31. Juli 2008

Horst Göbbel: Die Gesellschaft maßgeblich bereichert

Studiendirektor Horst Göbbel wurde am 21. Juli mit einer der höchsten Auszeichnungen, die Deutschland zu vergeben hat, dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, gewürdigt. Die Ehrung nahm Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein am 21. Juli im Kuppelsaal der Bayerischen Staatskanzlei in München vor. Mit seinem vielseitigen Einsatz hat der Nordsiebenbürger Sachse nicht nur seine Landsleute bereichert, sondern auch deren Kultur und Integration in die bundesdeutsche Gesellschaft maßgeblich gefördert.
Als Horst Göbbel am 2. Oktober 1944 auf der Flucht in einem Viehwaggon irgendwo in Ungarn geboren wurde, konnte niemand ahnen, welch vielseitig erfülltes Leben auf ihn wartete. Er hatte Glück und überlebte sowohl Flucht als auch die durch das sowjetische Militär angeordnete Rückreise nach Siebenbürgen. Seine Zwillingsschwester Erika überlebte die dramatische Zeit nicht, sie wurde auf der Rückreise in Ungarn 1945 auf einem Friedhof neben den Bahngleisen begraben.
Dr. Günther Beckstein (Erster von links) verleiht ...
Dr. Günther Beckstein (Erster von links) verleiht das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens an Horst Göbbel; rechts die Ehegattin Margarete Göbbel und Tochter Sigrid Göbbel.
Horst Göbbel wuchs im Heimatort Jaad, in der Nähe von Bistritz, in einem Umfeld auf, das ihn bis auf den heutigen Tag geprägt hat. Das zwangsläufige Zusammenleben im Dorf und später im Internat des Bistritzer Gymnasiums mit Rumänen, Ungarn und Deutschen hat ihn zu einem offenherzigen Europäer werden lassen, der trotzdem seine siebenbürgisch-sächsische Herkunft nie aus den Augen verlor. Mit Stolz bezeugt Horst Göbbel in Jaad, an dem von den Rumänen jedes Jahr organisierten Pfingsttreffen seine Jaader Herkunft, aber im gleichen Atemzug beteuert er: „Ich bin ein Bistritzer, ich bin ein Nürnberger, ich bin ein Siebenbürger Sachse“.

Dafür bekommt man noch lange keinen Orden. Doch der Weg zum Orden hat dort in Jaad begonnen, durch die Erziehung, die er im Elternhaus genoss. Hier wurde er zu Fleiß, zu Ehrlichkeit und Pflichterfüllung erzogen, ein roter Faden, der sich durch sein ganzes Leben zieht. Er besuchte das Deutsche Gymnasium in Bistritz, wo er sich sehr schnell der Anerkennung durch Lehrer und Klassenkollegen erfreute. Durch den Historiker Dr. Michael Kroner wurde sein Interesse am Geschichtsstudium geweckt, um dann seiner Berufung als Lehrer zur Erziehung und Vermittlung von Wissen an Lernbegierige bis auf den heutigen Tag treu zu bleiben. Er ist einer der wenigen Lehrer, die bis im fortgeschrittenen Alter Freude an ihrem Beruf haben und das viel beschworene Generationsproblem nicht kennen. Aber das kann man ja von einem Lehrer erwarten. Dafür steht einem noch kein Verdienstorden zu.

Doch, wofür dann? In der Laudatio verlas der bayerische Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein die Begründung für die Verleihung des Ordens. Da ist die Rede von erfolgreicher Arbeit zur Integration von Aussiedlern, von der außerunterrichtlichen Arbeit als Seminarleiter für Grundfragen der staatsbürgerlichen Bildung, von Wahrnehmung von Führungsaufgaben in der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, von der Gründung des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften. Göbbel wird zudem als Miterbauer und Leiter des Hauses der Heimat in Nürnberg, als Verfasser zahlreicher Publikationen und nicht zuletzt als Förderer der Kultur der Siebenbürger Sachsen gewürdigt.

Landsmannschaftliches Engagement

Hinzu kämen noch sein Engagement für die HOG Jaad, die er seit 1981 als Vorsitzender führt, und sein beachtlicher Einsatz als stellvertretender Vorsitzender der zurzeit so leidgeprüften HOG Bistritz-Nösen. Sein landsmannschaftliches Engagement ist hervorragend: Zwanzig Jahre lang (1984-2004) leistete er Aufbauarbeit als Vorsitzender des Kreisverbandes Nürnberg, von 1996 bis 2004 wirkte er als Stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes Bayern und von 1992 bis 2003 als Bundesvorstandsmitglied und Stellvertretender Bundesvorsitzender des landsmannschaftlichen Verbandes. Ebenso ist er in städtischen und kirchlichen Gremien aktiv.

Wer ihn kennt, weiß, dass diese Auflistung dem Menschen Horst Göbbel nicht gerecht werden kann. Sein christlicher Glaube, sein Sinn für Familie sind wertvolle Charakterzüge, die dieses Bild ergänzen. Ohne den Rückhalt seiner lieben Ehefrau Margarete und die Akzeptanz seiner beiden mittlerweile erwachsenen Kinder Roland und Sigrid, wäre all dies nicht zu leisten gewesen. Seine stets auf Ausgleich bedachte Haltung, die eine klare Positionsbeziehung im Einzelfall nicht ausschließt, haben Horst Göbbel bei Freunden aber auch bei Fremden, die nur kurz mit ihm Kontakt hatten, Respekt und Anerkennung erwirkt.

Seine Landsleute, denen er sich zutiefst verbunden fühlt, freuen sich über diese Auszeichnung, gratulieren dazu und wünschen dem Geehrten beste Gesundheit und noch viel Schaffenskraft, denn Menschen wie ihn, braucht unsere Gesellschaft.

Dr. Hans Georg Franchy

Schlagwörter: Ehrung, Nürnberg, Nordsiebenbürgen

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Neueste Kommentare

  • 31.07.2008, 15:32 Uhr von getkiss: Vielen Dank, Herr Dr. Franchy, für die lobende Worte über Herr Göbbel. Das zu diesem Zeitpunkt ... [weiter]

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