3. August 2009

Landsmannschaften engagieren sich für S-Bahn-Projekt

„Geretsried – einfach anders“ ist das im Logo der Stadt Geretsried enthaltene Motto dieser jungen oberbayerischen Stadt, die nach dem Krieg von Vertriebenen und Aussiedlern aufgebaut wurde. In der Regel sind es die Vertreter der Landsmannschaften, die den Kontakt zu Politikern suchen, um ihre Anliegen vorzubringen.
In Geretsried ist es bei einem aktuellen infrastrukturpolitischen Thema (getreu dem Motto) „einfach anders“ gewesen: Die außerordentlich engagierte und beliebte Erste Bürgermeisterin Cornelia Irmer (parteilos) wandte sich an die Vorsitzende des Landesverbandes Bayern des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Herta Daniel, mit der Frage, ob es denn vorstellbar wäre, dass die Landesgruppen der anderen Landsmannschaften in Bayern die Anbindung Geretsrieds an das S-Bahn-Netz befürworten und dieses aus unterschiedlichen Gründen ins Stocken geratene Projekt unterstützen würden. In der Folge signalisierten alle Landesvorsitzenden der fünfzehn in Bayern vertretenen Landsmannschaften ihre Unterstützung. So auch der Landesverband Bayern des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Zu diesem Thema fand nun am 13. Juli in der Bayerischen Staatskanzlei in München ein Gespräch mit Staatskanzleichef Siegfried Schneider statt.
Die Teilnehmer des von Staatsminister Siegfried ...
Die Teilnehmer des von Staatsminister Siegfried Schneider (Sechster von links) geleiteten Gespräches in der Bayerischen Staatskanzlei, von rechts nach links: Bundesvorsitzender Dr. Bernd Fabritius, Gerhard Meinl, Zweiter Bürgermeister von Geretsried, Landesvorsitzende Herta Daniel, Martin Bachhuber, MdL, Cornelia Irmer, Erste Bürgermeisterin Geretsried, Friedrich Wilhelm Boeld (Ost- und Westpreußen), Eduard Neuberger (Deutsche aus Russland), Ernst Schroeder (Pommersche Landsmannschaft), Hans Schmuck (Deutsche aus Ungarn).
Es war schnell klar, dass eine solche Initiative aus Geretsried starten sollte, zumal auch ein weiterer Landesvorsitzender, Stadtrat Hans Schmuck, von der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn hier zu Hause ist. Es folgten viele Telefonate mit den Kollegen Landesvorsitzenden, es fanden Besprechungen zu diesem Thema in den jeweiligen Landesvorständen der Landesgruppen statt. Bei der Sitzung in der Bundesgeschäftsstelle des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in München kamen alle Landesvorsitzenden zu dem einstimmigen Beschluss, das S-Bahn-Projekt nach Geretsried zu unterstützen. Es wurde ein von allen Landesvorsitzenden unterschriebener Brief an Ministerpräsident Horst Seehofer gesendet, in dem die aktuelle Situation der von allen Landsmannschaften befürworteten Verlängerung der S-Bahn nach Geretsried geschildert und um einen Gesprächstermin gebeten wurde.

Das Gespräch fand am 13. Juli in der Bayerischen Staatskanzlei statt unter der Leitung von Staatsminister Siegfried Schneider, dem Leiter der Bayerischen Staatskanzlei. Unterstützung erhielten die Landsmannschaften auch von dem langjährigen Bürgermeister der Nachbargemeinde Bad Heilbrunn, Martin Bachhuber, MdL, und unserem Bundesvorsitzenden Dr. Bernd Fabritius in seiner Eigenschaft als Vertreter der Vertriebenen im bayerischen Landesplanungsbeirat.

Herta Daniel dankte Staatsminister Schneider für die Möglichkeit zu diesem Gespräch und erläuterte die Hintergründe dieser für Vertriebenenverbände etwas ungewöhnlichen Aktion. Bei Geretsried handele es sich um eine von Vertriebenen und Aussiedlern aufgebaute Stadt, die nun endlich auch an das bayerische Schienennetz angeschlossen werden soll. Es sei beeindruckend gewesen, wie geschlossen alle Landesvorsitzenden der fünfzehn in Bayern präsenten Landsmannschaften sich sofort solidarisch mit ihren Landsleuten in Geretsried und Umgebung für die Unterstützung dieses Projektes erklärt haben. Das zeige, dass es nicht nur der Wunsch Vereinzelter sei, sondern all der Heimatvertriebenen, die Bayern nach dem Krieg mit aufgebaut haben.

Im Laufe des Gesprächs erläuterten die Erste Bürgermeisterin Cornelia Irmer und der Zweite Bürgermeister Gerhard Meinl die Argumente für die Verlängerung der S-Bahn, wie z. B. die positive Auswirkung nicht nur für Geretsried, sondern auch für die gesamte Region. Geretsried, mit seinen inzwischen 24 000 Einwohnern größte Stadt des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen, benötigt für seine Weiterentwicklung unbedingt den S-Bahn-Anschluss. Irmer berichtete, dass dies ein Anliegen auch der Geretsrieder Firmen sei, die über Fachkräftemangel klagten und sich durch eine bessere Erreichbarkeit erhofften, diese Lücke zu schließen.

Dr. Bernd Fabritius wies auch auf einen Vorteil der Stadt Wolfratshausen hin, der durch die Verlegung des Endbahnhofes nach Geretsried entstünde: Es würden drei neue Bahnhöfe mit P+R auf Geretsrieder Grund zu einer erheblichen Verkehrsentlastung in Wolfratshausen führen. Staatsminister Schneider stufte dieses Argument als sehr wichtig ein.

Irmer betonte, dass der heutige Wohlstand und die kulturelle Vielfalt in Geretsried den vielen Heimatvertriebenen und Aussiedlern, den Gründervätern von Geretsried, zu verdanken seien. Sie unterstrich ferner, dass nun endlich, nach dreißig Jahren Diskussion, die positiven Ansätze zur Realisierung des S-Bahn-Projektes genutzt werden sollten. Geretsried werde seinen Teil dazu beitragen.

Das Gespräch fand in einer sehr offenen und positiven Atmosphäre statt. Staatsminister Schneider steht dem Vorhaben grundsätzlich positiv gegenüber und Ministerpräsident Seehofer hatte sich bei anderen Anlässen für die Verlängerung der S7 ausgesprochen. In der mit der Staatskanzlei abgestimmten Presseerklärung der Ersten Bürgermeisterin Geretsrieds, Cornelia Irmer, heißt es: „Es sind jetzt noch die neueren Ergebnisse der Nutzen-Kosten-Untersuchungen (NKU) abzuwarten, die im Herbst vorliegen werden. Die magische Zahl ist weiterhin der Nutzen-Kosten-Faktor über 1,0. Die Teilnehmer der Gesprächsrunde sind zuversichtlich, dass dieses Ziel erreicht wird und die notwendigen Entscheidungen zur Realisierung dieses wichtigen bayerischen S-Bahn-Projektes noch in diesem Jahr getroffen werden können.“

Schlagwörter: Geretsried, Bayern, Verkehr

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