25. November 2005

HOG-Verband: Einsatz für die siebenbürgisch-sächsische Identität

Eine formelle Partnerschaft gibt es zwischen Landsmannschaft und Heimatortsgemeinschaften nicht. In der Praxis arbeiten die Vereine jedoch seit Jahren erfolgreich zusammen. Dieser Zusammenhalt wurde bei der dreizehnten Tagung der Vertreter der siebenbürgisch-sächsischen Heimatortsgemeinschaften vom 11. bis 13. November im Heiligenhof zu Bad Kissingen abermals bekräftigt. Der Verbandstag wählte einen neuen Vorstand an der Spitze mit Michael Konnerth und verabschiedete eine Neufassung der Satzung und der dazugehörigen Geschäfts-, Wahl-, Beitrags und Ehrenordnung. Erklärtes Ziel des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften ist es, sich weiterhin für das kulturelle Erbe und den Fortbestand der Gemeinschaft einzusetzen sowie sich stärker als Dienstleister für seine Mitglieder, das sind zurzeit 125 Heimatortsgemeinschaften, zu profilieren.
Die Neufassung der Satzung des HOG-Verbandes lehnt sich an die bisherige Satzung an, vor allem bezüglich der Ziele, Struktur und Organe. Eine wesentliche Neuerung der vom Juristen Rolf-Dieter Happe erarbeiteten Satzung ist die Öffnung nach außen hin zu anderen Vereinen. Wichtig im zusammenwachsenden Europa sei die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen, die ähnliche Ziele verfolgen, betonte Happe. Die Präambel verweist auf althergebrachte Ziele der Siebenbürger Sachsen, enthält aber auch das visionäre Ziel eines Zusammenschlusses aller siebenbürgisch-sächsischen Organisationen und Einrichtungen. Im Sinne der engeren Zusammenarbeit mit der Landsmannschaft ist der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft von Amts wegen Mitglied im Erweiterten Vorstand des HOG-Verbandes. Diese Regelung beruht auf Gegenseitigkeit, denn bereits 1995 hatte die Landsmannschaft ihre Satzung dahingehend geändert, dass der Vorsitzende des HOG-Verbandes Mitglied im Bundesvorstand der Landsmannschaft ist und er und die neun Regionalgruppensprecher ex officio Delegierte beim Verbandstag der Landsmannschaft sind.

Der neue Vorstand des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften, von links nach rechts: Karl-Heinz Brenndörfer, Bernhard Scheiner, Michael Konnerth (Vorsitzender), Maria Stirner und Hans Werner Henning. Foto: Petra Reiner
Der neue Vorstand des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften, von links nach rechts: Karl-Heinz Brenndörfer, Bernhard Scheiner, Michael Konnerth (Vorsitzender), Maria Stirner und Hans Werner Henning. Foto: Petra Reiner

Seinen informativen Vortrag über den demographischen Wandel in Deutschland hatte Horst Göbbel, Sprecher der HOG-Regionalgruppe Nordsiebenbürgen, am Freitagabend unter den Titel "Zukunft ohne Kinder?" gestellt. Das Schrumpfen und extreme Altern unserer Gesellschaft habe viel damit zu tun, dass die Geburtenrate in Deutschland - ähnlich wie in der gesamten westlichen Welt - während der letzten 130 Jahre kontinuierlich abgenommen habe. "Wir brauchen unbedingt mehr Kinder", betonte Studiendirektor Horst Göbbel. Notwendig seien ein tiefer Bewusstseinswandel und günstige Rahmenbedingungen für eine kinderfreundlichere Gesellschaft.

Der Regisseur Günter Czernetzky zeigte ebenfalls am Freitagabend seinen Film "Die Russen kommen", der anhand von Zeitzeugenberichten die Flucht der Nordsiebenbürger Sachsen im Herbst 1944 dokumentiert. Der Schäßburger Filmemacher, der zugleich Vorsitzender des Bergschulvereins ist, rief die Anwesenden eindringlich dazu auf, sich an der neuen Dokumentation "Mir wollen bleiben, was wir sind" zu beteiligen und dafür Wissensträger ausfindig zu machen.

