17. September 2022
Aufruf zum Erhalt unserer Gemeinschaft und Tradition/Begeisterung prägt Heimattag und Jubiläumsfeier in Wolfsburg
„Ein gelungenes Fest!“ - „Ein besonderes Erlebnis!“ - „So ein Tag, einmalig!“ - „Noch nie erlebt!“ So lauteten die Ausrufe, die am 3. September im CongressPark in Wolfsburg anlässlich des Heimattages der Nordlichter und des 70. Jahrestages seit Bestehen der Landesgruppe Niedersachsen/Bremen zu hören waren. Auch für diese Veranstaltung galt das diesjährige Verbandsmotto: „Wurzeln suchen – Wege finden.“ Die Gäste aus der Landespolitik und der Stadtverwaltung riefen uns Siebenbürger einhellig dazu auf, unsere Gemeinschaft, unsere Traditionen und Kultur zu pflegen, lebendig zu erhalten und mit neuen Mitgliedern zu bereichern.
Wohlgemut und zuversichtlich gingen einige Ehrenamtliche – wir nannten sie „Orgateam“ – an die Ausrichtung dieses Festes heran. Unzählige Telefonate, Videokonferenzen und E-Mails gingen hin und her. Letztendlich war der Ablaufplan festgeklopft, alles bestellt und nichts übersehen oder vergessen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Pünktlich 14.00 Uhr kamen schon die ersten Siebenbürger heran, bewunderten als Erstes die Ausstellung, die sich vor dem Festsaal befand. Und beim Betreten des hellen und schön dekorierten Spiegelsaales setzte Staunen ein. Wer um 15 Uhr den Saal noch nicht betreten und Platz genommen hatte, wurde von den schmetternden Klängen der Blaskapelle herangelockt. Das Programm nahm seinen Anfang: Zig Trachtenträger, vor allem die beiden Tanzgruppen, vollzogen einen Aufmarsch, den Gerhard Schunn leitete, und besetzten die gesamte Tanzfläche. Unter tosendem Beifall hielt es kaum jemanden auf seinem Stuhl und unzählige Fotos wurden geschossen. „Noch nie erlebt!“, hieß es von prominenter Stelle.
Als Helmuth Gaber, unser Landesvorsitzende, an das Rednerpult trat, kehrte wieder Ruhe ein. Er begrüßte die Ehrengäste, Landsleute und Besucher. Zu den Ehrengästen, die auch alle mit einem Grußwort angetreten waren, gehörten: Wolfsburgs Bürgermeisterin Angelika Jahns (CDU), Lena Dupont, Mitglied des Europäischen Parlamentes und stellvertretende Landesvorsitzende der CDU in Niedersachsen, Dr. Andreas Roth, Stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Immacolata Glosemeyer, Abgeordnete im Niedersächsischen Landtag und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Landesfraktion.
