26. April 2007

50 Jahre Paten- und Partnerschaft

Zum diesjährigen Heimattag vom 25. bis 28. Mai im mittelfränkischen Dinkelsbühl werden wieder über 12 000 Besucher aus Deutschland, Österreich, den USA, Kanada und Rumänien erwartet. Letztere dürften dem Motto in 2007, „Wir in Europa“, anlässlich des EU-Beitritts zu Jahresbeginn besonderen Wert beimessen. Mitausrichter dieses Pfingsttreffens ist die Landesgruppe Nordrhein-Westfalen der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, zumal sich 2007 die Übernahme der Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen für die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland zum 50. Mal jährt. Diesem Jubiläum wird sowohl bei den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtagen in Düsseldorf, als auch beim Heimattag in Dinkelsbühl ein Programmschwerpunkt gewidmet sein.
Ein halbes Jahrhundert ist es her, dass die Patenschaft am 26. Mai 1957 im Landtag von Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf feierlich verkündet wurde – auf Basis eines Beschlusses des Kabinetts unter Ministerpräsident Fritz Steinhoff vom 7. Januar 1957. Arbeits- und Sozialminister Heinrich Hemsath begründete die Übernahme der Patenschaft seinerzeit so: „Unser Patenkind ist keine der großen Landsmannschaften, sondern eine der kleinsten, aber ihre älteste, und es ist diejenige Landsmannschaft, die dem Rheinland vor allem von ihrer Herkunft her am engsten verbunden ist. Es waren nicht stammesverwandtschaftliche Beziehungen allein, die ganze Gruppen Siebenbürger Sachsen in unser Land führten. Es war vielmehr der Wille, wieder arbeiten zu können und in Bewahrung alter Art und Gemeinschaft eine neue Heimat zu gewinnen … Die Patenschaft ist daher wohl begründet in der Wirklichkeit dieses Landes und sie ist Dank zugleich.“

Historischer Moment: Im Plenarsaal des nordrhein-westfälischen Landtags wurde 1957 die Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen für die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland feierlich verkündet. Foto: J. Retzlaff
Historischer Moment: Im Plenarsaal des nordrhein-westfälischen Landtags wurde 1957 die Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen für die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland feierlich verkündet. Foto: J. Retzlaff

Der Schritt hin zum Patenland NRW war von bezwingender Logik, eine Konsequenz vor allem aus den vorangegangenen Vertriebenenumsiedlungen und dem Entstehen der siebenbürgisch-sächsischen Bergbausiedlungen in Herten-Langenbochum, Oberhausen und Setterich. Das Land Nordrhein-Westfalen „unterstützt z. B. durch eine Jahreszuwendung die Landsmannschaft insbesondere bei deren Kulturaufgaben, institutionell und auch auf dem Projektwege wurden und werden die zentralen Einrichtungen in Gundelsheim – Siebenbürgisch-Sächsischer Kulturrat, Siebenbürgen-Institut, Siebenbürgisches Museum – gefördert, Begegnungsstätten und Heimatstuben wurden ebenso eingerichtet wie weitere Siedlungen mit der erforderlichen Infrastruktur, allen voran seit den 60er Jahren Drabenderhöhe und in den 80er Jahren jene in Marienheide-Griemeringhausen, Gummersbach-Bernberg und Waldbröl-Eichen“, heißt es in der Broschüre „50 Jahre Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland“, München 1999. Bald schon entwickelte sich aus der Patenschaft eine Partnerschaft zwischen NRW und der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen. „Wir möchten gerne Ihre Paten bleiben und Ihre Partner sein“, bekräftigte Johannes Rau, als damaliger nordrhein-westfälischer Ministerpräsident, in seiner Festansprache beim Heimattag 1997 in Dinkelsbühl.

