30. Juni 2010

„Rote Handschuhe“ bei internationalem Filmfestival Transilvania in Hermannstadt präsentiert

Bei der Hermannstädter Ausgabe des internationalen Filmfestivals Transilvania (TIFF), das vom 9. bis zum 13. Juni stattfand, wurden an drei verschiedenen Orten, darunter der Kleine Ring, preisgekrönte Filme gezeigt. Premiere hatte die Verfilmung von Eginald Schlattners Roman „Rote Handschuhe“.
Am ersten Veranstaltungsabend wurde die dreistündige „Autobiografie von Nicolae Ceaușescu“ (Regie: Andrei Ujica) gezeigt. Vor allem die jungen Besucher, die den Kommunismus in Rumänien nicht mehr erlebt haben, waren fasziniert von den vielen Archivbildern, die Ceaușescu und seine Familie in verschiedenen offiziellen und auch privaten Aufnahmen zeigten.

Der bei der Berlinale mit dem Silbernen Bären und dem Großen Preis der Jury ausgezeichnete Spielfilm „Eu când vreau să fluier, fluier“ (Regie: Florin Șerban) war ebenfalls am Kleinen Ring zu sehen. Der in einer Jugendstrafanstalt spielende Film feierte den erwarteten Erfolg. Vor allem die Mixtur aus Freiheitssehnsucht und dem Zwang, stets den starken Mann markieren zu müssen, wird im Film glaubhaft und eindringlich dargestellt.

Das Highlight des Festivals war die Ausstrahlung der Verfilmung von Eginald Schlattners Roman „Rote Handschuhe“. Wie schon beim „Geköpften Hahn“ führte auch bei dieser zweiten Romanverfilmung Radu Gabrea Regie. In Klausenburg wurde der Film „informell“ gezeigt, da sich sowohl der Autor als auch der Regisseur die Premiere in Hermannstadt erwünscht hatten. „Rote Handschuhe“ wurde gleich zwei Mal in Hermannstadt gezeigt: im Teutsch-Haus im engeren Kreis und am Abend des gleichen Tages am Kleinen Ring. Im Teutsch-Haus war auch der Romanautor Eginald Schlattner zugegen. In der spannenden Diskussion nach der Ausstrahlung waren Schuld und Unschuld, Gericht und Beichte, Verräter oder Opfer die meistbesprochenen Themen. Der Regisseur Gabrea betonte: „Durch diesen Film habe ich versucht, die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen. Es ist viel leichter den ‚Verräter’ Schlattner zu beschuldigen, als das ganze System zu analysieren.“, und fügte hinzu: „Meine Überzeugung ist, dass Schlattner auserwählt wurde, um eingesperrt und manipuliert zu werden. Deswegen drehe ich Filme, um zu zeigen, wo gelogen wurde und wird“. Schlattners Wunsch, „nicht geschont zu werden“, hat sich in Radu Gabreas Inszenierung erfüllt. Der siebenbürgische Autor schätzte, „dass nicht nur die Brutalität, sondern auch die Subtilität der Securitate dargestellt wurde.“ Er hoffe, „dass alle, die mit meiner Biografie nicht einverstanden sind, sich mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen, jenseits von Lügengeschichten, dass wir uns zusammensetzen und darüber sprechen.“, sagte Schlattner. Die diesjährige TIFF-Ausgabe wurde mit mehr als 10000 Zuschauern an den vier Veranstaltungstagen ein Erfolg.

Ruxandra Stănescu

Schlagwörter: Kultur, Film, Festival, Hermannstadt

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