In seinem Grußwort skizzierte der Landesvorsitzende die fast 900-jährige Geschichte der Siebenbürger Sachsen und ging insbesondere auf die jüngere Zeit, die letzten Jahrzehnte und die Gegenwart fragend ein: „Warum sind wir hier, hier in Deutschland, hier in Wolfsburg, um zu feiern, was zu feiern?“ Er nannte die politischen Veränderungen und enormen Eingriffe in unseren Lebensalltag in Siebenbürgen, den fortschreitenden Verlust unserer Freiheit, Lebensart und Identität. Das führte bei den meisten Siebenbürgern zum Entschluss, Siebenbürgen zu verlassen und auszuwandern: vor allem nach Deutschland, um ein freies, selbstbestimmtes Leben führen zu können, in „einer erfolgreichen Gesellschaft, die uns sprachlich, charakterlich und bezogen auf Arbeit, Produktivität etc. sehr nahesteht.“ Helmuth Gaber stellte die Frage: „Was brachten wir mit?“ und fand folgende Antwort: „Ein hohes Maß an demokratischen und christlichen Werten, eine gute Ausbildung, Fleiß, hohe Arbeitsbereitschaft und den Willen zur Integration.“ Wir brachten auch unsere sozial-kulturellen Traditionen mit, die wir hier in Deutschland leben, pflegen und weiterentwickeln dürfen. Die heutige Veranstaltung sei der beste Beweis für genau diese Tatsache, stellte der Redner fest. Bezugnehmend auf das aktuelle Geschehen in Niedersachsen, hieß es in der Rede: „Niedersachsen befindet sich im Wahlkampf – am 9. Oktober wird der neue Landtag gewählt, aber auch wir kämpfen um Stimmen: um Mitglieder, damit unser Verband und unsere Traditionen weiter bestehen können. Daher meine Bitte an alle, die es bisher noch nicht geschafft haben, sich durch ihre Mitgliedschaft unserer Gemeinschaft anzuschließen – heute besteht eine sehr gute Gelegenheit dazu. Mitgliedsanträge liegen in der Ausstellungsecke bereit.“ Abschließend bedankte sich Helmuth Gaber für das Engagement des Festkomitees, das er namentlich anführte, sowie bei den beiden Moderatorinnen und allen mitgestaltenden Formationen: Sächsische Blaskapelle Wolfsburg, Tanzgruppen Kokeltaler und Karpatentänzer, Sächsischen Laienchor, musizierenden Instrumentalisten und Mundartdichter, sowie dem Team des CongressParks für die Organisation und den Service. Dank richtete er auch an die Fotografin, die ein Fotoalbum von dieser Veranstaltung erstellen wird, das nach der Fertigstellung erworben werden kann.
Es folgten die Grußworte unserer Ehrengäste. Bürgermeisterin Angelika Jahns zeigte sich tief beeindruckt von dem „kompakten Aufmarsch“ und ließ uns wissen, dass ihr die Siebenbürger und deren Veranstaltungen in Wolfsburg bekannt und vertraut seien. Sie bedankte sich, dass wir in dieser Stadt feiern, und rief uns auf, getreu unseres Mottos, auch weiterhin unsere Traditionen zu pflegen: „Da, wo die Wurzeln sind, da muss man Erinnerungen pflegen“. Doch das allein mache ohne Weiterentwicklung wenig Sinn. Sie wünschte uns, unsere Traditionen zu wahren, unsere Gemeinschaft zu festigen, was durch neue Verbandsmitglieder sicherlich gewährleistet wäre. Dem Landesvorsitzenden überreichte sie die Wimpel der Stadt Wolfsburg.
Es folgte ein Intermezzo: Anabel Zinz bot ein Violin-Solo: „Waltz in A“ (Lullaby) von Johannes Brahms, arrangiert von Colin Mawby.
Die nächste Rednerin, Lena Dupont, sprach von ihren auf die Siebenbürger bezogenen Gedankengängen, als sie sich auf diese Rede vorbereitet hatte. Ihr fielen Schlagworte ein, wie „Respekt“ – für sich und andere. Sie meinte den Respekt, den die Siebenbürger für ihre Wurzeln, ihre Herkunft und Kultur empfinden, aber auch für das Zusammenleben in der Gesellschaft und Demokratie. Zu dem Schlagwort „Brauchtum“ zählte sie alles auf, was ihr auf die Siebenbürger zutreffend einfiel: Heimat und Familie, den Zusammenhalt bewirkendes Verhalten, wie Tanz, Musik, Dichtung. Auch die Bewahrung der Sprache und Religion rechnete sie dazu, so wie Trachten als Merkmal der Zusammengehörigkeit. Frau Dupont nannte unser Motto mutig, stellvertretend für den Geist, den wir gerade heute brauchen: standfest und erdverwachsen, aber auch für die Kraft und den Willen, sich gemeinsam der Zukunft und den Herausforderungen in Deutschland und in Europa zu stellen. „Danke und Glückwunsch für 70 Jahre gemeinsamer Vergangenheit! Auf die nächsten 70 Jahre – und Herr Gaber: Alles Gute als neuer Vorsitzender!“ Mit einem flammenden Appell, unser Brauchtum zu pflegen und den nächsten Generationen weiter zu reichen, wünschte sie unserer Veranstaltung einen guten Verlauf.
