2. Februar 2009

Wiederbelebter Urzellauf in Agnetheln erweist sich als Renner

„Hirräii!“ klang es den Agnethlern am 25. Januar in den Ohren. Mit Peitschen und Schellen wurden die bösen Geister vertrieben. Organisiert hatte die Veranstaltung der im Vorjahr gegründete Verein „Urzelzunft Agnetheln“. Vor drei Jahren wurde dieses siebenbürgisch-sächsische Brauchtum wiederbelebt – mit großem Erfolg.
Knapp 150 Sachsen sind heute in der Kirchengemeinde Agnetheln registriert, viele leben anderorts. 150 Mitglieder zählt die Urzelzunft in Agnetheln, und 146 Zottelgestalten rannten diesmal mit. Es waren nicht nur Sachsen dabei, sogar eine Frau aus dem fernen Kasachstan lief im Urzelkostüm mit. „Wir freuen uns über diese Parade, denn das ist ein Teil unserer Kindheit“, erklärte Bürgermeister Radu Curcean. „Durch den Urzelnlauf haben wir jetzt eine Beziehung zwischen den Generationen, einen roten Faden der Gemeinschaft. Das hilft uns, die Beziehungen zwischen Rumänien und Deutschland aufrecht zu erhalten.“ Im Jahr 2007 hatten sich tatsächlich Mitglieder der Urzelnzunft Sachsenheim beteiligt. „Die Beziehungen zwischen unseren Organisationen sind sehr gut“, befindet der Leiter der Urzelnzunft Agnetheln, Bogdan Pătru, der heuer auch die Nummer 1 trug: „Wir haben beschlossen, dass wir jedes dritte Jahr zusammen laufen. 2010 wird es also wieder soweit sein.”

Bogdan Pătru ist nicht nur Vereinsleiter, sondern auch Lehrer in der deutschen Abteilung der Agnethler Allgemeinschule. 2006, als er der 4. Klasse das Urzelnkostüm vorstellte, war die Klasse derart begeistert, dass er spontan entschied, einen Urzellauf zu organisieren. Das war ein kleiner Anfang. Die Gruppe der Urzeln wächst von Jahr zu Jahr, die meisten Agnethler sind stolz auf diese Tradition: „Als 1990 die Urzeln zum letzten Mal liefen, waren wir eigentlich sicher, dass wir sie nie mehr sehen werden, denn die Gruppe war viel kleiner und auch nicht so organisiert wie sonst”, äußerte eine Teilnehmerin. „Jetzt kann ich aber wieder meine Kindheit wieder erleben.”
Wieder eine Attraktion: die Urzeln in Agnetheln. ...
Wieder eine Attraktion: die Urzeln in Agnetheln. Foto: Ruxandra Stănescu
In seiner Ansprache bedankte sich Bogdan Pătru nicht nur beim Bürgermeisteramt Agnetheln, der Polizei und dem Kreisrat Hermannstadt, sondern auch bei allen Teilnehmern. Zum ersten Mal stellte die Urzelnzunft alleine die wichtigsten Gestalten der Parade vor: Paradehauptmann und Engelchen, Reifenschwinger, Mummerl und Bärentreiber, auch das Rad der Kürschner, ehe die Urzeln weiterliefen. Nach einer zweiten Vorstellung ihrer Künste zogen die Urzeln in Parten kreuz und quer durch die Stadt, verunsicherten die Agnethler mit Peitschenknallen und riefen immer wieder ihr „Hirräii!“ Dabei schenkten sie ihre selbstgemachten Krapfen. Mit dem abendlichen Urzelball klang der Festtag aus.

Ruxandra Stănescu

Schlagwörter: Urzeln, Agnetheln

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