8. März 2018

Dezidierter Einsatz für die Mitglieder: Bundesvorstand tagte zum letzten Mal unter der Doppelspitze Daniel-Fabritius

Der Bundesvorstand des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. hielt seine Frühjahrssitzung am 3. März 2018 traditionsgemäß in der Bundesgeschäftsstelle in München ab. Es sollte eine historische Sitzung werden, die zum letzten Mal unter der Doppelspitze Daniel-Fabritius stattfand. Denn zwei Tage später wurde bekannt, dass Dr. Bernd Fabritius Aussiedlerbeauftragter der Bundesregierung wird (diese Zeitung berichtete). Sein Amt als Verbandspräsident des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland muss er nun aufgeben, um eine Interessenkollision zu vermeiden. In der Sitzung präsentierten Vertreter der Heimatkirche und des Siebenbürgenforums erstmals ein gemeinsames Positionspapier mit einem Aufruf an die im Ausland lebenden Siebenbürger Sachsen, mehr Schaffenskraft und Lebenszeit in Siebenbürgen einzubringen.
Die Bundesvorsitzende Herta Daniel begrüßte im Veranstaltungssaal u.a. Dr. Heinke Fabritius, die als Kulturreferentin für Siebenbürgen erstmals als Gast an der Sitzung teilnahm, Dr. Konrad Gündisch, Vorsitzender des Schlossvereins, Dr. Harald Roth, Kulturratsvorsitzender, Dr. Stefan Coso­roabă seitens der Heimatkirche, Ilse Philippi als Vertreterin des Siebenbürgenforums, Dr. Johann Kremer, Vorsitzender des Sozialwerks, Astrid Weber, Schriftführerin der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD).

Die umfangreichen Tischvorlagen (rund 60 Seiten) gaben Auskunft über die reichhaltige Agenda des geschäftsführenden Vorstandes, der SJD, der Landesgruppenvorsitzenden und Referenten. Sie nahmen in jüngster Zeit viele Termine der Kreisgruppen wahr und stellten zudem eigene Veranstaltungen auf die Beine. Die Zusammenarbeit mit anderen siebenbürgischen Einrichtungen ist erfreulich gut, ebenso jene mit anderen Landsmannschaften, dem Bund der Vertriebenen, Ministerien und Behörden. Der Verband präsentiert sich dabei selbstbewusst in der Öffentlichkeit, vertritt unsere Interessen und setzt sich für die siebenbürgisch-sächsische Kultur- und Gemeinschaftspflege ein.
Der Bundesvorstand tagte am 3. März in München ...
Der Bundesvorstand tagte am 3. März in München zum letzten Mal unter der Doppelspitze Daniel-Fabritius, von links nach rechts: Wilhelm Beer, Michael Konnerth, Reinhold Sauer, Dr. Heinke Fabritius (als Gast), Astrid Weber, Alfred Mrass, Ilse Philippi, Dr. Johann Kremer, Dr. Harald Roth, Christa Wandschneider, Helga Seeger, Dr. Konrad Gündisch, Herta Daniel, Dr. Stefan Cosoroabă, Dr. Bernd Fabritius, Werner Kloos, Doris Hutter, Robert Sonnleitner, Horst Wellmann, Ilse Welther, Hans-Werner Schuster, Rainer Lehni, Gizela Wentrup, Erhard Graeff, Dr. Johann Schmidt, Volkmar Gerger und Ortwin Gunne. Foto: Siegbert Bruss
Größere Veranstaltungen seit der Tagung mit den Kreisgruppenvorsitzenden am 4.-5. November 2017 in Gundelsheim waren die Patenschaftsfeier im nordrhein-westfälischen Landtag, der Neujahrsempfang auf Schloss Horneck und der Große Siebenbürgerball in München. Ortwin Gunne wurde zur kürzlichen Wiederwahl als Vorsitzender der Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland gratuliert. Die Landesgruppe Nordrhein-Westfalen wird ihre Delegiertenversammlung am 17. März in Düsseldorf abhalten. Die neue Gliederungsordnung der Landesgruppe, die Rainer Lehni, stellvertretender Bundesvorsitzender und Vorsitzender der Landesgruppe NRW, vorstellte, wurde vom Bundesvorstand gutgeheißen. Der stellvertretende Bundesvorsitzende Alfred Mrass lud zur Ausstellung „Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen. Ein europäisches Kulturerbe“ ein, die am 8. Mai im Rathaus Stuttgart eröffnet werden soll.

