15. April 2010

Keimzelle für das Wirtschaftswunder: Geretsried vor 40 Jahren zur Stadt erhoben

Ein großes Aufgebot gab es zum Geburtstag: „60 Jahre Gemeinde und 40 Jahre Stadt“ in Geretsried. Am Donnerstag, dem 1. April, empfing die erste Bürgermeisterin Cornelia Irmer, im Namen des anwesenden Stadtrates, in den voll besetzten Geretsrieder Ratsstuben eine beeindruckende Anzahl von verdienten Bürgern der Stadt und Ehrengäs­ten.
Unter den Ehrengästen begrüßt wurden der bayerische Innenminister Joachim Herrmann, der Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel, Landrat Josef Niedermaier, die Landtagsabgeordneten Martin Bachhuber und Florian Streibl, die Alt-Landräte Otmar Huber und Manfred Nagler, die früheren Geretsrieder Bürgermeister Gerhard Hasreiter und Hans Schmid, zahlreiche Bürgermeister des Landkreises sowie Vertreter der Kirchen und des Bayerischen Städte- und des Gemeindetags. Für die musikalische Umrahmung sorgte eine Musikschullehrer-Jazz-Band.

Zu diesem Festakt eingeladen waren die ersten Heimatvertriebenen, die ab dem 7. April 1946, dem sogenannten ersten Graslitzer Trans­port auf dem Gelände der Rüstungswerke der „Deutschen Sprengchemie“ und der „Dynamit AG“, dem heutigen Geretsried, ankamen. Es galt damals, die über 600 Bunker und Baracken zu Wohnungen umzubauen. Die kleine Einöde „Gerratesried“ wurde bereits 1083 erwähnt und entwickelte sich später zur Doppelschwaige, die ihren Besitzer öfter wechselte. Aus dem Jahr 1736 stammt der Name „Geretsried“, wie in dem Geretsrieder Heimatbuch „Eine Doppelschwaige wird Stadt“ zu lesen ist.

Innenminister Joachim Herrmann hielt den Festvortrag „Die Bedeutung der Vertriebenenstädte für die Entwicklung Bayerns vom Agrar- zum Industriestaat“, in dem er die fünf Vertriebenenstädte Bayerns – Geretsried, Waldkraiburg, Neutraubling, Neugablonz und Traunreut – als Keimzellen für das spätere Wirtschaftswun­der der 50er und 60er Jahre bezeichnete. Dies war das Ergebnis harter Arbeit der vielen Heimatvertriebenen, die sich mustergültig integriert haben und auf den Ruinen der Gründerzeit nach dem Krieg blühende neue Gemeinden und Städte aufbauten.

Auch Siebenbürger Sachsen geehrt

Am 1. April 1950 wurde die Gemeinde Geretsried gegründet durch Zusammenlegung von Gebietsteilen, auch rund um die Gemeinde Gelting. Der Gemeinschaftsgeist war vorbildlich und ermöglichte vielen Entwurzelten unter den Heimatvertriebenen, rasch ein neues Zuhause zu finden. Frau Irmer richtete den Blick auch auf die zunehmende Individualisierung der heutigen Gesellschaft, wodurch das Interesse am Gemeinwohl und das Mitwirken der Bürger abnehmen. Die vielen ehrenamtlich tätigen Menschen in der Stadt sind bemüht, diesem entgegenzuwirken, indem sie die bewährten Gemeinschaftsziele unterstützen.
Beispielhafter Einsatz in Geretsried: Kunigunde ...
Beispielhafter Einsatz in Geretsried: Kunigunde Fischer, Karl Nik Voik und Inge Konradt (von links nach rechts) blicken zusammen auf rund ein Jahrhundert ehrenamtliche Arbeit für die Gemeinschaft zurück. Foto: H. Daniel
Die Bürgermeisterin dankte den aktiven, vorbildlichen Bür­gern im Namen des Stadtrats. Durch einstimmigen Beschluss des Stadtrates wurden auch verdiente Mitglieder der Kreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen geehrt. Karl Nik Voik erhielt eine große Ehrenurkunde für sein Wirken im Kulturbereich. Inge Konradt und Gerd Letz wurden für ihr über 30 Jahre langes, beispielhaftes und ehrenamtliches Wirken mit der Goldenen Ehrennadel, ebenfalls im kulturellen Bereich, geehrt. Eine besondere Auszeichnung im Bereich Gesellschaft erhielt Kunigunde Fischer für ihren langjährigen segensreichen Einsatz als Seniorenbetreuerin, ehemalige Stadträtin und Vorstandsmitglied der Kreisgruppe Bad Tölz-Wolf­ratshausen. Die Stadt steht vor großen Heraus­- forderungen, die es zu meistern gilt und bei ­denen die ehrenamtlichen Beiträge der Bürger weiter gefragt sind.

Walter Klemm

Schlagwörter: Geretsried, Bayern, Integration, Ehrungen

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