6. Mai 2008

Bayerisch-rumänischer Kulturaustausch in Hermannstadt

Bis 30. Mai 2008 ist im Multimediasaal des Teutsch-Hauses in Hermannstadt erstmals in Rumänien eine Retrospektive zum Werk der bayerischen Malerin Ruth Stoffregen (1921 – 1993) zu sehen – ein Beitrag zum kulturellen Austausch zwischen Rumänien und Bayern.
Die dritte Sonderausstellung dieses Jahres im Teutsch-Haus wurde mit einer gut besuchten Vernissage am 4. April eröffnet. Musikalisch wurde sie von Erika Klemm (Flöte), Musikpädagogin und Leiterin der Gebetsinitiative „ora-et-labora“ in der Johanniskirche, umrahmt, teilweise am Klavier begleitet von Evelyn Hofgraeff. Der Besitzer der ausgestellten Werke, Dr. Carlgeorg Stoffregen (München), ist ungeachtet seines Alters von 91 Jahren und unter beispielhafter Einsetzung seines Privatvermögens unermüdlicher Verbreiter des Werks seiner Gattin. Er las dem Publikum Texte aus ihren Reisetagebüchern aus Algerien und Frankreich vor. Von Liliana Popa anschließend ins Rumänische übersetzt, zitierte er weiterhin aus verschiedenen Würdigungen des Werks Ruth Stoffregens durch renommierte Kenner wie Sir Ernest Gombrich und der Germanistin Gudrun Bull.

Ruth Stoffregen, die aus einem evangelisch-lutherischen Pfarrhaus im fränkischen Nürnberg stammt, ist dem künstlerisch interessierten Publikum Deutschlands überwiegend erst nach ihrem Tode 1993 immer stärkerer bekannt geworden. In Rumänien blieb sie freilich trotz international beachteter Publikationen und Ausstellungen noch unbekannt. Doch nur die Kenntnisnahme des Unbekannten, nicht das Verharren im Altgewohnten eröffnet neue Horizonte – das zeigen nicht zuletzt die Reiseimpressionen Ruth Stoffregens. In Anwesenheit u. a. des deutschen Generalkonsuls Dr. Jean-Pierre Rollin, dessen Amt die Ausstellung auch finanziell unterstützte, bot Liviana Dan, Kustodin an der Galerie für zeitgenössische Kunst am Brukenthal-Museum, die kunsthistorische Laudatio, in der sie bemerkte: „Ruth Stoffregen betitelt eine Arbeit ‚Veilchen im Zwiegespräch mit der Entfernung’. Der Titel passt vorzüglich zu ihrer Wahl eines bestimmten Lebensstils und insbesondere zu der Philosophie ihrer Kunst.

Bei Ruth Stoffregen wird die Malerei persönlich. Durch jeden Moment ihres Lebens bereitet Ruth Stoffregen den Menschen um sie herum eine große Freude. Sie gehört zu den versteckten Künstlern, die ihr Inneres erforschen, ganz ohne am Erfolg interessiert zu sein, Künstler, die zart und zerbrechlich sind inmitten einer lauten Kunstwelt.“

Allen Betrachtern ihrer Bilder wird dies rasch sichtbar und einprägsam vor Augen stehen. Darum ist es umso dankenswerter, dass auch der bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein persönlich Dr. Stoffregens Initiative zu einer Werkausstellung in Hermannstadt sofort als im Rahmen des bayerisch-rumänischen Kulturaustausches als fördernswürdig erachtete. Wie der Ministerpräsident vor Ausstellungsbeginn an Dr. Stoffregen schrieb und zugleich allen Interessierten mit auf den Weg gab, sei es ihm eine Freude, dass „das Werk Ihrer Frau auch in Rumänien Aufmerksamkeit und Interesse findet. Ruth Stoffregen war eine Künstlerin, die in vielerlei Hinsicht einen eigenen Weg ging. Ihre Inspiration schöpfte sie aus zahlreichen Reisen und Auslandsaufenthalten. (…) Die Ausstellung in Hermannstadt ist nicht nur eine Gelegenheit, das Wirken von Ruth Stoffregen zu würdigen, sie ist auch ein schöner Beitrag zum kulturellen Austausch zwischen Rumänien und Bayern. Europa soll nicht nur eine Angelegenheit der Regierungen sein. Es muss von den Menschen in allen seinen Regionen gelebt und gestaltet werden. Persönliche Begegnung und künstlerischer Austausch wie in diesem Fall können hierbei viel bewirken.“

Fast 200 BesucherInnen haben die Sonderausstellung in der ersten Woche gesehen. Die Ausstellung ist bis 30.Mai 2008 täglich im Multimedia-Saal des Teutsch-Hauses zu sehen: Montag bis Freitag, 10.00 bis 17.00 Uhr, Samstag, 10.00 bis 18.00 Uhr, Sonntag 11.30 bis 18.00 Uhr. Der Eintritt ist frei. Publikationen von und über Ruth Stoffregen sind zu einem Sonderpreis im ERASMUS-Büchercafé zu erwerben. Weitere Informationen zu Künstlerin und Werk: www.ruth-stoffregen.de.

Dr. W.G. Theilemann

Schlagwörter: deutsch-rumänische Beziehungen, Bayern, Hermannstadt, Künstler

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