8. März 2022

Wir Frauen hören zu! Online-Konferenz der European Women's Lobby zur Lage in der Ukraine

Der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. hat zwei Sitze im Deutschen Frauenrat (DF). In diesem Kontext waren wir zur Online-Konferenz der European Women's Lobby (EWL) mit den Mitgliedsorganisationen aus Europa eingeladen. Mehr als 100 Frauen von Verbänden aus ganz Europa haben an der Konferenz am 3. März teilgenommen. Vertreten waren Organisationen aus allen Ländern Ost- und Westeuropas. Es ging darum, den Vertreterinnen der Ukraine bei der Schilderung ihrer Sorgen und Probleme zuzuhören – mit dem Ziel festzustellen, welche Möglichkeiten zur Unterstützung wir haben. Aus Sicherheitsgründen galt die Vereinbarung, keine Fotos der Teilnehmerinnen aufzunehmen und auch keine Namen zu veröffentlichen. Notizen waren gestattet – sie sind hier stichpunktartig zusammengestellt.
Wir hörten: die Hoffnung der Alten, dass es keinen Diktator mehr gebe, nachdem Stalin gestorben war; die Angst der Frau, deren Sohn in Tschernobyl arbeitet, nachdem dort durch die Kämpfe so viel radioaktiver Staub aufgewirbelt wurde. Eine Frau hat ihre Tochter mit den Enkelkindern Richtung Westen geschickt, damit die Kinder in Sicherheit sind; eine Frau ist erst verspätet dazu gekommen, weil den ganzen Morgen Sirenen gingen.

Es gab die Beobachtung, dass die Russen die ukrainische Geschichte auslöschen wollten. So wurde die Holocaust-Gedenkstätte Babyn Jar in Kiew bei einem russischen Beschuss beschädigt, aber auch aus der Literatur bekannte Orte und ebenso Kirchen. Wir folgten dem Bericht über russische Jungs, die auf einmal im Krieg stehen – trotz der kalten Temperaturen bestenfalls mit einer warmen Jacke ausgestattet. Weiterhin hörten wir eine Frau, die davor warnte, dass als Nächstes auch Georgien, Estland, Litauen, Lettland, Polen überfallen würden, auch die deutschen östlichen Bundesländer würden noch angegriffen. Gedankt wurde für jede militärische Ausstattung.

Frauen mit kleinen Kindern sowie alte und behinderte Menschen seien hilflos zurückgeblieben. Eine Rednerin verwies auf den Überfall Deutschlands auf Polen – damals unterlagen alle anderen dem Irrtum, es würde sie nicht betreffen. Wieder wurde der dringende Wunsch nach Hilfe mit aller Macht geäußert, gefragt seien Diplomatie und Waffen.

Moskau hatte am zweiten Kriegstag die Empfehlung gegeben, Krankenhäuser mit einer Fahne mit einem roten Kreuz zu kennzeichnen. Man hatte Russland nicht geglaubt und zunächst leere Gebäude beflaggt – am nächsten Tag wurden diese angegriffen. Bevorzugtes Ziel seien auch Supermärkte, um die Bevölkerung auszuhungern.

Die Bitte wurde geäußert, den geflüchteten Menschen Arbeit zu geben. Es seien zahlreiche Krankenschwestern und Ärztinnen dabei, aber auch viele qualifizierte Frauen aus nichtmedizinischen Berufen.

Geschildert wurden die Engpässe bei Babynahrung und Hygiene-Artikeln, benötigt würden außerdem: Power-Banks, idealerweise solarbetrieben; Flip-Flops, damit die Männer – wenn sie sich zwischendurch ausruhen - die schweren Militärstiefel ausziehen können; und Medizin.

An alle flüchtenden Frauen erging die Empfehlung, sich zu registrieren bzw. anzugeben, wie und wohin sie flüchten, damit man im Westen feststellen könne, ob sie auch tatsächlich ankommen.

Eine junge Mutter schilderte emotional ihre Flucht mit ihren drei kleinen Kindern in die Westukraine, und sie appellierte, den Luftraum zu schließen. Die Übersetzerin kämpfte mit den Tränen. Wir hörten einen Bericht über junge Menschen (ukrainische und ausländische), die ihr Studium nicht beenden können, und erfuhren, dass Frauen an der Grenze zu Sex gezwungen werden - mit dem Versprechen, dass sie dann schneller über die Grenze kommen. Der Wunsch nach einer Luftbrücke für Lebensmittel und Hygiene-Artikel wurde geäußert – wie am Ende des Zweiten Weltkrieges für Deutschland.

Zum Abschluss wurde die Besorgnis über die aktuelle Situation in einer Solidaritätserklärung der European Women's Lobby zum Ausdruck gebracht und die Staats- und Regierungschefs der EU zur Einbeziehung der Frauen und ihrer Belange aufgefordert.

KR

Schlagwörter: Ukraine, Krieg, Frauen, Frauenrat, Konferenz, online, Flucht, Gewalt, Missbrauch, EU, Europa

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