1. September 2025

Gedenken am Vertriebenen-Denkmal in Bad Cannstatt

Am 5. August fand im Kurpark von Bad Cannstatt die feierliche Kranzniederlegung zum Gedenken an Flucht und Vertreibung statt. Begleitet von der Blaskapelle der Siebenbürger Sachsen Stuttgart, versammelten sich Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft sowie zahlreiche Ehrenamtliche, um mit Kränzen und Gedenkworten der Opfer zu gedenken. Die musikalischen Beiträge wie auch die Anwesenheit zahlreicher Trachtenpaare verliehen der Feier einen besonders würdigen Rahmen und machten zugleich sichtbar, wie lebendig die Arbeit des Bundes der Vertriebenen (BdV) und seiner Gliederungen bis heute ist.
Siebenbürger Sachsen nach der Kranzniederlegung ...
Siebenbürger Sachsen nach der Kranzniederlegung an der Gedenkstätte in Bad Cannstatt. Foto: Hildegard Frank
Den Auftakt machte der Landesvorsitzende des BdV Baden-Württemberg, Hartmut Liebscher. In seiner Begrüßung hieß er die vielen Gäste aus Bund, Land, Stadt und Verbänden herzlich willkommen und schlug dabei auch persönliche Töne an: Er erinnerte an die eigene Fluchtgeschichte seiner Familie und machte deutlich, wie schwer die Vertriebenen es nach 1945 hatten, in der Fremde Fuß zu fassen. Umso bemerkenswerter sei es gewesen, dass schon 1950 – nur wenige Jahre nach dem Krieg – die Charta der Heimatvertriebenen verabschiedet wurde, die den Verzicht auf Rache und den Willen zu einem geeinten Europa formulierte. Liebscher betonte, dass die Heimatvertriebenen nicht nur Leid und Entbehrung ertragen, sondern auch maßgeblich am Aufbau Deutschlands und Baden-Württembergs mitgewirkt hätten. Die vielen grenzüberschreitenden Projekte des BdV zeigten bis heute, dass die Charta lebendig ist und ihr Auftrag aktueller denn je bleibt: für ein friedliches Miteinander in Europa, gegen Flucht und Vertreibung weltweit.

Es folgte das Gedenkwort von Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper. Er erinnerte an die besondere Rolle Stuttgarts für die Heimatvertriebenen, da im Cannstatter Kursaal 1950 die „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ verabschiedet wurde. Nopper würdigte die große Aufbauleistung der Vertriebenen und stellte heraus, dass ihre Versöhnungsbereitschaft ein historisches Signal gewesen sei. Die Erinnerung, so mahnte er, dürfe nicht museal werden: Sie müsse auch heute helfen, das Leid von Flüchtlingen und Vertriebenen weltweit ernst zu nehmen.

Im Anschluss sprach BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius. Er würdigte das Leid, aber auch den Mut der Millionen Menschen, die während und nach dem Krieg Flucht, Vertreibung, Deportation und Zwangsarbeit ertragen mussten. Fabritius erinnerte daran, dass viele Überlebende ihre Geschichten im Stillen bewahrt hätten, während die Nachgeborenen heute vermehrt auf Spurensuche gehen und damit die Erinnerung in die Zukunft tragen. Er forderte Politik und Gesellschaft auf, Zeitzeugenberichte zu sichern, Wissen in Schulen zu verankern und das Vermächtnis der Vertriebenen sichtbar zu bewahren.

Bundesvorsitzender Rainer Lehni und der ...
Bundesvorsitzender Rainer Lehni und der stellvertretende Bundesvorsitzende Michael Konnerth bei der Kranzniederlegung am Vertriebenendenkmal in Bad Cannstatt. Foto: Thomas Konhäuser
Ein besonderes Zeichen setzte schließlich Domherr André Schmeier, Seelsorger der deutschen Minderheit im Ermland. Als Priester in einer von Flucht und Vertreibung geprägten Region verwurzelt und mit großer Anteilnahme für das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen sprach er ein eindrucksvolles geistliches Wort. Schmeier erinnerte an Bischof Maximilian Kaller, den ersten Vertriebenenbischof, und schlug so eine Brücke zwischen der Geschichte der Kirche im Osten und dem heutigen Gedenken in Stuttgart. Dass ein im polnischen Ermland tätiger Priester in Bad Cannstatt zum Tag der Heimat sprach, war ein eindrucksvolles Zeichen gelingender grenzüberschreitender Verständigung. Er würdigte die Vertriebenen als „Brückenbauer“, die aus ihrem Leid heraus Frieden stiften konnten.

Mit den Klängen der Blaskapelle und der stillen Kranzniederlegung fand die Feier einen würdigen Abschluss.

Quelle: Bund der Vertriebenen

Schlagwörter: Flucht und Vertreibung, Kranzniederlegung, BdV, Bad Cannstatt, Bernd Fabritius

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