Volkmar Kraus, Sprecher der HOG-Regionalgruppe Burzenland, ging in seinem Vortrag "Netzwerk zum Erhalt des kulturellen Erbes" auf die geschichtliche Entwicklung der Heimatortsgemeinschaften ein, die 1981 die erste Tagung mit Hilfe des Hilfskomitees veranstaltet hatten. Bei Tagungen in den neunziger Jahren und der Gründung des HOG-Verbandes im Jahr 1997 war die Landsmannschaft behilflich. "Beiden Schwesterorganisationen sind wir behilflich für diese Geburtshilfe", betonte Kraus.

Die Heimatortsgemeinschaften hatten in den neunziger Jahren eine dynamische Entwicklung erfahren und sich 1997 zu einem Dachverband zusammengeschlossen, dem mittlerweile 125 Vereine angehören. Eine Bilanz der letzten vier Jahre zog der Vorsitzende des HOG-Verbandes, Michael Konnerth, in einem kurzen Tätigkeitsbericht. Der Verband sei um eine enge Zusammenarbeit mit allen siebenbürgisch-sächsischen Institutionen und Vereinen bemüht. Heimatortsgemeinschaften, die sich für den Erhalt der Kirchen und Kirchenburgen einsetzen, können beispielsweise auf die guten Kontakte des HOG-Verbandes zur Landeskirche und dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat zurückgreifen. Auch die Beziehungen zur Landsmannschaft seien enger gestaltet worden. So haben die HOGs den Heimattag 2003 in Dinkelsbühl mit ausgerichtet und sich als verlässliche Partner der Landsmannschaft bewährt, beispielsweise durch die Mitfinanzierung der Rubrik "HOG-Nachrichten" der Siebenbürgischen Zeitung im Jahr 2004.

Diese Regelung wurde inzwischen aufgegeben, hat aber nach Ansicht von Dr. Bernd B. Fabritius, Vorsitzender der Landesgruppe Bayern und stellvertretender Bundesvorsitzender der Landsmannschaft, auch Positives gebracht: Die Artikel seien besser geworden, das Bewusstsein für die Textlänge und somit für die Wirtschaftlichkeit der Zeitung sei auch unter den Heimatortsgemeinschaften geschärft worden. Fabritius sprach in seinem Grußwort von einem Dialog auf "gleicher Augenhöhe" und bezeichnete die Landsmannschaft und Heimatortsgemeinschaften als "zwei gleichwertige Säulen derselben Gemeinschaft, die ähnliche Ziele verfolgten": Bewahrung der kulturellen Identität, Hineinwirken in das neue Umfeld und Hilfe bei der Integration.

Eine ausgewogene Finanzbilanz des HOG-Verbandes ging aus dem Bericht von Kassenwartin Maria Stirner hervor. Kassenprüfer Reiner Seiler (Felldorf) bestätigte eine transparente und einwandfreie Finanzgebarung. Um künftige Aufgaben gemeinsam zu schultern, beschlossen die Delegierten, den Jahresbeitrag der Heimatortsgemeinschaften an den HOG-Verband zu erhöhen. Ab 1. Januar 2006 ergeben sich folgende Beiträge: Mindestbeitrag 35,00 Euro, Heimatortsgemeinschaften, deren Heimatort bis 200 Häuser zählte: 40,00 Euro; für Heimatorte zwischen 200 und 400 Häusern: 80,00 Euro; für Orte zwischen 400 bis 1000 Häusern: 120,00 Euro, für jene mit über 1000 Häusern: 200,00 Euro.

Der neue Vorstand

Die Wahlen fanden unter der Leitung des scheidenden stellvertretenden Vorsitzenden Johann Imrich statt, der auf eine weitere Kandidatur verzichtet hatte. Als Vorsitzender des HOG-Verbandes wurde Michael Konnerth einstimmig wieder gewählt. Der EDV-Fachmann wurde am 19. Juni 1955 in Neithausen geboren und ist sowohl in der Landsmannschaft (Vorsitzender der Kreisgruppe Göppingen und stellvertretender Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg) als auch im Vorstand des BdV-Landesverbandes Baden-Württemberg ehrenamtlich aktiv.

