10. Juli 2009

Eindrücke und Gedanken bei einer Siebenbürgenreise

Obwohl Erich Zeitler als Reiseveranstalter (Zeitler-Reisen München) schon einen großen Teil unserer schönen Welt gesehen hat, war er bis vor vier Jahren noch nie in Siebenbürgen. Der Münchner kannte zu diesem Thema nur den Wieseneinzug der Siebenbürger Sachsen, aber das war für ihn „mehr Folklore als Information“. Als er den Auftrag erhielt, eine Gruppenreise nach Siebenbürgen zu organisieren, sollte sich ihm eine neue Welt auftun. Im Folgenden schildert Erich Zeitler die Eindrücke seiner ersten Siebenbürgenreise.
Einige Bekannte und Freunde hatten mir er­zählt, dass sie aus Siebenbürgen stammen und in verschiedenen Reiseführern las ich daraufhin, wie viel Interessantes und Kulturelles es dort zu sehen gebe. Auch der Kontakt und die Informationen vom Verein der Siebenbürger waren sehr nützlich. Und schon ging es los mit der Reiseplanung. Mit Hilfe eines in Lichtenfels lebenden Forstdirektors, der aus Siebenbürgen stammt, und einigen Siebenbürgen-Kennern aus der Reisebranche haben wir eine wunderschöne Reise zusammengestellt. Inzwischen war ich so neugierig geworden, dass ich unbedingt selbst mitfahren musste. Und meine Erwartungen wurden bei weitem übertroffen!

Ich war so begeistert von dem Land, dass wir von dem Zeitpunkt an jedes Jahr eine Gruppe organisiert haben und ich auch jeweils selbst mit dabei war. Wenn Sie mich jetzt fragen, was mir in Rumänien am besten gefallen hat, dann kann ich klar sagen: Siebenbürgen. Die ab­wechslungsreiche Landschaft, die mittelalterlichen Orte mit den Kirchenburgen und die Städte mit den deutschen Schulen, aber auch die einfachen Bauerndörfer haben einen besonderen Charme und eine Ursprünglichkeit, die man sonst nirgends findet.

Unsere Reise begann in Bukarest und schon am nächsten Tag ging es zum Nobelkur- und Skiort Sinaia mit dem Bilderbuchschloss Peleș. Das in die Berge gebaute Schloss war, durch seine technischen Raffinessen, seiner damaligen Zeit und dem restlichen Europa weit voraus. Am folgenden Tag besuchten wir die gut erhaltene Törzburg und setzten dann unseren Weg nach Kronstadt fort. Die gepflegte Altstadt, die rege Fußgängerzone und die Schwarze Kir­che hatten wir nicht erwartet. Besonders be­eindruckt haben uns das Innere der Schwarzen Kirche, die schon 1385 bis 1477 errichtet wurde, das deutsche Johannes-Honterus-Gymnasium, eine der ältesten Schulen Siebenbürgens, und der große Stadtplatz mit dem gemütlichen Weinkeller.

Nach einer angenehmen Nacht in der Natur (Schulerau), ging es weiter zur gut erhaltenen sächsischen Wehrburg Tartlau aus dem 15. Jahr­hundert. Durch ihre drei bis vier Meter dicken Mauern konnten sich die Siebenbürger gut gegen die häufigen feindlichen Angriffe wehren.

Für eine Nacht mussten wir Siebenbürgen verlassen, um die einzigartigen und weltberühm­ten Moldauköster (Moldovița, Sucevița, Voroneț), die zum Weltkulturerbe ernannt worden sind, bestaunen zu können. Eine überraschend gut deutsch sprechende und resolute Klosterfrau erklärte uns die Heiligen der Ortho­doxie und die Himmelsleiter. Wir sind bis heute fasziniert.

Nach diesem schönen Ausflug kehrten wir nach Siebenbürgen in die K. u. K.-Stadt Bis­tritz zurück. Am nächsten Morgen besuchten wir die gewaltige Marienkirche in der noch heute die Fahnen der sächsischen Zünfte hängen. Nun machten wir uns auf den Weg nach Schäßburg, einer liebenswerten Stadt mit einer anheimelnden, mittelalterlichen Burganlage. Keuchend stie­gen wir die 175 Stufen der Schü­lertreppe hinauf, zum erwürdigen deutschen Gymnasium und zur Bergkirche mit dem verträumten deutschen Friedhof. Anschließend ging es aufs Land nach Deutsch-Weißkirch. Hier waren wir überrascht von der gut erhaltenen Dorfstruktur, der liebevoll gepflegten kleinen Kirchenburg und dem Bauernessen im Hof der rührigen deutschen Familie von Caroline Fernolend. Lustig vom Wein und dem selbst gebrannten Schnaps fuhren wir nach Hermannstadt. Unter dem deutschen Bürgermeister Klaus Johannis wurde das Zentrum von Hermannstadt so schön wieder hergerichtet, dass es 2007 Kulturhauptstadt war. Ein ausgiebiger Stadtbummel von der Evangelischen Stadt­pfarrkirche zum alten Rathaus und über die Lügenbrücke zum Deutschen Gymnasium und dem bekannten Brukenthal-Museum hat uns besonders gefallen. Bei einem Ausflug in die nähere Umgebung lernten wir einen deutschen, evangelischen Pfarrer kennen, dessen Gottes­haus nur halb wieder aufgebaut ist. Er lud uns in seine Kirche ein und sang mit uns das bekannte Lied „Großer Gott wir loben Dich …“. Gerührt und mit feuchten Augen sangen wir gleich drei Strophen und freuten uns, dass wir hier in Siebenbürgen waren.

Unsere Hochachtung gilt den Siebenbürgern, die oft unter schwersten Bedingungen (seit dem 12. Jahrhundert) dieses Land entwickelt haben und die die deutsche Kultur durch Schulen und einmalige Bauwerke im „wilden Osten“ hochgehalten haben. Eine gewaltige Leistung! Schön, dass wir das bewundern konnten!

Erich Zeitler

Schlagwörter: Reisebericht

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