhaupt. 2002 stattete Teoctist I. einen Gegenbesuch im Vatikan ab.

RS

Schlagwörter: Ökumene, Kirche und Heimat

Bewerten:

2 Bewertungen: +

Neueste Kommentare

  • 06.08.2007, 01:08 Uhr von rio: Der "Rote Patriarch". [weiter]

Artikel wurde 1 mal kommentiert.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.