Das zeigte sich, als Oliver Zinz in die Tasten des Pianos griff und die Polonaise in G-Moll von Frédéric Chopin darbrachte.
Dr. Andreas Roth richtete seine Worte gleich an mehrere Adressaten: an den neuen Landesvorsitzenden Helmuth Gaber, an den ehemaligen, heutigen Ehrenvorsitzenden unseres Landesverbandes, Volkmar Gerger, und an alle Landsleute im Saal. Andreas Roth überbrachte die Grüße des Bundesvorsitzenden Rainer Lehni, der zu gleicher Zeit bei der 70-Jahrfeier des Landesverbandes NRW eingebunden war. Obwohl Volkmar Gerger abwesend war, dankte der Redner für dessen „leidenschaftliches Engagement im Sinne unserer Gemeinschaft – stets gepaart mit dem notwendigen Humor – sehr herzlich.“ An alle im Raum gerichtet, war es dem Redner wichtig darauf hinzuweisen, dass unser Verband neue Mitglieder haben muss, wenn er weiter Bestand haben soll: „Die Stärke eines Verbands bemisst sich auch an der Anzahl der Mitglieder, die den Verband tragen.“, zitierte er den Verbandsvorsitzenden. An die anwesenden Vertreterinnen der Politik und Verwaltung gerichtet, warb Dr. Roth dafür, dass „Kulturförderung auch in diesen angespannten Zeiten aufrechterhalten bleibt. Denn gerade in Krisenzeiten kann Kultur eine wichtige Nahrung gegen seelischen Hunger sein.“ Auch für die Ausrichter dieses Heimattages fand er Worte des Dankes und schloss mit dem Wunsch: „Bleiwt gesangt uch Gott erhault ich!“
Danach erklang die „Ode an die Freude“ aus Beethovens 9. Sinfonie, dargebracht von den Zinz-Geschwistern.
In ihrem Grußwort forderte Immacolata Glosemeyer die Siebenbürger auf, ihr Kulturerbe in die Zukunft mitzunehmen, denn: „Die Kulturpflege lebt von Menschen, die sich einbringen und andere teilhaben lassen. Ihre Trachten, Tänze, Chöre und Blaskapelle haben so manche Veranstaltung in Wolfsburg und Niedersachsen gekrönt. Ich finde, dass ihre Arbeit für das Gemeinwesen, wie auch ihre Geschichte, durchaus mehr in der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden sollte.“
Nach einer kurzen Pause ging es mit dem Kulturprogramm weiter, das mit einer kleinen Andacht, die Pastor Helmut Kramer hielt, begann. Er stellte seine Andacht, unserem Motto entsprechend, unter das Bibelwort aus Jesaja 42, 3: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen“. Das Lied „Großer Gott, wir loben dich!“, von allen feierlich gesungen und von der Blaskapelle begleitet, krönte diesen Part. Und mit Gesang ging es weiter, als der Laienchor unter der Leitung von Hedi Schumann seine Lieder darbrachte, wie: „Mir wällen bleiwen wot mir sen“, „Nach meiner Heimat…“ Der Chor wurde daraufhin, für sein langjähriges Bestehen und seine stete Präsenz bei Veranstaltungen mit einem Pokal und Blumensträußen geehrt, die Hedi Schumann, Samuel Hintz und Mini Binder in Empfang nahmen. Auch die Blaskapelle, die „schon immer da war“ (seit 1953), wurde mit einem Pokal geehrt. Günther Bodendorfer, der Kapellmeister, und seine Gattin Meta, „die starke Frau an seiner Seite“ und Vorstandsmitglied der Kreisgruppe Wolfsburg, nahmen die Insignien entgegen.