In den Vorstand wurden aufgrund der Satzungsänderung erstmals zwei stellvertretende Vorsitzende gewählt: Hans Werner Henning und Karl-Heinz Brenndörfer. Henning, Jahrgang 1954, ist Vorsitzender der HOG Nadesch, aber auch in vielen anderen Gremien engagiert: als Bezirksvorsitzender UdV in Nürnberg-Fürth-Schwabach, Vorsitzender des BdV Kreisverbandes Nürnberg, Vorsitzender des Aussiedlerbeirates der Stadt Nürnberg sowie im Haus der Heimat und in der landsmannschaftlichen Kreisgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen.

Karl-Heinz Brennndörfer wurde 1944 in Heldsdorf geboren und ist von Beruf Elektroinstallateurmeister. Seit 1992 ist er Vorsitzender der Heimatgemeinschaft Heldsdorf, einer der ältesten und stärksten Heimatortsgemeinschaften in Deutschland. Er ist Autor einer Kurzchronik von Heldsdorf (1997) und eines zeitgeschichtlichen Buches über die Partisanen in Rumänien (2005).

Maria Stirner (Henndorf) wurde als Kassenwartin und Bernhard Scheiner (Heltau) als Schriftführer wieder gewählt. Zu Kassenprüfern wurden Peter Doniga (Großprobstdorf) und Hans-Harald Maurer (Birthälm), zu Ersatzkassenprüfern erneut Michael Trein (Tartlau) und Reiner Seiler (Felldorf) berufen. Dem Erweiterten Vorstand gehören von Amts wegen der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft, Dipl.-Ing. Arch. Volker Dürr, und die Sprecher der Regionalgruppen an: Volkmar Kraus (Burzenland), Hans-Werner Keul (Harbachtal, Großschenker Raum), Walter Helmuth Eckardt (Hermannstadt und Umgebung), Peter Doniga (Mediascher Umgebung, Unteres Kokeltal, Unteres Weißenbachtal), Horst Göbbel (Nordsiebenbürgen), Johann Imrich (Schäßburger Raum), Wilhelm Spielhaupter (Unterwald) und Johanna Fleischer (Zwischenkokelgebiet). Die HOG-Regionalgruppe Repser Umgebung hat zurzeit keinen Sprecher.

75 Teilnehmer vertraten rund 60 Heimatortsgemeinschaften, an den Neuwahlen am Sonntag beteiligten sich 60 stimmberechtigte HOG-Sprecher. Für ihre Verdienste um die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft wurden mit je einer Goldnadel geehrt: Reiner Seiler (Felldorf) und Roland Hönig (Elisabethstadt), der als Autor und Verleger den Heimatortsgemeinschaften bei der Herausgabe von Heimatbüchern behilflich ist.

In der Morgenandacht am Sonntag erinnerte Pfarrer Hans-Gerald Binder an die Opfer von Deportation und Vertreibung vor 60 Jahren. Ein Grußwort seitens des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben richtete Harald Janesch an die Versammlung. Er begrüßte die Präambel der neuen HOG-Satzung, die ausdrücklich Bezug nimmt zum "Glauben und Kirche der siebenbürgisch-sächsischen Vorfahren". Den Bezug zur Landeskirche betonte auch Pfarrer Dr. Christian Weiss, Leiter der Sektion Genealogie des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde. Die Sektion organisiert zahlreiche Seminare für Ortsgenealogen, die inzwischen mehrheitlich das gemeinsame Programm Gen_Plus nutzen und den Aufbau einer siebenbürgischen Genealogie-Datenbank anpeilen.

Studienleiter Gustav Binder, ehemaliger Geschäftsführer des Siebenbürgen-Instituts in Gundelsheim, betreute seine Landsleute nunmehr als Gastgeber in der Tagungsstätte "Heiligenhof" aufs Herzlichste. Binder beabsichtigt, in der sudetendeutschen Einrichtung auch eine "siebenbürgische Programmlinie" aufzubauen. Eingedenk der exzellenten Rahmenbedingungen wird der HOG-Verband auch 2007 in Bad Kissingen tagen. Die konstituierende Sitzung des neu gewählten Erweiterten Vorstand ist für Anfang Januar 2006 in Gundelsheim am Neckar geplant.

Siegbert Bruss

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 19 vom 30. November 2005, Seite 3)

Link:

Fotodokumentation: 13. Tagung der siebenbürgischg-sächsischen Heimatortsgemeinschaften vom 11.-13. November 2005 in Bad-Kissingen

Schlagwörter: HOG-Verband

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