26. März 2011

DAV-Nachrichten: Südamerika-Expedition

Zum Jahreswechsel 2010/2011 ist es vier Sieben­bürgern gelungen, den höchsten Gipfel Südamerikas, den Cerro Aconcagua (6962 m), und den höchsten Vulkan der Erde, den Nevado Ojos del Salado (6893 m) in der Atacama-Wüste, zu besteigen. Den Aconcagua hatten schon 2004/2005 Egin Scheiner und Reinhold Kraus von der Alpingruppe Adonis der Sektion Karpaten des DAV und im Dezember 2009 im Alleingang der gebürtige Kronstädter Klaus Petzak bezwungen.
An der Unternehmung zum Jahreswechsel 2010/2011 nahmen teil: Christian Copony aus Tartlau, Geschäftsführer eines Textilunternehmens in Ismaning (bei München), Heinz Christian Krempels aus Kronstadt, Chemiker in Krefeld, sowie Picki und Johannes Philippi, beide aus Hermannstadt. Picki ist Ingenieur für Luftfahrt und wohnt in Sauerlach und Johannes Philippi ist Entwicklungsingenieur in München und Mitglied der Bayerischen Bergwacht.

Der Transfer von München/Düsseldorf nach Mendoza klappte reibungslos. Nach den letzten Vorbereitungen konnte der Anmarsch vom Parkeingang nahe Penitentes zum Basislager des Cerro Aconcagua auf 4200 m Höhe begonnen werden. Für die rund 42 km brauchten die Gruppe zwei Tage. Der Aufstieg vom Basislager über das Hochlager „Campo 1“ (5000 m) bis in das zweite Hochlager „Campo Guanacos“ (5500 m) verlief fast im Zeitlupentempo, weil Pausen zum Erholen und Akklimatisieren gemacht werden mussten. Im ersten Hochlager wurde Weihnachten gefeiert. Man wünschte der Familie zu Hause über Satellitentelefon alles Gute, sang Weihnachtslieder und genoss Hannes' selbstgebackene Kekse. Der Gesang ließ einen australischen Bergsteiger unter der Auswirkung der Höhe zweifeln, ob die Melodien real oder seinen Halluzinationen zuzuschreiben waren.

Im Hochlager Guanacos fegte ein Schneesturm über die Zelte und ließ das Schmelzwasser des Gletschers einfrieren. Nach drei Tagen erzwungener Ruhe ging es weiter ins Hochlager Cólera (5980 m), wo die Gruppe von eisigem Wind und Schneegestöber empfangen wurde. Die Temperatur sank auf -25° C. Am folgenden Tag stapften die vier zum Lager Independencia (6400 m). Langsam besserte sich das Wetter, so dass der weitere Aufstieg unter sehr guten Bedingungen erfolgte. Auch die körperliche Ver­fassung stimmte, abgesehen von den Eiszapfen an den Nasen. Der Sauerstoffmangel und die in dieser Höhe manchmal auftretende Übelkeit stellten sich erstaunlicher Weise nicht ein. Gegen 16.40 Uhr erreichten die vier Siebenbürger Sachsen schließlich den Gipfel des Cerro Aconcagua. Bei ausgezeichneter Stimmung machten sie unvergleichliche Gipfelfotos und stimmten die Freudenhymne „Überall auf der Welt scheint die Sonne … Prost“ an. Zurück im Cólera-Lager wurde das Zelt zum Schlafen besetzt. Es war der 31. Dezember 2010, ein ereignisreicher Tag am Ende eines Jahres voller schöner Erinnerungen.

Der Abstieg erfolgte über die gleiche Route und zog sich schier endlos im Vacas-Tal zum Parkausgang hin. Im Lager „pampa de leña“ , eine Tagesetappe vom Parkausgang entfernt, waren Gauchos beim Grillfest versammelt. Nachdem sich Enzo mit ihnen auf spanisch unterhalten hatte, kam einem der Ranger die Idee, den Freunden eine Kostprobe der argentinischen Gastfreundschaft anzubieten – bestehend aus Hähnchen- und Rindfleisch mit Brot. Die Überraschung und die Dankbarkeit waren groß: Nach all den Tagen der Kraftnahrung war das frische Fleisch innerhalb kürzester Zeit aufgegessen. Zur Erheiterung der Gauchos bedankte man sich mit „Viva Argentina“ und einem Andenken des Fußballvereins Bayern München.

Von Puente del Inca ging es über Santiago de Chile mit dem Mietwagen weiter Richtung Norden. Ziel war Copiapó, ein Ausgangspunkte für Touren in die Atacama-Wüste, dem trockensten Ort unseres Planeten. Hier befindet sich der Ojos del Salado („Augen des Salzsees“). Nach 270 km Fahrt erreichten die vier die „Laguna Verde“, einen dunkelblauen Salzsee inmitten einer Landschaft aus Sand und Stein, an dessen Ufer sich Thermalquellen befinden. Nach einer weiteren Übernachtung bestiegen die Freunde die Spitze des inaktiven Vulkans. Dank noch vorhandener Akklimatisation verursachte die Höhe keine Anpassungsschwierigkeiten. Die Aussicht von oben war atemberaubend: Weitere erloschene Vulkane in allen Erdfarben und teilweise vergletschert, die tiefblaue Laguna Verde, Büßerschneefelder mitten in der Wüste und die Verbindungsstraße zwischen Argentinien und Chile konnte man in der klaren Luft bewundern.

Anschließend wurde die Rückfahrt nach Copiapó angetreten, von wo aus der Weg an der Küstenstraße des Pazifiks entlang südwärts führte, über Städte wie Bahia Inglesa und La Serena, zum Flughafen von Santiago de Chile. Unterwegs ließen sich der Besuch der Inseln Choros und Damas mit ihren Humboldt-Pinguinen und ein Bad im kalten, reißenden Pazifik einbauen.

Von Santiago führte der Rückflug über Buenos Aires und Madrid, mit vielen angenehmen Erinnerungen im Gepäck, wieder nach Deutschland zurück.

Heinz Christian Krempels

Schlagwörter: DAV, Südamerika, Reise

Bewerten:

15 Bewertungen: ++

Neueste Kommentare

  • 30.03.2011, 08:57 Uhr von hawer: ... SUPER LEISTUNG!!! [weiter]
  • 30.03.2011, 08:43 Uhr von Siegbert Bruss: Hallo HansP, besten Dank für den Hinweis. Die Fehler habe ich soeben korrigiert. Mit herzlichen ... [weiter]
  • 29.03.2011, 21:54 Uhr von HansP: Leider sind bei der Veröffentlichung des Artikels im ersten Absatz Fehler unterlaufen: Richtig ... [weiter]

Artikel wurde 3 mal kommentiert.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.