In rechtlichen Fragen ist der Verband vielseitig für seine Mitglieder engagiert. So erhofft man sich weiterhin die Beseitigung der Rentenungerechtigkeit durch die Politik. Zusammen mit dem Bund der Vertriebenen will man sich für eine generelle Lösung der Frage der Personenstandsurkunden einsetzen. Wie Verbandspräsident Dr. Bernd Fabritius erklärte, geben die Siebenbürger Sachsen gerne ihre Erfahrungen als Vertriebene und Aussiedler an die heutigen Flüchtlinge weiter, definieren sich allerdings nach wie vor aufgrund des Paragraphen 116 des Grundgesetzes als deutsche Staatsbürger, und ihre Kultur ist Teil der deutschen Kultur gemäß Paragraph 96 des Bundesvertriebenengesetzes (BVFG), was auch Rechtsreferent Dr. Johann Schmidt unterstrich.

Die Bundesvorsitzende Herta Daniel berichtete, dass die rumänische Restitutionsbehörde ANPR ihr Versprechen noch nicht eingehalten habe und mit der Bearbeitung der unerledigten Restitutionsfälle mehr als ein Jahr im Verzug sei. Die Verbände der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben hatten der Restitutionsbehörde ANRP vor zwei Jahren 1160 ungelöste Restitutionsfälle über die Botschaft von Rumänien vorgelegt. Die finanzielle Entschädigung entspricht, wenn keine Rückgabe in natura möglich ist, nur zu einem geringen Teil dem aktuellen Immobilienwert.

Bernd Fabritius bezeichnete die ­politische Lage in Rumänien, die von Angriffen der Regierung gegen eine unabhängige Justiz und die Antikorruptionsbehörde geprägt ist, als „besorgniserregend“. „Rumänien ist das Sorgenkind Europas und steht inzwischen schlechter da als Polen.“

Aufruf der Heimatkirche und des Siebenbürgenforums

Unzufrieden mit den politischen Entwicklungen in Rumänien zeigen sich auch die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien (EKR) und das Siebenbürgenforum in ihrem Positionspapier „Siebenbürgen und die Siebenbürger Sachsen gehören zusammen!“. Ilse Philippi, Vorstandsmitglied des Demokratischen Forums der Deutschen in Siebenbürgen (DFDS), bekräftigte, was DFDS-Vorsitzender Martin Bottesch im Begleitschreiben festgestellt hatte: Mit dem Aufruf wolle man „ein Signal der Offenheit“ aussenden „an all jene Siebenbürger, die im Ausland leben und bereit sind, eine kürzere oder längere Zeit ihres Lebens in Siebenbürgen zu verbringen. Wir möchten ihnen beratend beistehen, damit sie hier Fuß fassen können, und hoffen damit auf eine Verstärkung in unserem Anliegen der Erhaltung siebenbürgisch-sächsischen Kulturgutes und überhaupt siebenbürgisch-sächsischen Lebens“, so Bottesch.

Pfarrer Dr. Stefan Cosoroabă, Referent für Institutionelle Kooperation der EKR, betonte, dass die Heimatkirche mit diesem Aufruf ihre Bemühungen zur Stärkung des Kulturerbes aller Siebenbürger Sachsen und der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft durch Einführung der jährlichen Konsultationen und der doppelten Kirchenmitgliedschaft fortsetze.

Bernd Fabritius und Herta Daniel begrüßten das Papier, das erstmals eine gemeinsame konzeptionelle Positionierung des Forums und der Kirche in Siebenbürgen beinhalte. Das Papier soll, mit geringfügigen Änderungen, die der geschäftsführende Vorstand des Verbandes einbringen wird, in der Siebenbürgischen Zeitung veröffentlicht und in der Konsultation, die am 10. Mai in der Geschäftsstelle des Verbandes in München stattfinden wird, erörtert werden.
Letzte Bundesvorstandssitzung unter der ...
Letzte Bundesvorstandssitzung unter der Doppelspitze Herta Daniel, Bundesvorsitzende, und Dr. Bernd Fabritius, Verbandspräsident. Foto Siegbert Bruss
Ab 25. Mai 2018 gilt in allen EU-Ländern die Datenschutz-Grundverordnung. Gleichzeitig tritt das neue Bundesdatenschutzgesetz in Deutschland in Kraft. Was der Verband in seiner Verwaltung und seinen Medien bis dann konkret tun muss, wird eine Arbeitsgruppe unter der Leitung des Bundesrechtsreferenten Dr. Johann Schmidt herausfinden.

Internetreferent Robert Sonnleitner erinnerte daran, dass der Relaunch von Siebenbuerger.de genau zehn Jahre zurückliege und zu vielen Neuerungen geführt habe. „Wir sind am Puls der Zeit, müssen aber darauf achten, dass der Pulsschlag hoch genug bleibt“, sagte Sonnleitner. Einem allgemeinem Trend folgend, sind die Zugriffe auf die Webseite zwar rückläufig, doch sei der Verband auch auf sozialen Medien wie Facebook und Instagram gut positioniert. Für den Heimattag 2018 wird, wie letztes Jahr, eine WebApp angeboten. Das Siebenbürgenforum und der HOG-Verband werden eingeladen, ihre wichtigsten Termine von überregionaler Bedeutung an die Siebenbürgische Zeitung zu melden, damit sie in die große Online-Veranstaltungsdatenbank von Siebenbuerger.de aufgenommen werden.