Veranstaltungen im Zeichen der Patenschaft

Aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums dieser Paten- und Partnerschaft findet im Plenarsaal des Landtags Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf am 10. Mai 2007, 18.00 Uhr, eine Feierstunde statt: An die Begrüßung durch Landtagspräsidentin Regina van Dinther wird sich die Festrede von Staatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff anschließen. Es folgt die Danksagung durch den Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft, Volker Dürr.

Ebenfalls in Düsseldorf finden heuer die Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage vom 10. bis 23. Mai unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Dr. Jürgen Rüttgers, statt (lesen Sie das Programm in der morgigen Siebenbürgischen Zeitung Online). Unter anderem werden im Gerhart-Hauptmann-Haus (Bismarckstraße 90) drei Ausstellungen präsentiert: „50 Jahre Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen für die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen“ (konzipiert vom Bundeskulturreferat der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen), „Ausbruch aus der Tradition der Moderne“ – Malerei der siebenbürgischen Moderne (Kuratorin: Dr. Irmgard Sedler, Museum im Kleihues-Bau in Kornwestheim) sowie „Rumänien- eine europäische Kulturlandschaft; Hermannstadt – Europäische Kulturhauptstadt 2007“ (Donauschwäbisches Zentralmuseum Ulm). Auf dem Programm stehen u. a. eine Lesung des siebenbürgischen Schriftstellers Franz Hodjak sowie ein Vortrag von Beatrice Ungar über die „Kulturhauptstadt Hermannstadt“.

Feierliche Anlässe beim Heimattag

Wie ein roter Faden durchwirkt das 50-jährige Patenschaftsjubiläum auch das Heimattagsprogramm 2007. So wird die zuvor in Düsseldorf präsentierte Patenschafts-Ausstellung am Samstag, 9.45 Uhr, im Evangelischen Gemeindehaus St. Paul eröffnet. Das Patenland ist bei der Eröffnung des Heimattages am Samstag, um 11.30 Uhr, im Schrannen-Festsaal durch Bodo Löttgen, MdL Nordrhein-Westfalen, und Hagen Jobi, Landrat Oberbergischer Kreis, vertreten. Festredner bei der musikalisch umrahmten Festveranstaltung „50 Jahre Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen für die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen“ am Samstag, 17.00 Uhr, in der St. Pauls-Kirche ist der Integrationsbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen, Thomas Kufen. Schließlich wird Regina van Dinther, MdL, Präsidentin des Landtags Nordrhein-Westfalen, im Rahmen der Kundgebung vor der Schranne am Pfingstsonntag, 11.30 Uhr, eine Ansprache halten, neben Erika Steinbach, MdB, Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, und Volker Dürr, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft.

Damit erschöpfen sich die Höhepunkte im diesjährigen Heimattagsprogramm längst nicht. Hermannstadt ist 2007 – gemeinsam mit Luxemburg – Europäische Kulturhauptstadt. Diesem Anlass trägt der Veranstalter des Pfingsttreffens, die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, gebührend Rechnung. Die Ausstellung „Rumänien – eine europäische Kulturlandschaft; Hermannstadt – Europäische Kulturhauptstadt 2007“ wird am Samstag, 10.30 Uhr, im Konzertsaal (Im Spitalhof) eröffnet. Zudem hält Dr. Hermann Fabini am Pfingstsonntag, 15.00 Uhr, im Evangelischen Gemeindehaus St. Paul, den Vortrag (mit Bildpräsentation) „Die europäische Dimension von Hermannstadt in seiner über 800-jährigen Geschichte“.

Und noch ein Jubiläum weist das diesjährige Programm aus: 40 Jahre Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl. Die Feierstunde an der Gedenkstätte am Pfingstsonntag, 22.00 Uhr, wird diesen besonderen Jahrestag würdig begehen in Anwesenheit des Oberbürgermeisters von Dinkelsbühl, Dr. Christoph Hammer, mit der Ansprache von Pfarrer i. R. Kurt Franchy.

Für die Gestaltung des Pfingstgottesdienstes (Predigt: Dekan Martin Kögel, Liturgie: Dekan i.R. Hermann Schuller) zeichnet traditionell das Hilfskomitee der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD e.V. verantwortlich.