Worauf viele gewartet hatten, sollte nun geboten werden. Die beiden Tanzgruppen zeigten, was sie, trotz widriger Bedingungen, auf die Beine gestellt hatten: Die Karpatentänzer unter der Leitung von Gerhard und Monika Schunn, tanzten den „Neppendorfer Ländler“ und einen „Gladan“. Die Kokeltaler wiederum tanzten den „Siebenbürgischen Ländler“ und den „Schaulustig“. Harald Hermann leitet die Kokeltaler, die heute auch mit einem Pokal für 35 Jahre Kultur- und Trachtengruppe geehrt wurden. Mit rhythmischem Klatschen, Juchzer oder Freudenpfiffen begleitete das Publikum die Tänzer und bedankte sich mit brausendem Applaus.
Auch die Lachmuskeln sollten nicht geschont werden. Das gelang Michael Kenst mit seinen Mundart-Gedichten.
Es passte genau an diese Stelle, als Helmuth Gaber, dieses Mal als Laudator, ehrende und preisende Worte fand auf Volkmar Gerger, unseren ehemaligen Landesvorsitzenden, der bei dieser Veranstaltung nicht dabei war: Fast 18 Jahre leitete Volkmar die Geschicke der Landesgruppe, mit viel Herzblut und Engagement, aber immer auch mit einer Prise Humor. Zwei kurze Zitate aus der Laudatio: „Bitte gestatten sie mir einige Worte der Danksagung für die bemerkenswerte Leistung, die Volkmar Gerger für unseren Verband erbracht hat.“ „Und vergessen wir nicht: In niedersächsischen Regierungskreisen sind die Siebenbürger Sachsen, dank Volkmars Wirken, wohlbekannt. Wir wünschen ihm eine entschleunigte Zeit und sollte ihm mal die Decke auf den Kopf fallen, dann weiß er bestimmt, wo das Leben der Siebenbürger pulsiert. Nochmal: Vielen Dank für seinen unermüdlichen Einsatz!“
Ein zünftiger Marsch der Blaskapelle rundete das Kulturprogramm ab. Ausklingend sangen bzw. spielten alle gemeinsam drei Strophen des Liedes „Siebenbürgen, Land des Segens“ und die dritte Strophe der deutschen Nationalhymne.
Natürlich gab es an diesem Tag auch kulinarische Leckerbissen, natürlich nach siebenbürgischer Art. Zum Kaffee durfte Hanklich nicht fehlen und zum Abendessen gab es Gemüse-Fleischklößchen-Suppe und Tokana. Nach so viel Kultur und Labsal, alles mit viel Begeisterung aufgenommen, ging es munter weiter – bis ein Uhr nachts. Die Band „Silver Stars“ verstand es, mit der variantenreichen Musik und eingestreutem Humor die Tänzer bei guter Laune zu halten.
Alles in allem: Das war eine Veranstaltung, wie sie uns Siebenbürgern geziemt. Und die nächste kommt bestimmt, denn unser Landesvorsitzender hat sich schon zwei Tage später bei dem Organisationskomitee für dessen Leistung herzlich bedankt und es wissen lassen: „Nach der Veranstaltung ist vor der nächsten Veranstaltung.“
Als Helmuth Gaber, unser Landesvorsitzende, an das Rednerpult trat, kehrte wieder Ruhe ein. Er begrüßte die Ehrengäste, Landsleute und Besucher. Zu den Ehrengästen, die auch alle mit einem Grußwort angetreten waren, gehörten: Wolfsburgs Bürgermeisterin Angelika Jahns (CDU), Lena Dupont, Mitglied des Europäischen Parlamentes und stellvertretende Landesvorsitzende der CDU in Niedersachsen, Dr. Andreas Roth, Stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Immacolata Glosemeyer, Abgeordnete im Niedersächsischen Landtag und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Landesfraktion.
