31. Mai 2018

Apfelbäumchen der Identität in Dinkelsbühl gepflanzt

Ein Apfelbäumchen der Identität hat der bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder im Rahmen der Aktion „12 Apfelbäumchen für ein klares Wort“ der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR) am 19. Mai auf der Wiese an der Alten Promenade hinter der Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl gepflanzt. Der Verband der Siebenbürger Sachsen war durch die Bundesvorsitzende Herta Daniel und den Vorsitzenden der Kreisgruppe Dinkelsbühl – Feuchtwangen, Georg Schuster, vertreten.
Dr. Bernd Fabritius hatte beim Heimattag 2017, damals als Verbandspräsident, angeregt, ein Apfelbäumchen in Dinkelsbühl zu pflanzen. Nun ergriff er als Aussiedlerbeauftragter der Bundesregierung den Spaten und pflanzte gemeinsam mit den anderen Amtsträgern das Batull-Apfelbäumchen mit. Damit ist die Zahl der siebenbürgischen Apfelbäumchen, die zum 500. Reformationsjubiläum in Europa gesetzt wurden, auf über 20 gestiegen.

„Wir befinden uns am Ende eines langen Pilgerweges“, stellte Pfarrer Dr. Stefan Cosoroabă als Vertreter der EKR fest. Es sei der letzte Baum in der Reihe „12 Apfelbäumchen für ein klares Wort gemacht“, die an wichtigen Stätten der Reformation mit Bezug zu Siebenbürgen Station gemacht habe. Mit der Bundesvorsitzenden Herta Daniel wurde im Oktober 2016 das erste Apfelbäumchen im slowenischen Laibach gepflanzt, eingedenk des ersten evangelischen Bischofs Siebenbürgens, Paul Wiener. Zusammen mit Dr. Berthold Köber wurde in Wittenberg eine Batull-Spur hinterlassen, um der reichhaltigen Korrespondenz zwischen den Reformatoren in Wittenberg und Siebenbürgen zu gedenken. Auch viele andere Siebenbürger Sachsen und deren Freunde seien dabei gewesen, als Apfelbäumchen in Augsburg, Mediasch oder Kronstadt gepflanzt wurden.
Im Rahmen der Aktion „12 Apfelbäumchen für ein ...
Im Rahmen der Aktion „12 Apfelbäumchen für ein klares Wort“ pflanzte Ministerpräsident Dr. Markus Söder (Mitte) einen Baum an der Alten Promenade in Dinkelsbühl, assistiert von dem Dinkelsbühler Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer (1. von links) und Pfarrer Dr. Stefan Cosoroabă als Vertreter der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien. Fotos: Petra Reiner
Cosoroabă dankte dem rumänischen Botschafter Emil Hurezeanu und Generalkonsulin Iulia-Ramona Chiriac, die in Dinkelsbühl anwesend waren, stellvertretend für den rumänischen Staat, der das Projekt durch diplomatische Vertreter auch bei anderen Stationen begleitet hat, etwa in Laibach, Marburg, Wien und Krakau.

Laut Martin Luther sei das Apfelbäumchen ein Symbol der Hoffnung gegen den Augenschein. Dem Reformator wird der Satz zugeschrieben: „Wenn ich wüsste, dass die Welt morgen unterginge, würde ich heute ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Die Siebenbürger Sachsen seien „das sprechende historische Beispiel für die Kraft der Hoffnung gegen die Vernunft“, betonte Cosoroabă. „Wir waren allem Augenschein nach zu Ende. Es waren lange Jahre des Auseinanderdriftens und der Auflösung. Nach dem Kommunismus und dem Fall der Grenzen waren wir Siebenbürger Sachsen gewissermaßen klinisch tot. Und siehe, wir leben!“ Im Vereinten Europa hätten wir uns nun als grenzüberschreitende Gemeinschaft zusammengefunden.

Weitere Elemente der Identität sprach die Bundesvorsitzende Herta Daniel an. Sie dankte Ministerpräsident Markus Söder und wertete seine Anwesenheit als besonderes Zeichen der Verbundenheit. Ebenso dankte sie Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer, dafür, dass er und der Stadtrat Dinkelsbühl dieses Reformationsprojekt mitgetragen haben.
Pflanzten in Dinkelsbühl ein "Apfelbäumchen der ...
Pflanzten in Dinkelsbühl ein "Apfelbäumchen der Identität", von links: Bundesvorsitzende Herta Daniel, Ministerpräsident Dr. Markus Söder, Aussiedlerbeauftragter Dr. Bernd Fabritius und Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer.
Die Bundesvorsitzende Herta Daniel ging auf die Frage ein, weshalb gerade in Dinkelsbühl ein Apfelbäumchen der Identität gepflanzt werde. Dafür beleuchtete sie die Situation der Siebenbürger Sachsen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland gestrandet waren, anhand zweiter Zitate aus der Siebenbürgischen Zeitung. „Wir haben keine Ahnung, wie lange dieses Dasein fern von Zuhause dauert“ (Juli 1950). Im Mai 1951 hieß es: „Wir müssen uns hier so einstellen, als ob wir und unsere Kinder immer hier leben müssten.“ Die meisten Siebenbürger Sachsen wollten demnach nicht in Deutschland bleiben, sagte Herta Daniel. Die Landsmannschaft hätte sie daher aufgerufen, endlich an dem gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Leben in Deutschland teilzunehmen, sich also mit einer neuen Identität vertraut zu machen. So sei es naheliegend gewesen, sich ihrer Heimat zu erinnern und einmal im Jahr Bekannte, Verwandte mit ähnlichem Schicksal zu treffen. Als Veranstaltungsort des Heimattages fiel die Wahl auf Dinkelsbühl wegen seiner wunderschönen mittelalterlichen Stadt, die an Siebenbürgen erinnerte. „Deshalb also Apfelbäumchen der Identität und deshalb musste Dinkelsbühl unbedingt Teil dieser grünen lebendigen Batull-Apfelbaumkette sein, die sich quer durch Europa zieht“, sagte die Bundesvorsitzende.

Den geistlichen Segen sprachen Dekan Uland Spahlinger, Evangelisch-Lutherisches Dekanat Dinkelsbühl, und Prof. Dr. Berthold Köber, Vorsitzender der Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD, der u.a. sagte, dass man mit dem Pflanzen eines Apfelbäumchens ein Zeichen der Hoffnung, des Vertrauens und der Zuversicht setzen wolle: „Zuversicht für unsere Kirche, unser Volk und für jeden von uns persönlich, wie auch für das Leben der ganzen Menschheit und Schöpfung.“

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Heimattag 2018, Apfelbäumchen, Reformationsjubiläum, EKR, Dinkelsbühl, Söder, Fabritius, Herta Daniel

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