Kultur - Diskussion - Jugend

Unbedingt hervorzuheben in dem vielfältigen kulturellen Rahmenprogramm ist die Kunstausstellung von Reinhardt Schuster unter dem Titel „Wandlungen“ (siehe Siebenbürgische Zeitung) im Ausstellungsgewölbe, Im Spitalhof. Glanzvoller Höhepunkt dürften die Preisverleihungen am Pfingstsonntag, 17.00 Uhr, in der St. Pauls-Kirche sein. Mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis 2007 werden die in Siebenbürgen wirkenden Architekten Dr. Hermann Fabini und Prof. Dr. Paul Niedermaier ausgezeichnet. Die Laudatio für beide Preisträger hält Bundesvorsitzender Dipl.-Ing. Arch. Volker Dürr. Der Siebenbürgisch-Sächsische Jugendpreis 2007 geht an die Redaktion der Zeitschrift „Der Punkt“ (Laudatio: Jürgen Binder) – siehe Meldung in der Siebenbürgischen Zeitung.

Die Podiumsdiskussion am Pfingstmontag steht unter dem Motto des diesjährigen Heimattages: „Wir in Europa“. Dinkelsbühl fungiert dabei als Ort für die Selbstvergewisserung der Siebenbürger Sachsen und ihrer Öffnung nach Europa. Unter der Moderation von Robert Schwartz (Deutsche Welle, Leiter der Redaktion Rumänien) diskutieren u. a. der Siebenbürgisch-Sächsische Kulturpreisträger 2007 Prof. Dr. Paul Niedermaier, Dekan i.R. Hermann Schuller seitens des Hilfskomitees, Karin Servatius-Speck, stellvertretende. Bundesvorsitzende der Landsmannschaft, Dr. Gerald Volkmer, Wissenschaftlicher Leiter des Siebenbürgen-Institutes Gundelsheim.

Die mitausrichtendende Landesgruppe Nordrhein-Westfalen gestaltet verschiedene Programmpunkte des Heimattages personell wie konzeptionell mit. Neben Beiträgen des „Jugendchors“ und des „Honterus-Chors“ Drabenderhöhe, des „Stephan-Ludwig-Roth-Chors“ Setterich sowie der „Siebenbürger Trachtenkapelle Gummersbach“ wird die Theatergruppe der Kreisgruppe Dortmund am Samstag, 14.00 Uhr, im Schrannensaal Wilhelm Meiterts Mundart-Theaterstück „Der Gohrmert“ aufführen.

Selbstverständlich spricht der Heimattag auch speziell die Jugend mit Programmschwer- punkten an. Alljährlicher Treffpunkt ist das Festzelt auf dem „Schießwasen“. Schon am Freitagabend startet die Willkommensparty mit der Band „One Missing“. An den beiden folgenden Abenden treten dort „Melody 4U“ und „Amazonas-Express“ live auf. Für die Kleinen (auch die Größeren und Großen) bietet Hans Benning-Polder seine amüsante Zaubershow (Sonntag, 14.00 Uhr). Apropos Show: Bühnenreife Auftritte sind am Samstag, 15.00 Uhr, im Schrannen-Festsaal zu erleben, wenn es wieder heißt: „Unser Nachwuchs präsentiert sich“ (Vorbericht in der Siebenbürgischen Zeitung vom 29. April 2007). Außerdem gibt es Tanzveranstaltungen, Konzerte... Alle Siebenbürger Sachsen sind aufgerufen, das breit gefächerte Programm wahrzunehmen und Gemeinsinn zu praktizieren. Das ausführliche Programm des Heimattages finden Sie in der Siebenbürgischen Zeitung vom 28. April 2007.

Christian Schoger

Schlagwörter: Heimattag, Kulturtage 2007, Landsmannschaft, Nordrhein-Westfalen

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