In seinem Grußwort skizzierte der Landesvorsitzende die fast 900-jährige Geschichte der Siebenbürger Sachsen und ging insbesondere auf die jüngere Zeit, die letzten Jahrzehnte und die Gegenwart fragend ein: „Warum sind wir hier, hier in Deutschland, hier in Wolfsburg, um zu feiern, was zu feiern?“ Er nannte die politischen Veränderungen und enormen Eingriffe in unseren Lebensalltag in Siebenbürgen, den fortschreitenden Verlust unserer Freiheit, Lebensart und Identität. Das führte bei den meisten Siebenbürgern zum Entschluss, Siebenbürgen zu verlassen und auszuwandern: vor allem nach Deutschland, um ein freies, selbstbestimmtes Leben führen zu können, in „einer erfolgreichen Gesellschaft, die uns sprachlich, charakterlich und bezogen auf Arbeit, Produktivität etc. sehr nahesteht.“ Helmuth Gaber stellte die Frage: „Was brachten wir mit?“ und fand folgende Antwort: „Ein hohes Maß an demokratischen und christlichen Werten, eine gute Ausbildung, Fleiß, hohe Arbeitsbereitschaft und den Willen zur Integration.“ Wir brachten auch unsere sozial-kulturellen Traditionen mit, die wir hier in Deutschland leben, pflegen und weiterentwickeln dürfen. Die heutige Veranstaltung sei der beste Beweis für genau diese Tatsache, stellte der Redner fest. Bezugnehmend auf das aktuelle Geschehen in Niedersachsen, hieß es in der Rede: „Niedersachsen befindet sich im Wahlkampf – am 9. Oktober wird der neue Landtag gewählt, aber auch wir kämpfen um Stimmen: um Mitglieder, damit unser Verband und unsere Traditionen weiter bestehen können. Daher meine Bitte an alle, die es bisher noch nicht geschafft haben, sich durch ihre Mitgliedschaft unserer Gemeinschaft anzuschließen – heute besteht eine sehr gute Gelegenheit dazu. Mitgliedsanträge liegen in der Ausstellungsecke bereit.“ Abschließend bedankte sich Helmuth Gaber für das Engagement des Festkomitees, das er namentlich anführte, sowie bei den beiden Moderatorinnen und allen mitgestaltenden Formationen: Sächsische Blaskapelle Wolfsburg, Tanzgruppen Kokeltaler und Karpatentänzer, Sächsischen Laienchor, musizierenden Instrumentalisten und Mundartdichter, sowie dem Team des CongressParks für die Organisation und den Service. Dank richtete er auch an die Fotografin, die ein Fotoalbum von dieser Veranstaltung erstellen wird, das nach der Fertigstellung erworben werden kann.
Es folgten die Grußworte unserer Ehrengäste. Bürgermeisterin Angelika Jahns zeigte sich tief beeindruckt von dem „kompakten Aufmarsch“ und ließ uns wissen, dass ihr die Siebenbürger und deren Veranstaltungen in Wolfsburg bekannt und vertraut seien. Sie bedankte sich, dass wir in dieser Stadt feiern, und rief uns auf, getreu unseres Mottos, auch weiterhin unsere Traditionen zu pflegen: „Da, wo die Wurzeln sind, da muss man Erinnerungen pflegen“. Doch das allein mache ohne Weiterentwicklung wenig Sinn. Sie wünschte uns, unsere Traditionen zu wahren, unsere Gemeinschaft zu festigen, was durch neue Verbandsmitglieder sicherlich gewährleistet wäre. Dem Landesvorsitzenden überreichte sie die Wimpel der Stadt Wolfsburg.
Es folgte ein Intermezzo: Anabel Zinz bot ein Violin-Solo: „Waltz in A“ (Lullaby) von Johannes Brahms, arrangiert von Colin Mawby.