Dr. Konrad Gündisch, Vorsitzender des Siebenbürgischen Kulturzentrums „Schloss Horneck“ e.V., berichtete über das engagierte Team, das die Projektanträge zwecks Um- und Ausbau von Schloss Horneck erarbeitet hatte. Die Genehmigungen der verschiedenen Behörden treffen allmählich ein, der Bewilligungsbescheid der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien werde in Kürze erwartet. Mit der Stadt Gundelsheim arbeite man immer enger zusammen, ebenso wolle man Sponsoren und Spender gewinnen, um beispielsweise die Inneneinrichtung des Begegnungszentrums zu beschaffen. Noch vor Beginn der Bauarbeiten ist für den 7. Juli 2018 ein Schlossfest als Danksagung für die Spender geplant.

Die Kulturreferentin für Siebenbürgen Dr. Heinke Fabritius präsentierte ihre Arbeit aufgrund ihrer Präsentation auf der Homepage des Siebenbürgischen Museums. Sie zeigt sich offen für siebenbürgische Veranstaltungen auf Schloss Horneck (siehe Artikel in der SbZ Online vom 3. Februar 2018).

Dr. Bernd Fabritius, der sich als Bundestagsabgeordneter für die Schaffung der neuen Kulturreferentenstelle eingesetzt hatte, empfahl, die Projekte jeweils darauf zu prüfen, ob sie dem Paragraphen 96 des Bundesvertriebenengesetzes entsprechen. Hans-Werner Schuster, Bundeskulturreferent des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, könnte dabei ein gutes Bindeglied zwischen den Kreisgruppen, die Förderprojekte beantragen, und der Kulturreferentin sein, die von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) finanziert wird und ihren Sitz im Siebenbürgischen Museum in Gundelsheim hat. Anträge können jetzt schon gestellt werden, aber da Bundesregierung und Bundeshaushalt noch nicht stehen, werden Fördermittel erst in der zweiten Jahreshälfte erwartet. Aus diesem Grund ist auch die Planung der kulturellen Breitenarbeit nur bedingt verbindlich. Zwei Maßnahmen beschloss der Bundesvorstand: das Mitwirken am erwähnten Schlossfest in Gundelsheim und ein von der Kinderreferentin Ute Bako organisiertes Seminar.

Bundesorganisationsreferent Horst Wellmann stellte die Eckpunkte des Heimattages 2018 vor, der unter dem Motto „Kultur schafft Heimat und Zukunft“ steht und vom Landesverband Bayern mit vielseitigen Initiativen mitgestaltet wird. Im Nachgang zur Aktion „12 Apfelbäumchen für ein klares Wort“ der EKR soll am Pfingstsonntag auch in Dinkelsbühl ein Apfelbaum gepflanzt werden (Lesen Sie einen Bericht über die Heimattagausschusssitzung, die am 2. März in München stattfand, in der SbZ Online).

Der vom Bundesvorstand am 20. Juli 2017 beschlossene Sparkurs wird umgesetzt, und die Maßnahmen beginnen zu greifen. Die Notwendigkeit zum Sparen ergibt sich einerseits aus den rückläufigen Mitgliederzahlen, die zu Mindereinnahmen in allen Bereichen des Verbandes führen, und andererseits aus der allgemeinen Teuerung in unserem Lebensumfeld. Es wurde hervorgehoben, dass unser Verband jedes Jahr einige hundert Neumitglieder aufzuweisen hat. Der Bundesvorstand nahm die Haushaltsübersicht 2017 zustimmend zur Kenntnis und verabschiedete den Haushaltsplan 2018 einstimmig, Beides hatte Bundesgeschäftsführer Erhard Graeff vorgelegt. Der Verband wird in Kürze eine Veranstalterhaftpflichtversicherung abschließen, die auf Bundes-, Landes- und Kreisgruppenebene wirksam sein wird.

Der Bundesvorstand bittet um Rückmeldungen an die Kreisgruppen: Besteht Interesse an einer Weiterbildungsveranstaltung für Kreisgruppenvorsitzende? Termin: Spätherbst 2018, der Bund übernimmt die Kosten für Referenten, die Teilnehmer bzw. Kreis­gruppen tragen die Reise- und Verpflegungskosten selbst.

Die Herbstsitzung des Bundesvorstandes findet am 3. November 2018 wieder in München statt. Das höchste Gremium des Verbandes, der Verbandstag, wird am 2.-3. November 2019 tagen.

Siegbert Bruss

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Bundesvorstand tagte am 3. März 2018 in München

Schlagwörter: Bundesvorstand, Verband, Bernd Fabritius, Herta Daniel, EKR, Siebenbürgenforum

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