9. Oktober 2010

Felsenkeller als gemeinsames Projekt in Gundelsheim eröffnet

Am 26. September wurde der Felsenkeller von Schloss Horneck feierlich für Touristenführungen eröffnet. Damit findet ein gemeinsames Projekt des Heimathauses Siebenbürgen mit Bürgern der Stadt Gundelsheim seinen erfolgreichen Abschluss.
Im hellen Foyer des Pflegeheims „Christian Phleps“ und im Schlossgraben klingen die Gläser. Rot funkelnder Gundelsheimer „Himmelreich“ wird zu Grammelpogatscherln und Hanklich gereicht. Den Anlass liefert dieses Mal eine finstere, endlos lange Kellertreppe. Vom Schloss führt sie durch den Felsen tief hinunter bis zum Neckar. Hier soll der Deutschmeister Friedrich von Cleen vor den brandschatzenden Bauernhaufen unter Götz von Berlichingen geflohen sein. Das ist allerdings nur ein Gerücht.

„Wengerter Karl“ aber weiß zu berichten, dass dieser Felsenkeller im Krieg eine bombensichere Zuflucht für die Gundelsheimer war. Gespannt folgen die Heimbewohner und ihre Gäste den Ausführungen und Geschichten von Klaus Liebler, dem Stadt- und Weinführer. Der hat mit dem gruselig romantischen Felsenkeller schon lange liebäugelt. „Daraus müsste man einen besonders spannenden Anziehungspunkt für die touristische Erschließung des mittelalterlichen Städtchens machen können!“ Seine Idee war es, das alte Gemäuer von Gerümpel zu befreien und für Touristen zugänglich zu machen. Damit fand er beim Eigentümer, dem Hilfsverein „Johannes Honterus“, sofort volle Unterstützung. Dessen Vorsitzender erweiterte auch gleich das Konzept: „Das alte Gewölbe eignet sich vorzüglich als Weinkeller. Da kann zwischen alten Fässern junger Gundelsheimer kredenzt werden. Genau gegenüber dem finsteren Felsenkeller liegt schließlich das „Himmelreich“, Gundelsheims herrlich sonnige Steillage am Neckarufer. Bei Samtrot und Silvaner sollen die Besucher erfahren, dass auch in Siebenbürgen seit Jahrhunderten qualitätsvoller Weinbau betrieben wird. Ansprechende Informationstafeln zeichnen den Weg von der Mosel über die Kokel bis zum Neckar nach. Sie sollen die Besucher auf das Siebenbürgische Museum oben im Schloss neugierig machen. Dort findet die Weinkultur in den kostbaren Abendmahlskelchen sächsischer Silber- und Goldschmiede ihre Krönung.“
Herzlicher Empfang für die Bürgermeisterin Heike ...
Herzlicher Empfang für die Bürgermeisterin Heike Schokatz (Mitte), links die Heimbewohnerin Inge-Maya Rieger und deren Nichte Petra Müller. Foto: Jutta Fabritius
Von der Idee zur Umsetzung war es kein einfacher Weg, doch viele halfen mit. Eine neue Beleuchtung musste installiert und die alten eingerosteten Tore und Türen erneuert werden. Qualitätsarbeit vom Feinsten wurde geleistet. Jetzt aber wird der erfolgreiche Abschluss dieser Arbeiten gebührend gefeiert. Bürgermeisterin Heike Schokatz und Dr. Bernhard Lasotta, Mitglied des Landtags von Baden Württemberg, freuen sich über die neue Touristenattraktion und feiern zusammen mit den Heimbewohnern, den Helfern und den Vorstandsmitgliedern des Hilfsvereins.

Schließlich steigt „Wengerter Karl“ mit seiner neugierig gewordenen Gefolgschaft die steile Felsentreppe hinunter. Die Heimbewohner lassen sich mitreißen. Der gute Wein gibt Schwung und vergessen sind alle „Wehwehchen“. Hinunter geht es durch das langgezogene, gruselige Gewölbe. Kein Ende ist zu sehen. Man tastet sich vorwärts, die feuchten Wände glänzen im schwachen Licht der nackten Birnen ... und plötzlich öffnet sich hell das Tor zum „Himmelreich“. Hier wird im nächsten Frühjahr rechts und links je eine siebenbürgische und eine Gundelsheimer Rebe gepflanzt. Jetzt aber steht Herr Englert, der Nachbar von gegenüber, an einem dampfenden Kessel und serviert Weißwurst, Brezeln, Bier und Schnaps als Stärkung für den beschwerlichen Rückweg.

Dieses gemeinsame Projekt von Siebenbürgern und Gundelsheimern bringt schon mit der Eröffnungsfeier Neues und angenehme Abwechslung in den Alltag der Heimbewohner. Es steigert die Attraktivität der Stadt für Touristen und macht viele Menschen mit siebenbürgischer Kunst und Geschichte bekannt.

Berndt Schütz

Schlagwörter: Gundelsheim, Tourismus, Horneck

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