Die nächste Rednerin, Lena Dupont, sprach von ihren auf die Siebenbürger bezogenen Gedankengängen, als sie sich auf diese Rede vorbereitet hatte. Ihr fielen Schlagworte ein, wie „Respekt“ – für sich und andere. Sie meinte den Respekt, den die Siebenbürger für ihre Wurzeln, ihre Herkunft und Kultur empfinden, aber auch für das Zusammenleben in der Gesellschaft und Demokratie. Zu dem Schlagwort „Brauchtum“ zählte sie alles auf, was ihr auf die Siebenbürger zutreffend einfiel: Heimat und Familie, den Zusammenhalt bewirkendes Verhalten, wie Tanz, Musik, Dichtung. Auch die Bewahrung der Sprache und Religion rechnete sie dazu, so wie Trachten als Merkmal der Zusammengehörigkeit. Frau Dupont nannte unser Motto mutig, stellvertretend für den Geist, den wir gerade heute brauchen: standfest und erdverwachsen, aber auch für die Kraft und den Willen, sich gemeinsam der Zukunft und den Herausforderungen in Deutschland und in Europa zu stellen. „Danke und Glückwunsch für 70 Jahre gemeinsamer Vergangenheit! Auf die nächsten 70 Jahre – und Herr Gaber: Alles Gute als neuer Vorsitzender!“ Mit einem flammenden Appell, unser Brauchtum zu pflegen und den nächsten Generationen weiter zu reichen, wünschte sie unserer Veranstaltung einen guten Verlauf.
Das zeigte sich, als Oliver Zinz in die Tasten des Pianos griff und die Polonaise in G-Moll von Frédéric Chopin darbrachte.
Dr. Andreas Roth richtete seine Worte gleich an mehrere Adressaten: an den neuen Landesvorsitzenden Helmuth Gaber, an den ehemaligen, heutigen Ehrenvorsitzenden unseres Landesverbandes, Volkmar Gerger, und an alle Landsleute im Saal. Andreas Roth überbrachte die Grüße des Bundesvorsitzenden Rainer Lehni, der zu gleicher Zeit bei der 70-Jahrfeier des Landesverbandes NRW eingebunden war. Obwohl Volkmar Gerger abwesend war, dankte der Redner für dessen „leidenschaftliches Engagement im Sinne unserer Gemeinschaft – stets gepaart mit dem notwendigen Humor – sehr herzlich.“ An alle im Raum gerichtet, war es dem Redner wichtig darauf hinzuweisen, dass unser Verband neue Mitglieder haben muss, wenn er weiter Bestand haben soll: „Die Stärke eines Verbands bemisst sich auch an der Anzahl der Mitglieder, die den Verband tragen.“, zitierte er den Verbandsvorsitzenden. An die anwesenden Vertreterinnen der Politik und Verwaltung gerichtet, warb Dr. Roth dafür, dass „Kulturförderung auch in diesen angespannten Zeiten aufrechterhalten bleibt. Denn gerade in Krisenzeiten kann Kultur eine wichtige Nahrung gegen seelischen Hunger sein.“ Auch für die Ausrichter dieses Heimattages fand er Worte des Dankes und schloss mit dem Wunsch: „Bleiwt gesangt uch Gott erhault ich!“
Danach erklang die „Ode an die Freude“ aus Beethovens 9. Sinfonie, dargebracht von den Zinz-Geschwistern.
In ihrem Grußwort forderte Immacolata Glosemeyer die Siebenbürger auf, ihr Kulturerbe in die Zukunft mitzunehmen, denn: „Die Kulturpflege lebt von Menschen, die sich einbringen und andere teilhaben lassen. Ihre Trachten, Tänze, Chöre und Blaskapelle haben so manche Veranstaltung in Wolfsburg und Niedersachsen gekrönt. Ich finde, dass ihre Arbeit für das Gemeinwesen, wie auch ihre Geschichte, durchaus mehr in der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden sollte.“
Nach einer kurzen Pause ging es mit dem Kulturprogramm weiter, das mit einer kleinen Andacht, die Pastor Helmut Kramer hielt, begann. Er stellte seine Andacht, unserem Motto entsprechend, unter das Bibelwort aus Jesaja 42, 3: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen“. Das Lied „Großer Gott, wir loben dich!“, von allen feierlich gesungen und von der Blaskapelle begleitet, krönte diesen Part. Und mit Gesang ging es weiter, als der Laienchor unter der Leitung von Hedi Schumann seine Lieder darbrachte, wie: „Mir wällen bleiwen wot mir sen“, „Nach meiner Heimat…“ Der Chor wurde daraufhin, für sein langjähriges Bestehen und seine stete Präsenz bei Veranstaltungen mit einem Pokal und Blumensträußen geehrt, die Hedi Schumann, Samuel Hintz und Mini Binder in Empfang nahmen. Auch die Blaskapelle, die „schon immer da war“ (seit 1953), wurde mit einem Pokal geehrt. Günther Bodendorfer, der Kapellmeister, und seine Gattin Meta, „die starke Frau an seiner Seite“ und Vorstandsmitglied der Kreisgruppe Wolfsburg, nahmen die Insignien entgegen.
Worauf viele gewartet hatten, sollte nun geboten werden. Die beiden Tanzgruppen zeigten, was sie, trotz widriger Bedingungen, auf die Beine gestellt hatten: Die Karpatentänzer unter der Leitung von Gerhard und Monika Schunn, tanzten den „Neppendorfer Ländler“ und einen „Gladan“. Die Kokeltaler wiederum tanzten den „Siebenbürgischen Ländler“ und den „Schaulustig“. Harald Hermann leitet die Kokeltaler, die heute auch mit einem Pokal für 35 Jahre Kultur- und Trachtengruppe geehrt wurden. Mit rhythmischem Klatschen, Juchzer oder Freudenpfiffen begleitete das Publikum die Tänzer und bedankte sich mit brausendem Applaus.
Auch die Lachmuskeln sollten nicht geschont werden. Das gelang Michael Kenst mit seinen Mundart-Gedichten.
Es passte genau an diese Stelle, als Helmuth Gaber, dieses Mal als Laudator, ehrende und preisende Worte fand auf Volkmar Gerger, unseren ehemaligen Landesvorsitzenden, der bei dieser Veranstaltung nicht dabei war: Fast 18 Jahre leitete Volkmar die Geschicke der Landesgruppe, mit viel Herzblut und Engagement, aber immer auch mit einer Prise Humor. Zwei kurze Zitate aus der Laudatio: „Bitte gestatten sie mir einige Worte der Danksagung für die bemerkenswerte Leistung, die Volkmar Gerger für unseren Verband erbracht hat.“ „Und vergessen wir nicht: In niedersächsischen Regierungskreisen sind die Siebenbürger Sachsen, dank Volkmars Wirken, wohlbekannt. Wir wünschen ihm eine entschleunigte Zeit und sollte ihm mal die Decke auf den Kopf fallen, dann weiß er bestimmt, wo das Leben der Siebenbürger pulsiert. Nochmal: Vielen Dank für seinen unermüdlichen Einsatz!“
Ein zünftiger Marsch der Blaskapelle rundete das Kulturprogramm ab. Ausklingend sangen bzw. spielten alle gemeinsam drei Strophen des Liedes „Siebenbürgen, Land des Segens“ und die dritte Strophe der deutschen Nationalhymne.
Natürlich gab es an diesem Tag auch kulinarische Leckerbissen, natürlich nach siebenbürgischer Art. Zum Kaffee durfte Hanklich nicht fehlen und zum Abendessen gab es Gemüse-Fleischklößchen-Suppe und Tokana. Nach so viel Kultur und Labsal, alles mit viel Begeisterung aufgenommen, ging es munter weiter – bis ein Uhr nachts. Die Band „Silver Stars“ verstand es, mit der variantenreichen Musik und eingestreutem Humor die Tänzer bei guter Laune zu halten.
Alles in allem: Das war eine Veranstaltung, wie sie uns Siebenbürgern geziemt. Und die nächste kommt bestimmt, denn unser Landesvorsitzender hat sich schon zwei Tage später bei dem Organisationskomitee für dessen Leistung herzlich bedankt und es wissen lassen: „Nach der Veranstaltung ist vor der nächsten Veranstaltung.“
Dietmar-Udo Zey
Schlagwörter: Landesgruppe, Niedersachsen/Bremen, Jubiläum, Heimattag
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